Mit Blumen und Fichtenspitzen gestalteten Freiwillige früher auf dem Stadtsteinacher Kirchplatz einen prächtigen Teppich. Heuer fällt der alte Brauch aus.
In den vergangenen Jahren hatte es das Wetter den Blumenteppich-Legern in Stadtsteinach nicht selten schwer gemacht. Mal war es zu heiß und die Blumen schon verblüht, mal zu kalt, mal zu regnerisch. Trotzdem ließ sich Gabriele Titze jedes Jahr etwas einfallen lassen und notfalls immer im letzten Moment improvisiert.
Gabriele Titze ist katholisch und stammt aus Hohenberg. "Ich habe mir die Motive ausgedacht. Mein Mann Reinhardt, der übrigens evangelisch ist, musste sie dann ins Reine zeichnen. Denn das konnte ich nicht so gut", erzählt Titze. Doch aus gesundheitlichen Gründen und wegen des fortgeschrittenen Alters können Reinhardt und Gabriele Titze heuer nicht mehr ihres Amtes walten.
"Es geht nicht mehr"
"Ich habe das immer gerne gemacht, aber es geht nicht mehr. Mein Mann ist über siebzig, ich gehe auf die siebzig zu", sagt Gabriele Titze.
Insgeheim hatte gas Ehepaar gehofft, dass sich doch noch jüngere Blumenteppich-Designer finden würden. Bis zuletzt hatte die Feuerwehr nach "Ersatz" gesucht - vergeblich. Deshalb wird es in diesem Jahr auf dem Stadtsteinach Kirchplatz definitiv keinen Blumenteppich geben.
"Es ist auch nicht damit getan, dass jemand den Entwurf macht. Man muss sich auch umsehen, wo man die passenden Blumen dazu findet und alles andere organisieren", erklärt der Vorsitzende Feuerwehr, Hans-Jürgen Hempfling. Er dankt dem Ehepaar explizit für die super Arbeit in den vielen Jahren. "Wir sind froh, dass die Titzes es so lange gemacht haben. Vielleicht findet sich ja nächstes Jahr ja wieder jemand, der alles in die Hand nimmt", hofft Hempfling, dass der Brauch nicht endgültig ausstirbt. "Ich denke Sammler, die mithelfen, die Blumen zu pflücken, würden wir von der Feuerwehr schon zusammenbekommen"; sagt er.
Hierfür kämen auch Kinder und Jugendliche in Frage.
Um 3 Uhr morgens ging es immer los
Die Blumen wurden immer im kühlen Keller der Titzes zwischengelagert, gewendet, mit Wasser besprüht. Und am Fronleichnamstag morgens ab 3 Uhr, also mitten in der Nacht, wurde der Blumenteppich dann ausgelegt. Schließlich musste zur Prozession alles fertig sein.
"Es ist natürlich schade, dass sich das alles so entwickelt hat", kommentiert Pfarrer Wolfgang Eßel die Situation. "Wir müssen schauen, ob es vielleicht nächstes Jahr wieder jemanden gibt, der einen Blumenteppich legen möchte", sagt der Geistliche. Doch eine konkrete Idee, wer das sein könnte, hat auch er nicht.
"Wir haben überall rumgefragt"
"Wir haben überall rumgefragt, aber wir haben einfach niemanden gefunden", bedauert der Vorsitzende der Feuerwehr die Entwicklung. Mesner Andreas Dremer, der auch stellvertretender Vorsitzender des Gartenbauvereins ist, muss ebenfalls abwehren. "Wir vom Gartenbauverein haben leider auch nicht die Leute, um so etwas zu übernehmen", sagt er. Denn man übernehme alljährlich schon die Pflanzaktion bei der Kirche und beim Tempelgärtchen. Damit seien die freiwilligen Helfer schon gut ausgelastet.
Dremer allerdings weiß, dass sich die Prozession in den letzten Jahren sehr verändert hat. Früher gab es auch vor der Polizei einen Altar, später dann in der Wehrstraße. Erst seit der Jahrtausendwende existiert der Altar vor dem Marterl auf dem Kirchplatz. Und der wird auch in Zukunft von der Feuerwehr betreut, verspricht Vorsitzender Hans-Jürgen Hempfling.