Von Espoo über Halifax nach Peking

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Die Neuenmarkterin Yvonne Rothemund wird beim Nations-Cup 2018 in Füssen von den Kanadierinnen (links) und Loren Gabel (rechts) verfolgt. Im WM-Viertelfinale am Donnerstagabend in Finnland waren die Nordamerikanerinnen für Deutschland eine Nummer zu groß. Foto: Imago
Die Neuenmarkterin Yvonne Rothemund wird beim Nations-Cup 2018 in Füssen von den Kanadierinnen (links) und Loren Gabel (rechts) verfolgt. Im WM-Viertelfinale am Donnerstagabend in Finnland waren die Nordamerikanerinnen für Deutschland eine Nummer zu groß.  Foto: Imago
Yvonne Rothemund in der WM-Eisarena von Espoo in Finnland. Foto: privat
Yvonne Rothemund in der WM-Eisarena von Espoo in Finnland. Foto: privat
 

Die Neuenmarkter Nationalspielerin hat gerade die WM in Finnland auf Platz 7 beendet - und setzt sich schon die nächsten Ziele.

Die Eiszeit ist vorbei - jetzt freut sich Yvonne Rothemund höchstens noch auf etwas Gefrorenes in der Waffel. Donnerstagabend war für die 26-jährige Eishockey-Nationalspielerin Schlusspfiff bei der Weltmeisterschaft in Finnland. Nicht allzu überraschend ereilte die deutsche Frauenmannschaft im Viertelfinale gegen den haushohen Favoriten Kanada das Aus. 0:5 (0:1, 0:2, 0:2) hieß es am Ende gegen den zehnfachen Weltmeister, der heute im Halbfinale auf Finnland trifft. Das zweite Vorschlussrundenspiel bestreiten Russland und die USA. Yvonne Rothemund ist auch mit Platz 7 hochzufrieden: "Wer kann schon behaupten, zu den besten acht Mannschaften der Welt zu gehören?" Schließlich haben die deutschen Damen ihr "primäres Ziel", den Klassenerhalt bei der A-WM mit Platz 2 in der Vorrundengruppe B geschafft.

Jetzt geht's zum Klettern

Das Spiel gegen Kanada hat aber gezeigt, wie groß immer noch der Rückstand zu den allerbesten Teams aus Nordamerika und Skandinavien ist. "Es hätte wesentlich höher als 0:5 ausgehen können. Aber mit den amerikanischen Mannschaften darf man sich aber nicht vergleichen, denn dort hat Frauen-Eishockey ein ganz anderes gesellschaftliches Ansehen. Da spielen die Mädchen schon in der Schule Eishockey", sagt Yvonne Rothemund, die nach einem Oster-Urlaub ("Ich freue mich jetzt aufs Ausspannen und Klettern") wieder zur 40-Stunden-Woche als Groß- und Außenhandelskauffrau in einer Firma in Ismaning antreten muss. "Wenn man das den kanadischen Nationalspielerinnen erzählt, lachen die sich kaputt", meint Rothemund.

Dabei gewinnt das Frauen-Eishockey in Deutschland immer mehr an Stellenwert. "Früher haben wir noch 40 oder 50 Euro für einen Nationalmannschafts-Lehrgang zahlen müssen oder uns vor einer Jugend-WM für 20 Euro einheitliche Trainingsanzüge machen lassen", erinnert sich Rothemund. Inzwischen werden die Eishockey-Nationalspielerinnen vor einer WM immerhin mit "schicken Klamotten" ausstaffiert, wie Rothemund berichtet. Die Pionierarbeit findet sie spannend. "Es ist schon cool, daran mitzuwirken, dass das Frauen-Eishockey in Deutschland immer professioneller wird", sagt die Neuenmarkterin.

Der neue Bundestrainer Christian Künast hat in seiner nur zweimonatigen Amtszeit diese Aufbauarbeit immens forciert. "Man merkt, dass er aus dem Herrenbereich kommt, da weht gleich ein ganz anderer Wind. Er hat zum Beispiel das Video-Coaching eingeführt", sagt Yvonne Rothemund über den früheren Nationaltorhüter.

Lob vom Bundestrainer

Der von ihr Gelobte gibt das Kompliment zurück: "Die Mannschaft hat auch im letzten Turnierspiel eine sehr gute kämpferische Leistung gezeigt und bis zur letzten Minute gegen einen übermächtigen Gegner alles gegeben. Letztlich sind wir unter den Top 8 der Welt gelandet - dies ist ein toller Erfolg für das deutsche Frauen-Eishockey." Yvonne Rothemund war mit ihrer Leistung auch zufrieden. "Alle Spiele liefen ganz gut für mich. Aber es ist ja schon jedes Mal ein Erfolg, als eine von 23 Spielerinnen nominiert zu werden." Die 26-Jährige muss jetzt "die Erfahrung sacken lassen" und will sich dann im Sommer wieder mit intensivem Athletik- und Konditionstraining auf die nächste Saison vorbereiten. Denn Yvonne Rothemund möchte nicht nur 2019 wieder zur WM (dann im kanadischen Halifax) fahren, sondern auch in zwei Jahre später noch zum elitären Kreis der besten 23 deutschen Puckjägerinnen gehören. Dann will sie sich endlich ihren Traum von Olympia erfüllen und nach Peking fliegen - um das Trauma der 1:3-Niederlage 2017 im entscheiden Qualifikationsspiel um das Olympia-Ticket gegen Japan zu bewältigen.