Der Trick mit dem Trinken - oder wie ein Kulmbacher Deutscher Meister werden will

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Welcher Sixpack sich unter dem T-Shirt von Jan Weinlein verbirgt, sieht man am Samstag in der Kulmbacher Stadthalle. Da geht der 23-Jährige als Mitfavorit um die Deutsche Fitness-Meisterschaft ins Rennen. Foto: privat
Welcher Sixpack sich unter dem T-Shirt von Jan Weinlein verbirgt, sieht man am Samstag in der Kulmbacher Stadthalle. Da geht der 23-Jährige als Mitfavorit um die Deutsche Fitness-Meisterschaft ins Rennen. Foto: privat
Jan Weinlein einst und heute. Auf der linken Seite ein Bild von 2011, rechts eine aktuelles. Fotos: privat
Jan Weinlein einst und heute. Auf der linken Seite ein Bild von 2011, rechts eine aktuelles. Fotos: privat
 
Fünf Mal die Woche schindet sich Jan Weinlein im Fitnessstudio. Foto: privat
Fünf Mal die Woche schindet sich Jan Weinlein im Fitnessstudio. Foto: privat
 
Die 14-jährige Celina Bär aus Himmelkron gehört zu den Favoritinnen bei den Damen. Foto: privat
Die 14-jährige Celina Bär aus Himmelkron gehört zu den Favoritinnen bei den Damen. Foto: privat
 

Am Samstag, 17. September, werden in Kulmbach die Deutschen Fitness-Meister gekürt. Zwei Lokalmatadoren träumen vom Sieg in ihren Klassen.

Wer schön sein will... Und so nimmt Jan Weinlein derzeit unglaubliche körperliche Leiden auf sich, um am Samstag topfit vor heimischem Publikum auf der Bühne zu stehen. Jeder Muskel, und davon besitzt der 23-jährige Kulmbacher augenscheinlich sehr viele und dazu noch gut trainierte, soll möglichst in Perfektion aus seinem athletischen Körper herausstechen. Und die Jury dermaßen beeindrucken, dass sie den Lokalmatadoren zum Deutschen Fitness-Meister in der Sportmodel-Klasse kürt. "Ich will natürlich gewinnen", sagt der studierte Bauingenieur, der bei der Firma AGO arbeitet, selbstbewusst.

Eineinhalb bis zwei Stunden schwitzt Jan normalerweise im Fitnesstudio, und das an sechs Tagen der Woche. Brust, Schulter, Trizeps, Rücken, Bizeps - kaum einen Muskel seines Körpers, den der Blondschopf nicht trainiert. Doch diese Woche ist alles anders.
"Direkt vor dem Wettkampf entwässert man, um möglichst definiert aufzutreten." Will heißen, der Wasseranteil im Körper muss vorübergehend so weit reduziert werden, dass die Haut möglichst straff auf den Muskeln liegt. Und das geht so: Anfang der Woche trinkt Jan täglich noch 14 Liter, um diese immense Menge dann schlagartig zu reduzieren. Damit überlistet er seinen Körper. "Man muss weiter ständig aufs Klo und entwässert dadurch", verrät Jan Weinlein die Tricks der Szene.


Sechs Kilo abgenommen

Heute leidet er besonders, denn da darf er nur noch einen Liter trinken, am Wettkampftag selbst gar nichts. "Vor dem letzten Wettkampf habe ich in einer Woche sechs Kilo verloren", sagt der 23-Jährige, dem zwar bewusst ist, dass so eine Aktion nicht besonders gesund ist. Doch bleibt das die Ausnahme - ansonsten achtet Weinlein genau auf seine Ernährung ("Sie ist ein großer Faktor, macht 60 bis 70 Prozent aus") und trinkt so gut wie keinen Alkohol. In der Vorbereitung isst er vor allem Fisch, Oliven, Nüsse, Putenfleisch, oder Gemüse - und das alles ohne Gewürze.


Fitnessbranche boomt

Die Fitnessbranche in Deutschland boomt wie nie. Gerade bei Jugendlichen ist es in, seinen Körper zu trainieren. Und in den sozialen Netzwerken gibt es immer mehr Fitness-Freaks, die inzwischen so viele Fans haben, dass sie durch Werbung - oft auf Schleichwegen - von ihrem Hobby leben können. Wie Jil, ein mit Tattoos übersäter Star der Fitness-Szene aus Hamburg, der für Jan Weinlein ein großes Vorbild ist. Kennengelernt hat er den Muskelprotz (seine Facebook-Seite "Road to Glory By Jil" hat über 1 Million Fans) auf der FIBO, der Fitnessmesse in Köln, und ihn nun in seiner Heimatstadt Hamburg besucht. Von Jil und anderen Fitness-You-Tubern holt sich Jan viele Tipps.

Jan Weinlein kickte früher bei der JFG Maintal/Friesenbachtal, jetzt beim ATS Kulmbach II. Aber nur als Ausgleich zum Bodybuilding, wie man landläufig sagt. Diesen Sport hat er während seines Studiums entdeckt. "Das habe ich als Ausgleich in der Prüfungszeit gebraucht." Seinen ersten Wettkampf bestritt der 23-Jährige erst im Frühjahr - und wurde in Wunsiedel auf Anhieb Deutscher Fitness-Meister in der Newcomer-Klasse.

Jan Weinlein trainiert auf eigene Faust, bei Wettkämpfen coacht ihn sein Kumpel Konstantin Henkel. Um besser zu werden, setzt Jan seinen Körper immer wieder neuen Reizen aus. Dabei gilt aber für ihn immer der Grundsatz, Klasse statt Masse: "Alles muss noch ästhetisch wirken." Dabei ist dem 23-Jährigen durchaus bewusst, dass der Drang, seinen Körper zu perfektionieren, zur Sucht werden kann. Eine Grenze hat aber der ganze Spaß für Jan: "Doping kommt für mich nicht in Frage, man muss auch an später denken."

Und was entgegnet Jan Weinlein auf das Vorurteil, Bodybuilder hätten nicht wirklich Kraft? Der 23-Jährige grinst: "Wer das behauptet, den lade ich gerne ein, eine Trainingseinheit mit mir zu machen."


Celina Bär für WM nominiert

Der Deutsche Fitness- und Fitnessmodel-Verband (DFFV) ist unter den mittlerweile fünf aktiven Verbänden im Fitness- und Bodybuildingbereich der einzige Verband, der als Sportverband anerkannt ist. Die vom DFFV ausgetragenen Wettbewerbe werden vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) unter der Sportart Fitness/Kraftsport geführt.

Seit 2013 richtet der DFFV Meisterschaften aus, nun erstmals in Kulmbach. Am Samstag, 17. September, ab 19 Uhr werden in der Dr.-Stammberger-Halle die Deutsche Meister in den Klassen Sportfitness, Sportmodel und Figur gekürt. Die Meisterschaft ist gleichzeitig Qualifikation für die Weltmeisterschaft des weltweit größten Fitnessverbandes, der World Fitness Federation (WFF) am 6. November in Dublin (Irland).

In Kulmbach werden über 50 Teilnehmer erwartet. Hoffnungen auf einen Titel darf sich neben Jan Weinlein auch die 14-jährige Celina Bär aus Himmelkron machen. Sie geht als heiße Kandidatin auf den Titel in der Damen-Sportfitnessklasse an den Start. Aufgrund ihrer Leistungen bei der Deutschen Jugendmeisterschaft und ihrer Nominierung für die Jugend-Weltmeisterschaft in Belgrad (Serbien) hat sie bereits eines von nur zwei vorab vergebenen WM-Tickets für Dublin in der Tasche.