Sogar die "Bild" war in Marktschorgast

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"Bild" berichtete auf der Homepage groß über das Urteil und ging nicht gerade zimperlich mit dem Landratsamt um, spricht von "Bürokraten" und einer Abrechnung der Richterin. Screenshots: FT
"Bild" berichtete auf der Homepage groß über das Urteil und ging nicht gerade zimperlich mit dem Landratsamt um, spricht von "Bürokraten" und einer Abrechnung der Richterin.  Screenshots: FT
 
 

Mit dem Taxi zur Schulbushaltestelle: Der Fall des 13 Jahre alten Marc aus Ziegenburg sorgt bundesweit für Schlagzeilen.

Das Urteil schlägt bundesweit Wellen und hat es in die großen deutschen Medien geschafft: Auf den Internet-Seiten von Bild, Spiegel und Süddeutscher Zeitung wird groß über den Fall des 13 Jahre alten Marc Landendörfer berichtet, der nun das ganze Jahr mit dem Taxi von Ziegenburg zur Schulbushaltestelle nach Marktschorgast gefahren wird - auf Kosten des Landkreises. Bislang war das nun im Winter der Fall.

Dabei nimmt die "Bild" wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. Aber ein wichtiges Detail stimmt bei ihr - wie bei vielen weiteren Medien - nicht: Der Bub wird nicht mit dem Taxi bis zur Schule gebracht, sondern nur zur Bushaltestelle.

Wie gestern auch unsere Zeitung berichtete, ging der Entscheidung ein Ortstermin des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs voraus, der am Dienstag eigens nach Marktschorgast gekommen war, um sich von der Situation selbst ein Bild zu machen: 2,3 Kilometer lang ist der Weg des Jungen zur Schulbushaltestelle. Von dort geht es mit dem Bus weiter zur Realschule nach Gefrees. Ein Teil des Fußwegs, ein guter Kilometer, verläuft auf einem unübersichtlichen, einsamen Überlandweg.

Jahrelang hatte Marcs Stiefvater Günter Landendörfer dafür gekämpft, dass das Landratsamt das ganze Jahr eine einfache Taxifahrt am Tag für den Jungen bezahlt - nicht nur im Winter. Die andere Fahrt - entweder zur Haltestelle oder zurück - kann in der Regel die in Schichtarbeit tätige Mutter übernehmen, die das einzige Auto der Familie nutzt. Sie kann eine Entschädigung von 25 Cent pro Kilometer geltend machen, wenn sie den Buben fährt.

Die "Bild" berichtet von einem "bizarren Ortstermin", zu dem Bayerns oberste Verwaltungsrichter ins "beschauliche Ziegenburg in Oberfranken" kamen. Inklusive Foto der Richter auf der Straße. Laut "Bild" gibt es "keinen Fußweg, keine Laterne, zwölf Prozent Gefälle und ins Tal donnernde Laster", dazu "Bürokraten", die nur im Winter 16,50 Euro für einen täglichen Taxi-Transfer erstattet hätten. Deshalb rechnet Richterin Mechtild Klein laut "Bild" nach dem Ortstermin mit dem Landratsamt ab: "Die Straße ist kaum einsehbar, der Kläger potenziellen Straftätern schutzlos ausgesetzt. Dazu sehen wir die Verkehrsgefährlichkeit."

Im Landratsamt Kulmbach kann man über die Berichterstattung nur den Kopf schütteln. "Allein schon das Foto ist irreführend, denn Marc musste noch nie im Winter zur Haltestelle laufen", stellt Juristin Kathrin Limmer klar. Seit dem Schuljahr 2016/17 sei der Junge schon von November bis April mit dem Taxi gefahren worden.

Im Sommer, wenn der Junge laufen musste, sei es hell auf der Strecke, da sei auch keine Laterne nötig, wie die Bild geschrieben habe. Von einem "bizarren Ortstermin" kann nach den Worten von Kathrin Limmer auch keine Rede sein. "Das hört sich irgendwie nach komischen, gruseligen Gestalten an", sagt sie. So ein Ortstermin sei ein ganz normaler Verfahrensbestandteil.