Trotz ihrer 77 Jahre hat Elfriede Stenglein keine Zeit, denn sie arbeitet noch halbtags in der Zimmerei. Trotzdem wird sie nicht müde, immer wieder neu eine Lanze für den Chorgesang zu brechen. Die Serenade im Schlosshof Wernstein wird ein Höhepunkt.
Andere Frauen, die die 70 überschritten haben, setzen sich zur Ruhe. Doch das hat Elfriede Stenglein nicht im Sinn. Sie engagiert sich für die Sängergruppe Mainleus, sorgt auch selbst dafür, dass der Chorgesang hochgehalten wird und bleibt durch ihr Engagement jung. "Ich bin seit sechs Jahren Vorsitzende der Sängergruppe, vorher war ich 25 Jahre Kassiererin", erzählt Elfriede Stenglein. Außerdem singt sie seit 1970 Alt im Gesangverein Schwarzach-Schmeilsdorf. "So lange ich singen kann, bleibe ich dabei", sagt Elfriede Stenglein.
Sehnsuchtsvoll-getragen Persönlich geht sie ein Mal pro Woche zur Probe. Und am liebsten hat sie die klassischen Lieder mit kirchlichem Hintergrund.
Wenn es nach dem Geschmack von Elfriede Stenglein geht, dann dürfen die Lieder ruhig sehnsuchtsvoll-getragen sein.
Doch nicht nur zur Probe singt die 77-Jährige, sondern auch zu Hause im stillen Kämmerlein hat sie immer ein Liedchen auf den Lippen. "Ohne Musik wäre alles nichts", sagt Elfriede Stenglein und hat sich - auch durch den Chorgesang - ihre gute Laune bewahrt. Die Musik hält sie lebendig.
Elfriede Stenglein war die erste Frau, die in der Sängergruppe Mainleus Verantwortung auf höchster Ebene übernommen hat. 25 Jahre füllte sie das Amt der Kassiererin aus. Seit 2009 steht sie nun an der Spitze. "Aber es hat sich viel geändert, denn wir sind jetzt alles Frauen", lacht Stenglein.
Hannelore Lindner ist die stellvertretende Vorsitzende, Rita Oppelt Schriftführerin und Gabi Herold ist Kassiererin.
Mancher hat kaum Zeit zu proben Auch in den Chören sind die Frauen längst in der Überzahl. "Die Chöre haben es nicht leicht, denn die Leute müssen heute beruflich so flexibel sein, dass es für sie oft schwierig wird, auch noch zur Singstunde zu gehen. Und manche schaffen das einfach nicht", kennt Stenglein das Dilemma. Und natürlich ist es auch für die Frauen nicht leicht, alles unter einen Hut zu bekommen: Familie, Kinder, Berufstätigkeit. "Früher gab es die Großfamilien oder die Großeltern waren in der Nähe, das ist heute alles nicht mehr so", hat Stenglein Verständnis, wenn es eben so manche Frau, die gerne singen würde, dann doch nicht schafft.
"Aber wenn Schüler oder junge Leute singen, geht mir immer das Herz auf. Mir ist eigentlich egal, was sie singen - Hauptsache, sie singen überhaupt", sagt Stenglein. Privat geht sie gerne zu Schulkonzerten oder Schulaufführungen. "Die jungen Leute singen so gut heute - das ist wirklich enorm", schwärmt Stenglein.
Natürlich liegt es immer ein bisschen auch am Repertoire, wenn nicht so viele junge Leute in die Chöre kommen. "Aber wir haben in der Sängergruppe Mainleus einige Chöre, die auch jüngere Sänger haben", sagt Elfriede Stenglein. "In den siebziger Jahren wurde an den Schulen gar nicht mehr gesungen - diesen Bruch spüren wir jetzt. Ich hatte ja selbst Kinder", sagt Stenglein. Doch heute ist das wieder anders.
Jungen Menschen Mut machen "Wenn ein Chorleiter aufgeschlossen ist, dann singt er auch mal was anderes.
Wir haben doch, als wir jünger waren, auch andere Sachen gesungen - wir haben schon vor zwanzig Jahren Gospels gesungen oder französische Sachen oder ,La Montanara‘", erzählt Elfriede Stenglein. Und vor allem gehe es nicht immer nur um die Leistung, sondern auch um die Gemeinschaft, um Beisammensein, um Geselligkeit. Deshalb kann sie auch jüngeren Menschen nur Mut machen, die heimischen Chöre zu unterstützen. "Am Besten ist es, wenn nicht nur ein einzelner kommt, sondern gleich eine ganze Gruppe", sagt Stenglein.
In der eigenen Familie jedenfalls hatte Elfriede Stenglein die Musikbegeisterung weitervererbt. Einer ihrer Söhne ist sogar Kirchenmusikdirektor. Jetzt freut sich Stenglein auf die große Serenade am Wochenende. Sie soll ein Höhepunkt werden, denn schließlich wird die Sängergruppe 75 Jahre alt.
"Wir hoffen, dass recht viele Zuhörer kommen und die vielen Chöre hören wollen", sagt Stenglein. Übrigens wird es die nächste Serenade im Veitlahmer Schlosshof erst wieder in zwei Jahren geben. Denn die Sängergruppe Mainleus initiiert jedes Jahr ein großes Konzert - im Schlosshof oder in der Kirche. Und im nächsten Jahr steht das kirchliche Konzert auf dem Programm.