Sex, Schund und Schmalz

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Zwei ausgewiesene Expertinnen in Sachen Literatur: Hanuta Gonzales, die "Meise von Gaustadt" (links) und die Putzfrau Frau Goeller ("mit oe wie Goethe"). Foto: Rüdiger Baumann
Zwei ausgewiesene Expertinnen in Sachen Literatur: Hanuta Gonzales, die "Meise von Gaustadt" (links) und die Putzfrau Frau Goeller ("mit oe wie Goethe").  Foto: Rüdiger Baumann

Wenn Hanuta Gonzales und Ursula Gumbsch in ihrem Programm "Shades of Schmalz" Bücher erklären, tobt das Publikum vor Vergnügen.

Haben Sie "Fifty Shades of Grey" gelesen? Fanden Sie das Buch lustig? Vermutlicht nicht. Es gehört schon eine besondere Sichtweise zu, um dem Bestseller, der als Inbegriff moderner erotischer Literatur gehandelt wurde, komische Seiten zu entlocken.
Hanuta Gonzales und Ursula Gumbsch schaffen das. Die beiden sind Akteure des "Nana-Theaters" aus Bamberg und gehen, unter anderem, mit einem Literaturprogramm auf Tournee. In dessen Mittelpunkt steht "Fifty Shades of Grey". Drumherum ranken sich Betrachtungen zu anderen Büchern aus dem Genre Sex, Schmutz, Schund, Schmalz und Triviales. Das alles serviert in einer Melange aus Slapstick, Comedy und Kabarett, garniert mit ein bisschen Travestie.


Das sollte man nicht lesen

Was dabei herauskommt, ist nicht nur eine Hitliste der Bücher, die man auf keinen Fall gelesen haben sollte - sondern vor allem auch zum Brüllen komisch.
Das liegt unter anderem an Hanuta Gonzales ("die Meise von Gaustadt", manchmal auch ganz bürgerlich als Schauspieler und Sänger Arnd Rühlmann unterwegs). Sie - oder Er oder Es? Man weiß es nicht so genau - dominiert beim Gastspiel im "Baumann" in Ziegelhütten anfänglich mit ihrer schrillen Erscheinung die Bühne, während Ursula Gumbsch in der Rolle der Ursula Gumbsch als kleine, verhuschte, verklemmte Maus erscheint, sich später aber als ganz großartige Komödiantin entpuppt und in der Rolle der lesefreudigen Putzfrau Frau Goeller ("mit oe wie Goethe") einzigartig komische fränkische Comedy abliefert.
Genussvoll zerreißen die beiden alles, was so durch mediale Bestseller-Listen irrlichtert: Nicht nur "Fifty Shades of Grey" in gedruckter und verfilmter Version, sondern auch "Die Ländersammlerin" von Nina Sedano, den Roman "Der Engelsbaum" von Lucinda Riley oder die Helene-Fischer-Biographie von Conrad Lerchenfeld, die Anlass gibt zu Betrachtungen über den deutschen Schlager allgemein und die Frage, ob Schlagertexte in den Achtzigern blöder waren als heute. Auf dünnem Eis bewegt sich Hanuta Gonzales mit ihren Anmerkungen zu Udo Ulfkottes "Gekaufte Journalisten" ("Faschisten-Fantasy").
Da hättte der eine oder andere im Publikum zu gerne diskutiert, aber die "Träller-Transe" (Gonzales über Gonzales) meistert die Klippe mit einer gewagten Volte zu Zitaten aus dem Sachbuch "Darm mit Charme", so dass am Ende alle wieder herzhaft lachen können und begeistert etliche Zugaben herausklatschen, obwohl der Abend schon weit fortgeschritten ist.

Sie kommen wieder Die Performance im "Baumann" hat nicht nur dem Publikum einen Riesenspaß gemacht, sondern wohl auch den Künstlern. Deshalb haben sie spontan ein zweites Gastspiel zugesagt: Sonntag, 6. März, 17 Uhr, wieder im "Baumann". Reservierungen unter mail@das-baumann.de oder Telefon 09221/93393.