Schwedische Firma sorgt für Chaos-Baustelle in Kulmbach

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Ein Bild, das sich an vielen Stellen im Industriegebiet Am Goldenen Feld zeigt. Gehsteige sind seit Monaten aufgerissen und gesperrt. Die Glasfaserkabel sind inzwischen verlegt, Gehwege wie auch Straßenquerungen wurden bis dato aber nicht neu asphaltiert. Fotos: Alexander Hartmann
Ein Bild, das sich an vielen Stellen im Industriegebiet Am Goldenen Feld zeigt. Gehsteige sind seit Monaten aufgerissen und gesperrt. Die Glasfaserkabel sind inzwischen verlegt, Gehwege wie auch Straßenquerungen wurden bis dato aber nicht neu asphaltiert.  Fotos: Alexander Hartmann
Nur notdürftig mit Schotter sind an vielen Stellen die Straßenquerungen aufgefüllt worden.
Nur notdürftig mit Schotter sind an vielen Stellen die Straßenquerungen aufgefüllt worden.
 
Die Baustellenausschilderung ist mehr als mangelhaft. In der Lichtenfelser Straße ist ein Gehsteig gesperrt. Ein auf dem Kopf stehendes Schild weist Fußgänger an, auf die andere Straßenseite zu wechseln. Dort gibt es allerdings gar keinen Gehweg.
Die Baustellenausschilderung ist mehr als mangelhaft. In der Lichtenfelser Straße ist ein Gehsteig gesperrt. Ein auf dem Kopf stehendes Schild weist Fußgänger an, auf die andere Straßenseite zu wechseln. Dort gibt es allerdings gar keinen Gehweg.
 
 
Michael Möschel kritisiert Baufirma und Auftraggeber.
Michael Möschel kritisiert Baufirma und Auftraggeber.
 

Seit März verlegt ein schwedischer Arbeitertrupp für Vodafone Glasfaserkabel im Industriegebiet. Gehsteige und Straßen sind aufgerissen - zum Ärger von Autofahrern, Fußgängern und Unternehmern. Jetzt zieht der Auftraggeber Konsequenzen.

Ein Kastenwagen mit schwedischem Nummernschild steht in einer Parkbucht in der Von-Linde-Straße. Daneben lagert eine große Kabeltrommel. Vom schwedischen Arbeitertrupp, der das Industriegebiet am Goldenen Feld seit März im Auftrag von Vodafone mit Glasfaserkabel versorgt, ist ansonsten nichts zu sehen.

Offene Gräben

Die Schweden haben mit ihren vielen kleinen Baustellen in der Von-Linde-Straße, in der Straße Am Goldenen Feld, aber auch in der Vorwerkstraße, der Lichtenfelser Straße und am Kreuzstein für ein Chaos gesorgt. Gehsteige sind teils auf bis zu 100 Metern Länge aufgerissen. Etwa einen halben Meter breit sind Straßenquerungen, die lediglich provisorisch mit Schotter aufgefüllt sind - zur Verärgerung vieler Autofahrer, deren Felgen leiden.

Gefrustete Unternehmer

Gefrustet sind vor allem aber auch viele der fast 50 Unternehmen, die vom Glasfaser-Anschluss profitieren sollen. Seine Verärgerung zum Ausdruck bringt Michael Möschel, der Geschäftsführer der Verkehrsakademie Bayern und stellvertretender IHK-Vorsitzender ist. Er spricht von einer "schwedischen Söldnertruppe", die Vodafone engagiert habe, die Gehwege, Zufahrten und auch Fahrbahnen aufgegraben und nur notdürftig bis gar nicht geflickt habe. "Schotterhaufen türmen sich auf, Baustellen sind nicht richtig abgesichert", klagt Möschel, der schon einen eigenen Schaden verzeichnet hat. Bei seiner Autovermietung in der Lichtenfelser Straße seien durch Steinschläge zwei geparkte Wagen beschädigt worden. Eine Querrinne direkt vor der Verkehrsakademie sei so tief ausgefahren, dass man Erschütterungen im Gebäude spüre, wenn ein Lkw darüber fahre.

Zahlungsschwierigkeiten

Dass die Firma während des Lockdowns eine Pause eingelegt habe, sei nachvollziehbar. Die Kabel seien nun aber weitestgehend seit Mitte Juni verlegt, die aufgerissenen Gehsteige oder Fahrbahnen aber noch nicht wieder hergerichtet worden. Ein Subunternehmen aus Bayern, das für die Schweden Asphaltierungsarbeiten vorgenommen habe, sei abgezogen, so Möschel. Offenbar habe dieses kein Geld erhalten vom schwedischen Hauptunternehmen, "das, so mutmaßt man, Zahlungsschwierigkeiten hat".

Auch für Stadt ein Ärgernis

Leidtragende des Baustellen-Dilemmas ist auch die Stadt Kulmbach. In den letzten Wochen hätten sich die Beschwerdeanrufe gehäuft, auch die mangelnde Baustellenabsicherung sei beklagt worden, wie Ingo Wolfgramm, der Leiter der Tiefbauabteilung, mitteilt. Er hat Verständnis für die Anlieger, "wenn bei ihnen der Geduldsfaden reißt". Ein städtischer Mitarbeiter sei in den vergangenen Wochen tagein tagaus damit beschäftigt gewesen, den Beschwerden nachzugehen, so Wolfgramm. Bei der Baufirma wie auch beim Auftraggeber einen Ansprechpartner zu finden, habe sich sehr schwierig gestaltet. Stellen, an denen massive Schäden aufgetreten seien, habe der Bauhof deshalb selbst behoben. Die Stadt habe Geld investiert. "Und wir wissen nicht, ob wir das zurückbekommen." Wie Wolfgramm die Arbeit der schwedischen Firma bewertet? "Das ist kein deutscher Standard. Eine Genehmigung würden wir da nicht mehr erteilen."

Auch Vodafone ist sauer

Und was sagt der Auftraggeber Vodafone? Grundsätzlich sei es eine wichtige Infrastrukturmaßnahme für viele Firmen im Industriegebiet. Eine solche Baustelle könne schon zehn Monate dauern, erklärt Pressesprecher Volker Petendorf. Erschwert worden seien die Arbeiten, die sich Vodafone 1,1 Millionen Euro kosten lasse, dadurch, dass Leerrohre nicht wie vorgesehen genutzt werden konnten. Zudem habe man eine Straßenquerung unter einer Bahnlinie vornehmen müssen. Nichtsdestotrotz sei auch Vodafone mit der Arbeit der schwedischen Firma unzufrieden und habe Verständnis für den Unmut der Kulmbacher. Die Baustellen seien immer wieder unbesetzt gewesen, erst auf Abmahnungen hin seien Mitarbeiter wieder angerückt. "Das alles hat auch bei uns das Fass zum Überlaufen gebracht."

Es laufe inzwischen ein Rechtsstreit. Vodafone habe der Firma den Auftrag entzogen. Die Kulmbacher müssten aber keine Angst haben. Die Baustelle bleibe nicht länger verwaist.

Neue Firma kommt

Wie Volker Petendorf mitteilt, hat Vodafone nun ein Bauunternehmen aus der Region beauftragt, die Maßnahme zu Ende zu führen. Kommenden Mittwoch würden die Arbeiten fortgesetzt. "Ende September, Anfang Oktober soll das Projekt dann endgültig abgeschlossen sein."