Schulstart in Kreis Kulmbach: Die einheitliche Schule ist Geschichte

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Über 5400 junge Menschen starten heute in Stadt und Land Kulmbach - hier die Obere Schule - ins neue Schuljahr 2017/18. Foto: Lena Müller
Über 5400 junge Menschen starten heute in Stadt und Land Kulmbach - hier die Obere Schule - ins neue Schuljahr 2017/18.  Foto: Lena Müller
Michael Hack, Fachlicher Leiter des Kulmbacher Schulamts, und seine Stellvertreterin Kerstin Zapf. Foto: Andreas Schmitt
Michael Hack, Fachlicher Leiter des Kulmbacher Schulamts, und seine Stellvertreterin Kerstin Zapf.  Foto: Andreas Schmitt
 

Im neuen Schuljahr 2017/18 setzt sich der Trend zur größeren Variation des Schulalltags fort. Die Unterschiede beginnen schon in der Grundschule.

511 Kinder haben heute im Landkreis Kulmbach ihren ersten Schultag. Sie gehören damit zu den insgesamt 5446 jungen Menschen, die 2017/18 im Landkreis Kulmbach die Schulbank drücken (Sonder- und Wirtschaftsschulen ausgenommen/Stand: August 2017).

Auf ihrem Weg vom Schulanfang bis ins Arbeitsleben werden die neuen Erstklässler schon in den ersten vier Jahren einen unterschiedlichen Schulalltag durchleben. Denn die gleiche Grundschulstruktur für alle, sie ist Geschichte.


13 jahrgangskombinierte Klassen

Längst gibt es für die 103 Grundschulklassen nicht mehr nur das klassische Format mit der Aufteilung der Schüler in altersspezifische Klassen. In Neudrossenfeld, Presseck, Stadtsteinach, und an den Kulmbacher Schulen Max-Hundt und Ziegelhütten lernen insgesamt 266 Kinder jahrgangskombiniert. Das heißt: Entweder die ersten beiden oder die dritte und vierte Klasse werden zusammengelegt. "Teilweise aus organisatorischen, teilweise auch aus pädagogischen Gründen", erläutert Kerstin Zapf, stellvertretende Leiterin am Schulamt.

Doch das ist noch nichts alles: Zusätzlich existiert auch noch das Modell "Flexible Grundschule". Insgesamt 176 Schüler absolvieren dabei an der Johann-Wilhelm-Meußdoerffer-Grundschule sowie an den Grundschulen in Burghaig, Marktschorgast und Untersteinach-Ludwigschorgast den Lernstoff der ersten und zweiten Jahrgangsstufe je nach Lerntempo in einem, zwei Jahren oder drei Jahren. Die Entscheidung, ob ein Kind weiterrückt, hängt stark vom Wunsch der Eltern ab.


Gespräche statt Zeugnisse

Teil des Projekts sind Lernentwicklungsgespräche, die verpflichtend an die Stelle der Zwischenzeugnisse treten. Ein Trend, der mittlerweile auch in vielen übrigen ersten bis dritten Klassen durchgeführt wird und der 2017/18 als Modellversuch an der Mittelschule Stadtsteinach sogar auf die fünfte Klasse ausgedehnt wird.

Weitere Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen gibt es bei der Nachmittagsbetreuung. Insgesamt werden im Kreis 120 Kinder in fünf offenen Gruppen an Grundschulen nach Unterrichtsende bis zu einer mit den Eltern vereinbarten Abholzeit betreut. Außerdem bieten einige Grund- und Mittelschulen auch Ganztagsbeschulung an - entweder in offener Form mit Betreuungsangeboten, die die Schüler optional wählen können, oder in gebundener Form mit Pflichtunterricht.

Während die Schülerzahlen im Bereich der Grundschulen im Vergleich zum Vorjahr nur marginal gesunken sind, weist die Zahl der Mittelschüler im Kreis den niedrigsten Wert der vergangenen Jahre aus. "Die positive Situation auf dem Arbeitsmarkt macht sich bemerkbar", begründet dies Michael Hack, Fachlicher Leiter des Schulamts Kulmbach.

Wer früher seine Abschlussklasse noch einmal wiederholt habe, um bessere Noten zu erhalten, oder noch einen mittleren Schulabschluss drangehängt habe, brauche dies heutzutage nicht mehr. Hack: "Auszubildende werden ja händeringend gesucht." Die Folge: ein Rückgang der Schülerzahlen an den Mittelschulen um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die durchschnittliche Klassenstärke liegt dabei für die Mittelschulen bei 19,1 (19,7), für die Grundschulen bei 20,1 (Vorjahr: 20,2).


Integration als riesige Aufgabe

Doch nicht nur unterschiedliche Lernmodelle sorgen für größere Variationen im Schulalltag. Auch Inklusion und Integration bieten Herausforderungen.

"Zur Eingliederung behinderter Kinder gibt es seit Jahren Kooperationen", sagt Michael Hack. Zum Beispiel arbeite man in Melkendorf mit dem sonderpädagogischen Förderzentrum und an der J.-W.-Meußdoerffer-Grundschule mit den Rummelsberger Heimen zusammen.

Noch recht neu sind die Anforderungen, die die Integration an das Schulamt stellt. "Das ist eine riesige Herausforderung und wird es auch auf Jahre hin bleiben", sagt Hack. Er erläutert, warum man im Kreis Kulmbach davon abgekommen sei, die Zuwandererkinder in eigenen Übergangsklassen zu schulen. "Sie mussten zum einen jeden Tag nach Kulmbach fahren - und konnten zum anderen nicht von deutschen Kindern lernen."

Der Kulmbacher Ansatz: Die 395 Schüler (Vorjahr: 352) mit Migrationshintergrund und erfassbaren Sprachdefiziten sollen in Kleingruppen im gewohnten Umfeld gefördert werden. Dafür gibt es an Grund- und Mittelschulen 104 Wochenstunden für Deutsch-Kurse, islamischen Religions- und Sprachförderunterricht zusätzlich zum normalen Lehrplan.


Das Personalkarussell an den Schulen dreht sich

Neue Leitung Michael Zeitler (bislang Mittelschule Neuenmarkt-Wirsberg) wird Rektor an der Grund- und Mittelschule Neudrossenfeld. Vorgängerin Anja Buchdrucker leitet künftig die Grund- und Mittelschule Max-Hundt (siehe Seite 12), wo Heidi Koblowsky in den Ruhestand ging. Vom Konrektor zum Rektor steigt Jochen Kees an der Hans-Edelmann-Mittelschule auf, Vorgängerin Traudl Schmidt ging in den Ruhestand. An der Grundschule Himmelkron-Lanzendorf übernimmt Angelika Werner (war dort Lehrerin) die zuletzt unbesetzte Leitungsstelle.

Unbesetzt
Verwaist ist die Rektorenstelle der Grundschule Burghaig. Petra Rauh wurde kurzfristig zur Schulrätin in Bayreuth befördert. Ihre bisherige Stelle soll laut Schulamt ausgeschrieben werden. Kommissarisch ist Claudia Schmidt (Schulleiterin Melkendorf) bis dahin zuständig. Ähnliche Fälle gibt es an der Oberen Schule in Kulmbach, die von Karl Schmidt (Schulleiter Pestalozzi-Schule) mitgeführt wird, und an der Grund- und Mittelschule Marktleugast, wo Konrektor Theo Schramm die Aufgaben von Siegfried Sesselmann (Ruhestand) mit übernimmt.


Gymnasien und Realschulen haben das Ziel: Individuelle Kursangebote für jeden Schüler

Von: Lena Müller

Ein neues Schuljahr steht immer für Veränderungen - auch an Kulmbachs weiterführenden Schulen.

Die Carl-von-Linde-Realschule besuchen im neuen Schuljahr 830 Schüler, aufgeteilt auf 32 Klassen mit 63 Lehrern und 20 Referendaren. Neu ist das Neigungsangebot, bei dem zwei Stunden in der Woche frei zu wählen sind: Möglich sind verschiedene Sportspiele, Musikkurse sowie Experimente in den MINT-Fächern.

Für Flüchtlingskinder werden zusätzliche Deutschkurse angeboten, um die Integration zu beschleunigen.
Schulleiterin Monika Hild denkt positiv: "Durch den Kontakt mit ihren Mitschülern gliedern sich die Kinder innerhalb weniger Tage perfekt in die Gemeinschaft ein. Und dadurch verbessern sie auch spielend leicht ihre Deutschfähigkeiten."

Das Caspar-Vischer-Gymnasium feiert 2018 mit 847 Schülern und 81 Lehrern 125-jähriges Bestehen. Pünktlich wurde die Sanierung der Sporthalle und der Toilettenräume abgeschlossen. Auch neue Stühle wird es im kommenden Jahr geben.

Die neuen Fünftklässler können zudem eine Sportart wählen, die sie in einer Zusatzstunde ausüben wollen.
Die ersten Schüler der Mittelstufe Plus sind im kommenden Schuljahr in der eingeschobenen Plus-Klasse. Somit haben sie ein Jahr länger Zeit, sich auf ihr Abitur vorzubereiten, als ihre Kollegen, welche in die 10. Klasse vorrücken. Für Flüchtlingskinder gibt es eine zusätzliche Lernbegleitung.

Das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium feiert mit Schulleiter Horst Pfadenhauer sowie 675 Schülern und 68 Lehrkräften 625-jähriges Bestehen. Besonders groß ist die Begeisterung darüber, dass es das erste mal seit einigen Jahren wieder fünf neue fünfte Klassen gibt.

Außerdem ist der neue große Mittelbau schon fast fertiggestellt und kann bereits bezogen werden. Darin gibt es eine große Pausenhalle und einen neuen Aufenthaltsraum für die Oberstufe.