Schuhmachermeister gibt es in Deutschland nicht mehr viele. Diese haben aber alle Hände voll zu tun. Wie Michael Täuber, der in seiner Werkstatt nicht nur treue Kunden aus Kulmbach, sondern auch Bundesligaspieler bedient.
Es ist düster in der urigen Werkstatt. Einer kleinen Werkstatt in der Oberen Stadt, die einen besonderen Duft versprüht. Es riecht nach einem Gemisch aus Leder, Gummi und Kleber. "Es ist ein Geruch, den meine Tochter liebt", sagt Michael Täuber, der den Duft mit der Kleidung abends mit nach Hause trägt.
Täuber ist Schuhmachermeister. Er übt ein Handwerk aus, das seit dem Boom der maschinellen Schuh-Produktion vom Aussterben bedroht ist. In ganz Deutschland gibt es heute nur noch 3000 Schuhmacher-Betriebe, die in die Handwerksrolle eingetragen sind, wie der Zentralverband des Deutschen Schuhmacher-Handwerks mitteilt. Tendenz fallend.
Nicht viele überleben Doch viele Schuster, die überleben, können sich vor Arbeit kaum retten. Wie Michael Täuber, der die Schuhmacherei Baumgartner übernommen hat. Täuber hat überlebt, andere Kulmbacher Betriebe wie die Schuhmacherei Zuber in der Thurnauer Straße oder auch Schnapp am Röhrenplatz gibt es heute nicht mehr.
Reparatur statt Schuhfertigung Einen Lederschuh hergestellt, wie es in dem Handwerk früher üblich war, hat aber freilich auch Michael Täuber schon lange nicht mehr. "Den letzten habe ich wohl 2003 gefertigt.
Maßschuhe, die bei 1000 Euro beginnen, kann sich keiner leisten", sagt der 43-Jährige, der sein Geschäft heute wie die überwiegende Mehrzahl seiner Kollegen mit der Reparatur macht.
Billigware landet im Mülleimer Rund 10 000 Paar Schuhe gehen Jahr für Jahr durch seine Hände und die seiner beiden fest angestellten Mitarbeiter. Keine Billigware. Ist die kaputt, landet die nicht in der Werkstatt, sondern im Mülleimer. "Da käme die Reparatur teurer als ein Neukauf", sagt Michael Täuber, der auf viele treue Kunden bauen kann, die keine Billigprodukte an den Füßen tragen, ihre Schuhe dann, wenn Sohle oder Absatz verschlissen sind, in die Werkstatt bringen.
Geschliffen, geleimt, gepresst Dort wird geschliffen, geleimt und gepresst. Wird eine kaputte Sohle gebracht, schleift sie Michael Täuber zunächst mit der Maschine ab. Dann greift er zur Rinderhaut, aus der er mit einem Ledermesser ein passendes Ersatzstück herausschneidet. Die Sohle wird aufgeraut, auf Sohle und Schuh Kleber aufgebracht. Nach der 20-minütigen Ablüftphase werden beide verpresst, die Sohle dann in Form geschliffen.
"Am Ende wird der ganze Schuh noch poliert", sagt Michael Täuber.
Der Schuster, der in Modschiedel (Landkreis Lichtenfels) wohnt, bringt übrigens nicht nur für Kunden aus Kulmbach, sondern auch für Fußballprofis Schuhe auf Hochglanz. So auch die des Stuttgarters Cristian Molinaro oder von Club-Spieler Almog Cohen. Fußballer, die in den Bundesligastadien mit Schuhen der Marke Hummel auflaufen und die - um auf dem Platz den richtigen Stand zu haben - auf die Hilfe der Kulmbacher Werkstatt bauen.
Stollen im Noppen-Fußballschuh Da viele Profis auf eine Mischung aus Stollen und Noppen setzen, die es vom Band nicht gibt, schleift Michael Täuber einen Teil der Noppen ab. Er setzt an deren Stelle in die Sohle des Schuhs ein neues Gewinde ein, in das die Zeugwarte der Proficlubs dann Stollen schrauben.
Die Zeitlupe "In Herzogenaurach gibt es allein bei Adidas drei Mitarbeiter, die nur für Profis Schuhe umbauen", weiß Michael Täuber, der durch Zufall an das Zusatzgeschäft gekommen ist. Ein Geschäft, das seiner Arbeit zu ungewöhnlicher Ehre verhilft. Werden Fußballspiele im Fernsehen gezeigt, schaut der Schuhmachermeister bei der Zeitlupe genau hin. "Denn dann sehe ich an den Sohlen, welcher Schuh eines Spielers schon mal in meiner Werkstatt war."