Schockierende Kriegs-Doku macht Kulmbacher betroffen

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Stefan Lehner vom Kulmbacher Jugend- und Kulturzentrum "Alte Spinnerei" plauderte mit einigen Flüchtlingen. Rawand Darwish (17) und Mulham Tawami (18) stammen aus Aleppo, Ali Al Faraj kam als "Sprachmittler". Foto: Sonny Adam
Stefan Lehner vom Kulmbacher Jugend- und Kulturzentrum "Alte Spinnerei" plauderte mit einigen Flüchtlingen. Rawand Darwish (17)  und Mulham Tawami (18) stammen aus Aleppo,  Ali Al Faraj kam  als "Sprachmittler". Foto: Sonny Adam
Hasan Alghaini (41) ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Er stammt aus Damaskus. Ere schaute sich mit Muhamad Hendi (30), der aus Aleppo stammt, den schockierenden Dokumentationsfilm an
Hasan Alghaini (41) ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Er stammt aus Damaskus. Ere schaute sich mit Muhamad Hendi (30), der aus Aleppo stammt, den schockierenden Dokumentationsfilm an
 
Das Interesse an dem Film "Die letzten Männer von Aleppo" war groß: Nach dem Film allerdings bestand kein Redebedarf mehr. Die Deutschen waren schockiert von den Bildern
Das Interesse an dem Film "Die letzten Männer von Aleppo" war groß: Nach dem Film allerdings bestand kein Redebedarf mehr. Die Deutschen waren schockiert von den Bildern
 
Mulham Tawami (18) und Rawand Darwish (17) nahmen sich - als Erinnerung an die schockierende Dokumentation - die Filmplakate mit.
Mulham Tawami (18) und Rawand Darwish (17) nahmen sich - als Erinnerung an die schockierende Dokumentation - die Filmplakate mit.
 

Eine schockierende Dokumentation aus Aleppo mach Kulmbacher und Flüchtlinge gleichermaßen betroffen.

Dass das Anschauen der Dokumentation "Die letzten Männer von Aleppo", die im Rahmen der interkulturellen Woche im Kulmbacher Cineplex gezeigt wurde, keinen Spaß machen würde, war wohl jedem Besucher klar. Doch nach dem Film waren Deutsche und Flüchtlinge gleichermaßen betroffen.


Seit zwei Jahren in Sicherheit


Mulham Tawami (18) und Rawand Darwish (17) sind seit zwei Jahren in Deutschland. In Sicherheit, sagen sie selbst. Sie stammen aus Aleppo, der Stadt in Syrien, in der das Grauen regiert. Beide haben die Schrecken des Krieges hautnah miterlebt. Rawand Darwish hat sogar schon eine Fotoausstellung in Kulmbach präsentiert. Eine Ausstellung, die Einblicke ins Innere des Krieges gewährte.

Für beide war es eine Selbstverständlichkeit, sich den Film "Die letzten Männer von Aleppo" anzuschauen. Sie sahen eine knallharte Doku über die Männer, die sich beim syrischen Zivilschutz engagieren: über die "Weißhelme". Zwei Jahre lang haben die Filmemacher Khaled, Mahmoud und Subhi begleitet. Die drei "Weißhelme" waren zur Stelle, wenn Bomben einschlugen oder Anschläge verübt wurden. Mit schweren Baggern holten sie tote oder schwer verletzte Menschen aus den Trümmern - unter Einsatz des eigenen Lebens. In schockierender Offenheit zeigt der Film die Opfer: tote Kinder, zerfetzte Körper.


Hoffnungslosigkeit und Hoffnungsschimmer


Die Dokumentation zeigte die Anstrengung der drei Männer, ihren Kampf gegen Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Angst. Manchmal keimten Hoffnungsschimmer auf: Die "Weißhelme" spielten Fußball, betonierten einen Springbrunnen, beschlossen, Fische zu züchten, oder feierten ausgelassen bei einer Hochzeit. Doch am Ende verloren sie ihren Kampf gegen den unmenschlichen Krieg.

"Ich habe in Aleppo gewohnt, man vergisst das nicht. Aber der Film war schon ein bisschen stark", kommentierte Mulham Tawami. "So heftig habe ich den Krieg nicht erlebt", sagt er. "Aber in jeder Familie, die ich kenne, fehlt jemand. Das ist so." Auch bei ihm. Sein Vater ist gestorben. Nur seine Mutter, eine Biologielehrerin, konnte auch nach Deutschland kommen. "Mein Bruder ist noch in Syrien", sagt Mulham Tawami.


Die Hoffnung auf ein besseres Leben


"Der Film ist sehr hart. Man erlebt hier in Deutschland Menschlichkeit, aber man erlebt bei dem Film auch die Unmenschlichkeit des Krieges", sagte der 17-jährige Rawand Darwish und fügte hinzu, dass er in Deutschland auf ein besseres Leben hofft, auf eine Leben in einer besseren und vor allem friedlichen Zukunft.

Auch Muhamad Hendi (30) stammt direkt aus Aleppo. "Ich habe den Krieg miterlebt, trotzdem habe ich mir den Film angeschaut", erklärte er und ließ keinen Zweifel daran, dass dieser Film auch bei ihm alte Wunden wieder aufgerissen hat. Hasan Alghaini (41) hat seinen Bekannten begleitet. Er stammt aus Damaskus.

Die Kulmbacher, die den Film angeschaut haben, indes waren sprachlos über das Grauen. "Über diesen Film kann man nicht mehr diskutieren", sagte Stefan Lehner sichtlich schockiert und strich kurzerhand die geplante Aussprache. Der Film ist ein Hilferuf an die Welt, das grausame Töten zu beenden.