Schon Schüler sind auf schnelle Datenleitungen angewiesen. Wer auf dem flachen Land lebt, kann da aber oft nicht punkten. Dem Zugang zur virtuellen Welt sind Grenzen gesetzt. Eine Erfahrung, die auch Familie Rauterberg macht.
Es sind zwei Kommunen, die real nur wenige Kilometer trennen, die in der multimedialen Welt aber Lichtjahre voneinander entfernt liegen. Während die Telekom den Kasendorfern das Angebot unterbreitet hat, auf die superschnelle VDSL-Technologie umzurüsten, die es ermöglicht, im Internet mit bis zu 50MBit/s zu surfen, leben viele Bürger in der Nachbargemeinde Wonsees, was den Internet-Anschluss betrifft, noch im Steinzeitalter.
DSL light? Für Geschäftsleute, die auf eine schnelle Verbindung angewiesen sind, ist das ein Handicap. Aber auch der Nachwuchs zieht im Vergleich zu dem in DSL-fähigen Gemeinden den Kürzeren. Nicht nur, wenn es ums Zocken geht, sondern auch in der Schule sind etwa Recherchen für Hausaufgaben am Computer oft unabdingbar.
Die Hausaufgaben stehen im Netz Eine Erfahrung, die auch die Familie von Anja und Michael Rauterberg aus Großenhül im Markt Wonsees gemacht hat, die bis dato ohne DSL leben musste, seit ein paar Monaten dank LTE-Funktechnik aber zumindest in die virtuelle Welt hineinschnuppern kann. Und das ist nötig. Sohn Felix (12) geht in die siebte Klasse der Hollfelder Gesamtschule, Tochter Anna (11) in die sechste. Schon in den Einstufungsklassen sind Schüler, die keinen Internetzugang haben, benachteiligt.
"Welche Hausaufgaben wir in Englisch haben, das teilt uns unser Lehrer auf seiner eigenen Internetseite mit", sagt Anna, deren Bruder Felix für Referate im World Wide Web recherchiert.
"Die Kommunikation geht heute nicht mehr nur via Tafel. Da wird keine Rücksicht darauf genommen, ob ein Schüler Internet-Zugang hat oder nicht. Das wird als Grundvoraussetzung angesehen", sagt Vater Michael Rauterberg, der weiß, dass viele auf dem flachen Land da nicht punkten können. Dass man ohne Zugang zum Netz heute aufgeschmissen ist, hat er selbst erfahren.
Auf schnelle Datenleitungen angewiesen Rauterberg ist Vertriebsingenieur, arbeitet im Home-Office, bei dem er auf schnelle Datenleitungen angewiesen ist. Bis dato hatte er nur eine ISDN-Leitung ("Da ging gar nichts"). Jetzt kann er die LTE-Funktechnik nutzen, mit der er leben kann, die aber doch nicht die allerschnellsten Dienste bietet. "Wenn du große Dateien herunterladen willst, kannst du manchmal nebenbei Rasen mähen", sagt Rauterberg, der für LTE im Jahr immerhin rund 300 Euro Mehrkosten in Kauf nimmt. "Weil wir für das Telefonieren beim alten Anbieter geblieben sind."
Angela Merkel habe versprochen, "dass auch die letzte Alm eine gute Internetanbindung erhält." Rauterberg hat aber kaum Hoffnung, dass die Datenautobahn in Großenhül Fahrt aufnimmt. Von der Glasfaserkabel-Lösung hat die Gemeinde nämlich Abstand genommen, hätte sie doch selbst über 400.000 Euro in die Hand nehmen müssen. Und so werden sich die Rauterbergs wohl mit LTE abfinden müssen. Die Funktechnik bietet ihnen Download-Geschwindigkeiten von um die vier MBit/s. Von der VDSL-Technologie mit 50 MBit/s können sie nur träumen.