Schief liefen dank Pisa

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Die Vermessung des Schülers hat Konjunktur. Warum? Fragen Sie die Auguren.

Die müssen unbedingt wissen, ob Deutschland den Leistungsträger von morgen (und von internationalem Format) noch zu stellen vermag. Damit einher geht eine Bedeutungswandlung, wie sie nur wenigen Städtenamen zuteil geworden ist. Genau, Pisa! Das war einst eine italienische Stadt, in der ein Glockenturm sich seitwärts neigt. Seit 2001 aber versinnbildlicht Pisa die vermeintliche Schräglage einer kompletten Landschaft: der Bildungslandschaft.

"Oberes Mittelfeld" wird dem deutschen Pennäler aktuell beschieden. Immerhin, aber: Ein Mittelfeld als Minenfeld, denn die Wirtschaft unkt, dass das auf Dauer nicht reicht. Der Asiate schläft ja nicht, mögen die Schlitzaugen (Gruß an Herrn Oettinger) das nach außen hin auch suggerieren.

Die Wahrscheinlichkeit freilich, dass sich der Gymnasiast aus Kulmbach mit dem Absolventen aus Shanghai um denselben Posten duelliert, ist vergleichsweise gering. Nichtsdestotrotz warnen die Propheten von BDI und Ifo vor eben jenem Szenario. Zugegeben: Wenn Mittelständler keine Azubis finden, weil deren Qualifikation in vielen Belangen zu wünschen übrig lässt, ist das einen Appell wert an die Kultusminister, unser System Schule in mancher Hinsicht wenigstens vorsichtig zu hinterfragen.

Es sollte im Umkehr- aber nicht der Kurzschluss gezogen werden, es dann halt wie die Koreaner oder Taiwanesen zu halten, die bei Pisa das Ranking mit anführen. Denn: Mindestens ein Drittel der Lernmethoden dort würde nach deutscher Rechtsprechung den Tatbestand der Körperverletzung erfüllen. Oder wollen wir, dass Kinder bei falschen Antworten ihre Hände minutenlang in Eiswasser tauchen müssen, bis sie nach ihrer Mama schreien? Wer nach Pisa einfach nur mehr Drill fordert, liegt richtig schief.