Nach 16 Jahren als Dekan und Pfarrer in der Petri-Gemeinde geht Jürgen Zinck in den Ruhestand.
Zeit für die Enkeltochter, fürs Fotografieren und zum Radfahren, Zeit, sich nach langer Pause wieder intensiver dem Zeichnen und Malen zu widmen: Jürgen Zinck, Dekan im evangelischen Dekanat Kulmbach und Pfarrer in der Kulmbacher Petrikirchen-Gemeinde, sieht seinem Ruhestand freudig entgegen.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass er das Datum seines Dienstendes um zwei Jahre hinausschieben wollte: um sich um die Besetzung der im nächsten Jahr frei werdenden zweiten Pfarrstelle der Petrigemeinde und die Besetzung einiger weiterer vakanter Stellen im Dekanat kümmern zu können, um die dringend fällige Sanierung der Petrikirche auf den Weg zu bringen und um das Lutherjahr 2017 aktiv mitzugestalten.
Aber die Gesundheit machte nicht mit. Nach einer schweren Erkrankung kurz vor Weihnachten zog der 65-Jährige seinen Antrag auf Dienstzeitverlängerung zurück. Am 1. Mai verabschiedet er sich nun offiziell in den Ruhestand.
Konvent in der Weihermühle
Auf den Tag genau 16 Jahre ist es dann her, dass der damals 49-Jährige sein Amt angetreten hatte. Mit seiner Frau Hannelore und den beiden Kindern zog er in die Dekanswohnung unmittelbar neben der Petrikirche ein. Elf Jahre lang war er zuvor Leiter der Diakonenschule in Rummelsberg gewesen. "Dann wollte ich doch lieber wieder Pfarrer sein", sagt er auf die Frage, warum er sich seinerzeit um die Nachfolge von Dekan Schott beworben hat.
Kulmbach hatte er da schon kennengelernt. Vor seiner Rummelsberger Zeit - der gebürtige Hamburger war damals Pfarrer im mittelfränkischen Zirndorf - hatte er einmal an einem Konvent in der Weihermühle teilgenommen. Auf der Fahrt zu einem Gottesdienst nach Kulmbach hatte ihn der Blick von der Höhe bei Willmersreuth auf Kulmbach so fasziniert, dass er heute noch davon schwärmt. "Als später dann die Stelle in Kulmbach ausgeschrieben war, habe ich mir mit meiner Frau Kulmbach angeschaut, und ich wusste: Das wird unser Zuhause."
16 Jahre später ist Zinck immer noch überzeugt, dass die Entscheidung richtig war. Die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und dem Dekanatsausschuss sei stets gut und erfolgreich gewesen. "Auch bei schwierigen Themen herrschte ein kooperativer, zielgerichteter Geist." Dankbar ist Zinck für den Einsatz vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter, die für ein lebendiges Gemeindeleben sorgen.
Viel im Wandel
Die Liste dessen, was sich in Zincks Amtszeit getan hat, ist lang: eine neue Orgel für die Petrikirche, die Renovierung der Nikolaikirche, der Neubau des Kindergartens in der Waaggasse, die Umgestaltung des Burgguts - die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen. Auch auf die Entwicklung des Diakonieverbundes ("ein gewaltiger Wandel"), die Gründung der Kindergarten-Trägergesellschaft Die KiTa und vieles mehr ist Zinck stolz.
Freilich gab es auch Rückschläge und schwerwiegende Probleme. Die Einrichtung einer evangelischen Schule in Kulmbach hat sich aus Kostengründen nicht realisieren lassen. Die Besetzung vakanter Pfarrstellen gestaltete sich bisweilen schwierig, so wie auch die Umsetzung des von der Landeskirche vorgegebenen Stellenplanes. Als Dekan war Zinck auch Chef etlicher Mitarbeiter.
Nachfolger mit vielen Aufgaben
Personelle Entscheidungen zum Nachteil der Betroffenen treffen zu müssen, sei stets belastend gewesen, sagt er rückblickend. Dennoch: Alles in allem fällt die Bilanz positiv aus.
Die Stelle des Dekans wurde von der Evangelischen Landeskirche bereits ausgeschrieben, und es gibt wohl mehrere Bewerbungen. Einen möglichen Nachfolger (oder eine Nachfolgerin) wird Regionalbischöfin Dorothea Greiner den Gremien Mitte Mai präsentierten. Er (oder sie) wird etliche Herausforderungen zu meistern haben: 2020 tritt der neue Stellenplan der Landeskirche in Kraft, die "neue" Weihermühle, die den maroden Altbau des Jugendhauses ersetzt hat, muss auf wirtschaftliche gesunde Füße gestellt werden, das relativ hohe Durchschnittsalter der Pfarrer und Pfarrerinnen im Dekanat rückt die Frage nach Neubesetzungen mehr denn je in den Focus, und nicht zuletzt wird die Sanierung der Petrikirche, die ein Millionenprojekt werden wird, viel Kraft fordern.
Familie bleibt im Raum Kulmbach
Was wünscht der scheidende Dekan seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin, was gibt er ihm oder ihr mit auf den Weg?
Dass auch er sich verlassen kann auf den Einsatz engagierter Mitarbeiter und Ehrenamtlicher. Dass er die Aufgabe meistert, das Wort Gottes nicht nur von der Kanzel zu verkünden, sondern auch in der Öffentlichkeit zu vertreten - und dass er letztlich in Kulmbach ebenso heimisch wird wie er selbst, auch wenn das einige Zeit dauern kann. "Wenn er nicht aus Oberfranken kommt, muss er eine Weile durchhalten. Die Oberfranken zeigen ihre Zuneigung nicht gleich."
Wenn sie sie aber zeigen, dann können tiefe Freundschaften wachsen. Und so ist es für Jürgen Zinck und seine Frau Hannelore keine Frage, dass sie auch nach dem 1. Mai dem Raum Kulmbach treu bleiben - in ihrem neuen Domizil in Neudrossenfeld, das sie in Kürze beziehen werden.
Offiziell verabschiedet wird Dekan Jürgen Zinck am Sonntag, 1. Mai, um 14 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst in der Petrikirche in Kulmbach. Im Anschluss besteht die Gelegenheit zur Begegnung und zum Gespräch im Martin-Luther-Haus in der Waaggasse.