Respektlos im Gerichtsflur: Kulmbacher muss in den Knast

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Der Angeklagte zeigte den Polizeibeamten am Rande der Bierwoche auch den "Stinkefinger". Foto: imago
Der Angeklagte zeigte den Polizeibeamten am Rande der Bierwoche auch den "Stinkefinger".  Foto: imago

Weil er einen Polizisten beleidigt hat und sich sogar noch auf dem Gerichtsflur respektlos verhielt, muss ein 26-jähriger Kulmbacher ins Gefängnis.

"Irgendwann war das Maß voll." Mit diesen Worten brachte es eine Polizistin auf den Punkt, was ihr und ihren drei Kollegen von der Hundertschaft Würzburg am zweiten Bierfestwochende - am 4. August kurz nach 23 Uhr - in der Lichtenfelser Straße passiert war. Ein 26-jähriger Kulmbacher hatte die vier Beamten nicht nur übel beleidigt, sondern ihnen auch den Stinkefinger gezeigt.


"Sind die Bullen schon da?"


Das sollte dem jungen Mann jetzt teuer zu stehen kommen. Das Amtsgericht schickte ihn für fünf Monate ins Gefängnis. Eine Bewährung sei da nicht mehr drin, sagte Richterin Sieglinde Tettmann.
Zumal der Angeklagte auf dem Flur vor dem Sitzungssaal im Justizgebäude einen entscheidenden Fehler gemacht hatte. Zu seiner Betreuung sagte er laut: "Sind die Bullen schon da?" Die vier Beamten saßen nebenan im Zeugenzimmer und hörten die Worte des Angeklagten deutlich mit. "Das zeigt doch keinerlei Respekt", sagte die Polizistin aus Würzburg.

Richterin Sieglinde Tettmann nannte das Verhalten des Angeklagten "despektierlich". Sie gab dem Angeklagten mit auf den Weg: "Erst denken, bevor man etwas tut."


Als "Hurensöhne" bezeichnet


Wie berichtet, hatte der junge Mann alkoholbedingt keinerlei Erinnerung mehr an die Taten. Das Gericht musste deshalb die betroffenen Polizisten als Zeugen laden. Übereinstimmend sagten die Beamten aus, dass sie vor dem Getränkemarkt einen Streit schlichten wollten, an dem der Angeklagte beteiligt war. Ihm erteilten sie dabei einen Platzverweis, was der 26-Jährige mit dem Zeigen des Stinkefingers und dem Wort "Hurensöhne" quittierte.

Doch damit nicht genug. Streitsüchtig kam der Angeklagte trotz des Platzverweises nach einiger Zeit an den Ort der Auseinandersetzung zurück, um sich erneut mit den Beamten anzulegen. Einmal mehr ließ er dabei die übelsten Beleidigungen vom Stapel, bis ihn die Polizisten in Gewahrsam nahmen und eine Identitätsfeststellung durchführten. Einen Alkoholtest hatte der Angeklagte verweigert. Eine zwangsweise Blutentnahme wäre unverhältnismäßig gewesen, so die Zeugin zur Begründung.


Entschuldigung blieb aus


Obwohl zwei der Polizisten ausführlich als Zeugen vernommen wurden, kam der Angeklagte nicht auf die Idee, sich zu entschuldigen. Sein Vorstrafenregister sprach allerdings Bände. Schon zweimal wurde er wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt. Zuletzt erhielt er wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung eine sechsmonatige Freiheitsstrafe ohne Bewährung.

Mit in das Urteil einbezogen wurde eine Geldstrafe von 480 Euro wegen einer Sachbeschädigung. In der Nähe des Kulmbacher Soccer-Courts hatte der Angeklagte im Sommer des vergangenen Jahres eine Scheibe eingetreten und dabei einen Sachschaden von 500 Euro hinterlassen. Grund war, dass sich andere angeblich über ich lustig gemacht hatten.

Auf sechs Monate ohne Bewährung plädierte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte sei mehrfach vorbestraft und habe zwei Bewährungen offen. Alle bisher verhängten Strafen, Arbeitsleistungen, Geldstrafe, Bewährungsstrafen und sogar eine kurze Haftstrafe hätten den jungen Mann nicht beeindruckt, so dass sie keine Möglichkeit für eine Bewährung sehe.

Anders Verteidiger Ralph Pittroff aus Kulmbach. Er plädierte auf vier Monate mit Bewährung. Hintergrund sei, dass sich sein Mandant um ein Anti-Aggressionstraining bemüht habe. Im April wolle er damit beginnen.


In der Bewährungszeit


Daraus wird jetzt wohl erst einmal nicht mehr, denn Richterin Tettmann schickte den Angeklagten ins Gefängnis. Sie sprach von einer Vorsatztat während einer laufenden Bewährung. Besonders übel nahm es die Richterin, dass sich der Angeklagte noch im Gerichtsgebäude abfällig über die Polizisten geäußert hatte.