Reine Luft für Kulmbacher Klassenzimmer

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Das mobile Luftreinigungsgerät kann auf der höchsten Stufe 470 Kubikmeter Luft pro Stunde umwälzen und reinigen.
Das mobile Luftreinigungsgerät kann auf der höchsten Stufe 470 Kubikmeter Luft pro Stunde umwälzen und reinigen.
Alles, was es möglich macht, dass die Kinder in die Schulen kommen können, ist gut, sagt die Leiterin der Max-Hundt-Schule Anja Buchdrucker.
Alles, was es möglich macht, dass die Kinder in die Schulen kommen können, ist gut, sagt die Leiterin der Max-Hundt-Schule Anja Buchdrucker.
Sonny Adam

Auch fest verbaut raumlufttechnische Anlagen werden in einigen Schulen eingebaut. Auch Reicht das, um der Pandemie die Stirn zu bieten?

Die Schulen dürfen nicht erneut schließen - auch dann nicht, wenn die Corona-Inzidenzwerte nach den Ferien in die Höhe schnellen sollten. Dies fordern Eltern, Lehrer und Schüler unisono. Richtiges Lüften kann in der kalten Jahreszeit die Virenlast in Innenräumen senken. Das lässt sich möglicherweise auch durch mobile Luftreinigungsgeräte und raumlufttechnische Anlagen erreichen, bestätigt die Kommission Innenraumlufthygiene (IRK) des Umweltbundesamtes: "Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr ist eine der wirksamsten Methoden, um virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen."

Doch gegen das ständige Fensteröffnen in den Schulen gab es immer Proteste. Es ist zu kalt, es zieht. Die Kinder erkälten sich, klagten Eltern und Lehrer. Trotzdem stiegen die Infektionszahlen. Vielleicht könnten die Lüftungsanlagen Abhilfe schaffen? Experten warnen allerdings vor herkömmlichen Anlagen mit einem hohen Umluftanteil. Bei unzureichender Filterung würden die Viren nur verteilt. Es sind Filter der Stufe HEPA 13 oder 14 erforderlich.

Anlagen mit Filter werden vom Freistaat mit bis zu fünfzig Prozent gefördert: Am 12. Juli hat der Kreistag 250.000 Euro für die Beschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte freigegeben. Jetzt genehmigten die Kreisräte weitere 200.000 Euro. Bislang konzentriert man sich vor allem auf die Schulen, deren Schüler zu jung für eine Impfung sind.

Alternative: Fest eingebaute Anlagen

Während der Freistaat Bayern mobile Geräte fördert, konzentriert sich der Bund auf raumlufttechnische Anlagen. Dafür gibt es sogar Zuschüsse von bis zu achtzig Prozent. Diese müssen fest eingebaut werden, sorgen aber auch für einen kompletten Luftaustausch. Die Verwaltung des Landkreises sieht in solchen Anlagen deshalb eine "nachhaltigere" Lösung und hat beschlossen, dass raumlufttechnische Anlagen für die Realschule, und die beiden Gymnasien angeschafft werden sollen. "Am MGF werden im Hauptbau und im Cafeteria-Bau 15 stationäre raumlufttechnische Anlagen eingebaut", erklärt der Schulleiter Horst Pfadenhauer. "Darüber hinaus werden zusätzliche mobile Luftreinigungsgeräte angeschafft. Damit können wir in der Übergangszeit flexibel reagieren." Das CV-Gymnasium gab keine Auskunft zu Ausstattungsdetails.

"Die Anlagen werden wir sicherlich nicht bis zum Schuljahresanfang einbauen können. Wir

müssen eine europaweite Ausschreibung machen - das allein dauert schon mindestens ein Vierteljahr", sagt Kreisrat Veit Pöhlmann (FDP) auf Nachfrage und bittet die Öffentlichkeit um Geduld. Geschlafen hat die Kommunalpolitik nicht. Die Förderdetails wurden erst Mitte Juli veröffentlicht.

Doch was können die mobilen Geräte tatsächlich? Der Einsatz von mobilen Luftreinigern mit integrierten HEPA-Filtern in Klassenräumen reicht nach Ansicht der IRK nicht aus, um wirkungsvoll über die gesamte Unterrichtsdauer Schwebepartikel (z. B. Viren) aus der Raumluft zu entfernen.Der Einsatz solcher Geräte kann das Lüften somit nicht ersetzen und sollte allenfalls dazu flankierend erfolgen, wenn sich viele Schüler gleichzeitig in einem Raum aufhalten.

Trotzdem werden diese mobilen Geräte jetzt eilig gekauft. In Mainleus wurden im Juni alle neun Grundschulklassen mit dem mobilen "Atmosphere SKY Luftfiltersystem" ausgestattet. Kostenpunkt: 13.665,96 Euro, teilt Ronny Thater vom Markt Mainleus mit. Geplant ist die Ausstattung von zehn weiteren Räumen.

Auch die Grund- und Mittelschulen Stadtsteinach, Rugendorf und Untersteinach setzen auf mobile Geräte. "Jede Klasse, der Musikraum und die Mittagsbetreuung sollen so ein Gerät bekommen", teilt Grundschulverbandsvorsitzender Volker Schmiechen (SPD) mit.

Aktuell befassen sich alle Kommunen mit dem Thema. Auch Presseck. "Wir haben bislang CO 2 -Ampeln. Die sind sehr gut. Zwei mobile Geräte wollen wir jetzt beschaffen", erläutert Bürgermeister Christian Ruppert (CSU).

"In der Neuenmarkter Grund- und Mittelschule haben wir bereits zeitig auf das Problem der Luftreinigung reagiert. Wir alle wollten, dass die Eltern ihre Kinder mit weniger Sorgen in den Präsenz-Unterricht bringen und haben beschlossen, in allen elf Klassenzimmern mobile Luftreinigungsgeräte anzuschaffen", sagt Alexander Wunderlich (CSU) und ist stolz darauf, dass alle Geräte schon laufen. Insgesamt hat der Mittelschulverband 16.500 Euro investiert.

Die Stadt Kulmbach hat bereits im Herbst 128 CO 2 -Sensoren und fünfzig mobile Luftreinigungsgeräte angeschafft. In der Max-Hundt-Schule ist darüber hinaus eine fest eingebaute Anlage der Firma Glen Dimplex im Test. "Jede Investition, die uns hilft, dass die Schüler im Präsenzunterricht sein können, ist sinnvoll und wichtig", sagt Schulleiterin Anja Buchdrucker. Bei der Stadt Kulmbach summieren sich die Investitionskosten aktuell auf knapp 14.000 Euro für CO 2 -Sensoren. 49.000 Euro hat die Stadt in mobile Geräte investiert.

Die mobilen Geräte sind laut

Auch in der Hans-Edelmann-Schule sind diese im Einsatz. "Aber die mobilen Geräte sind schon laut. Wenn sie ausreichend Leistung bringen sollen, müssen wir sie auf Stufe 6 laufen lassen. Aber da versteht man fast nichts mehr. Wir nutzen sie als Zusatz auf niedrigerer Stufe", sagt Schulleiter Jochen Kees.

Alle Kulmbacher Schulen sind inzwischen mit CO 2 -Sensoren ausgestattet, so Jonas Gleich, Pressesprecher der Stadt. An der Pestalozzi-Grundschule, der Oberen Schule, der Max-Hundt-Schule, der Grundschule in Ziegelhütten und der Hans-Edelmann-Mittelschule kommen mobile Geräte zum Einsatz.

Marktleugast hat bereits neun Geräte angeschafft, außerdem sind zwölf CO 2 -Messgeräte im Einsatz, die Grundschule in Marktschorgast ist mit fünf CO 2 -Sensoren und zwei mobilen Luftreinigungsgeräten ausgestattet, die Schule in Neudrossenfeld hat 15 mobile Geräte im Einsatz, fünf weitere sind bestellt.

Und wie sieht es in der größten Schule in Kulmbach aus - dem beruflichen Schulzentrum? Dort gibt es noch keine mobilen Geräte. "Wir haben 80 Klassenzimmer. Es ist utopisch, alle ausstatten zu können. Auch die Nachrüstung mit raumlufttechnischen Anlagen ist nicht so einfach", skizziert Schulleiter Alexander Battistella die Lage. "Wir haben die älteren Schüler. Wir sind bisher gut mit herkömmlichem Lüften und den Hygieneregeln zurechtgekommen. Ältere Schüler können leichter Abstand halten und sich impfen lassen.