Pfefferspray in der Sohle in Kulmbach: Täter reumütig

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Pfefferspray gilt als Waffe, wenn man es gegen Menschen einsetzt. Man begeht dann also eine gefährliche Körperverletzung - außer man handelt in Notwehr. Foto: Karl Heinz Weber
Pfefferspray gilt als Waffe, wenn man es gegen Menschen einsetzt. Man begeht dann also eine gefährliche Körperverletzung - außer man handelt in Notwehr. Foto: Karl Heinz Weber

Für den Anschlag in der "Sohle" gibt es keinen kriminellen Hintergrund. Der Täter hat aber die Wirkung mit schmerzhaftem Augenbrennen, Atemnot und Panikattacken völlig unterschätzt.

Pfefferspray hat eine üble Wirkung. Wer damit Bekanntschaft macht, klagt über Augenbrennen, Atemnot und Panikattacken. Wenn es gegen Menschen eingesetzt wird, gilt es als Waffe.

Warum also setzt jemand mit Pfefferspray ein ganze Lokal außer Gefecht, wie es in der Nacht von Freitag auf Samstag in der "Sohle" in der Oberen Stadt geschehen ist? Wie berichtet, hat ein 38-jähriger Mann in der Kneipe Pfefferspray versprüht, so dass die zirka 25 Gäste die Flucht ergreifen müssen. "Er hat nichts gedacht, er ist sich über die Folgen nicht im Klaren gewesen", sagt ein Kulmbacher Polizeisprecher zum Motiv des Täters. "Er hat gesprüht und hat gedacht, dass es lustig ist, und hat die Wirkung völlig unterschätzt."

Kein Gewalttäter
Die Polizei hat den 38-Jährigen nicht mehr in dem Lokal angetroffen, aber im Laufe der Nacht seine Identität ermittelt.
"Der Mann hat sich bei der Gastwirtin und bei den Bedienungen entschuldigt", so der Polizeisprecher. Der 38-Jährige sei kein Gewalttäter. Gleichwohl erwartet ihn ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, "weil er einen waffenähnlichen Gegenstand benutzt hat".

Wieso trägt man überhaupt ein Pfefferspray in der Tasche mit sich rum? "Das fragen wir uns auch immer wieder", so die Polizei. Offiziell handelt es sich nämlich um ein Tierabwehrspray, das oft Postboten benutzen. Es dürfe gegen Menschen höchstens in Notwehr eingesetzt werden, zum Beispiel wenn Frauen oder Schüler von Stalkern belästigt werden.

Extrakt aus Chilipflanzen
Die Wirkung ist laut Polizei, die Pfefferspray gegen Straftäter anwendet, verheerend. Atemwege und Schleimhäute werden durch den Extrakt aus Chilipflanzen gereizt. "Die Augen brennen höllisch, es bleibt einem die Luft weg, und es stellen sich Panik attacken ein."

Beim "Sohle"-Team hegt man keinen Groll mehr gegen den Sprüher. "Er hat sich bei uns entschuldigt, und wir kennen ihn schon lange", erklärt Sinan Portakal. Der Abend sei ganz normal verlaufen. Den Bedienungen sei nichts Besonderes aufgefallen. Es soll lediglich ein kleineres Wortgefecht gegeben haben. Im Anschluss sei der Mann aufgestanden und habe beim Rausgehen das Pfefferspray versprüht.

Wegen der Umsatzeinbußen werde man keinen Schaden ersatz fordern. Portakal: "Ich bin halt ein Menschenfreund."