Nullangebot: Proteste bei Raps und Ireks

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Bei Raps (Bild) und Ireks finden in der kommenden Woche Protestaktionen statt. Foto: Archiv
Bei Raps (Bild) und Ireks finden in der kommenden Woche Protestaktionen statt. Foto: Archiv

Die Tarifverhandlungen in der Lebensmittelbranche stocken. Die Gewerkschaft NGG fordert mehr Anerkennung für die Beschäftigten. Bei Raps und Ireks finden Protestveranstaltungen statt.

Die Fronten in den Tarifverhandlungen der Lebensmittelbranche sind verhärtet. Frust schieben auch die Mitarbeiter der großen Kulmbacher Unternehmen Ireks und Raps. Bei beiden Firmen finden in der kommenden Woche Protestaktionen statt.

Gewerkschaft: "Die Wut ist groß"

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert mehr Anerkennung für die Beschäftigen einer Branche, die systemrelevante Arbeit leiste. Sie will im Rahmen einer "Gesundheitswoche" auf die verzwickte Lage aufmerksam machen. "Hintergrund ist die laufende Tarifrunde für die bayernweit rund 5000 Beschäftigten der Branche. Die Wut unserer Kolleginnen und Kollegen bei Raps und Ireks über das bisherige Nullangebot der Arbeitgeber ist groß. Sie haben in der Pandemie größtenteils durchgearbeitet und erwarten mehr Wertschätzung", stellt Michael Grundl von der NGG Oberfranken fest.

Zu Bayerns Nährmittelindustrie zählen Unternehmen wie Hipp, Mondelez International, Bernbacher, Wela, Nutrichem, Saumweber, aber auch Raps und Ireks. Zwischen dem 23. und 30. Juli wird es im ganzen Freistaat betriebliche Aktionen geben. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von sechs Prozent, mindestens jedoch 180 Euro mehr im Monat, sowie einen Corona-Bonus in Höhe von 1500 Euro. Grundl erinnert daran, dass die Arbeitgebervertreter die zweite Tarifverhandlung am 10. Juli abgebrochen haben. Nach Informationen der Gewerkschaft würden sich die Auftragseingänge der Firmen trotz Pandemie auf Vorjahresniveau befinden. Einzelne Hersteller hätten sogar Schwierigkeiten, die hohe Nachfrage zu bedienen.

"Arbeitgeber müssen sich bewegen"

"Die Arbeitgeber müssen sich jetzt bewegen und ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. Am Ende geht es auch darum, ob die Branche für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiv bleibt", so der Verhandlungsführer und bayerische NGG-Landesvorsitzende Mustafa Öz.

Bei den Protesten wird die Gewerkschaft auch über den Arbeits- und Gesundheitsschutz informieren und sich mit den Beschäftigten über die hohe Arbeitsbelastung durch Überstunden und Sonderschichten austauschen.

Das sagt die Ireks-Geschäftsführung

Von Raps war gestern für eine Stellungnahme kein Mitglied der Geschäftsführung zu erreichen. Die Ireks GmbH stellt fest, dass der Erhalt von Arbeitsplätzen auch in der Coronakrise an oberste Stelle stehe. Gemäß dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" wolle das international tätige Unternehmen weiterhin alles dafür tun, die Krise zusammen mit den Mitarbeitern zu meistern. Die Auswirkungen der Pandemie seien in keiner Weise absehbar. Ireks beschäftige schon heute die Frage, ob und gegebenenfalls wann eine "zweite Welle" eintritt.

Zu den Tarifverhandlungen stellt die Geschäftsführung fest, dass man "in Anbetracht der teils erheblichen Betroffenheit unserer Firmengruppe durch Corona-bedingte Umsatzrückgänge" der Gewerkschaft NGG vorgeschlagen habe, erst im November über eine mögliche Erhöhung der Entgelte zu verhandeln. "Zu diesem Zeitpunkt liegt der Unternehmensseite dann hoffentlich ein klareres Bild der wirtschaftlichen Lage und der absehbaren weiteren Geschäftsentwicklung vor. Bis dahin möchten wir von Entgelterhöhungen absehen und den Fokus auf die Sicherung der Beschäftigungsverhältnisse legen."

Aus diesem Grund habe die Arbeitgeberseite am 18. Juni gegenüber der NGG den Vorschlag eines Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung unterbreitet. "Wir denken, dass diese Haltung auch bei den allermeisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Firmengruppe auf Verständnis und Zustimmung stößt."

"Unsere Arbeit muss honoriert werden"

Herbert Pieper, der bei Ireks arbeitet und Mitglied der Tarifkommission ist, war gestern nicht zu erreichen. Raps-Betriebsratsvorsitzender Peter Geißler, der ebenfalls der Tarifkommission angehört, untermauert die Forderungen der Gewerkschaft. Raps habe viel zu tun, die Beschäftigten hätten in der Corona-Krise Sonderschichten gefahren, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. Das müsse honoriert werden. "Mit einem Applaus für unsere Arbeit sind wir nicht zufrieden", stellt Geißler fest. Man streike noch nicht, wolle aber mit dem Protest ein Zeichen setzen. "Wir wollen von der Arbeitgeberseite ein faires Angebot."