Vor zwei Wochen verunglückte ein Ultraleicht-Pilot in der Nähe der Anwesen von Ralf Michel und Barbara Friedrich in Neufang. Sie möchten, dass die Flugrouten nicht mehr über ihre Häuser führen. Die Chancen dafür stehen gut.
Früher war es der Motorlärm, der nervte. Nach dem Absturz des Ultraleicht-Flugzeugs vor rund zwei Wochen ist nun auch ein mulmiges Gefühl dabei, wenn die kleinen Maschinen genau über ihre Häuser fliegen. "Man hat schon Bedenken wegen der Sicherheit", sagt Ralf Michel aus Neufang und erhält ein zustimmendes Nicken von seiner Nachbarin Barbara Friedrich.
Nur die Anwesen der beiden bilden den kleinen Kulmbacher Ortsteil Neufang in unmittelbarer Nachbarschaft des Flugplatzes. Und genau über ihren Häusern verläuft die Platzrunde der Ultraleicht-Flieger.
"Die dröhnen wie ein Rasenmäher", erklärt Michel. In den vergangenen fünf Jahren sind die Flugbewegungen mehr geworden, haben er und Barbara Friedrich festgestellt. Doch nicht nur der Lärm stört. "Durch die Flugzeuge fühlt man sich dauernd beobachtet, wenn man im Garten ist", ergänzt Barbara Friedrich.
Nun kam noch der Absturz des Ultraleicht-Flugzeugs am 8. August dazu. "Beim zweiten Landeanflug kurz vor dem Absturz flog das so brutal tief über unseren Hof, dass sich ein Pferd vor Schreck losgerissen hat. Und die sind Flugzeuge wirklich gewohnt", erzählt Ralf Michel.
Nicht vorstellbar, wenn die Maschine in ein Haus oder einen Stall gekracht wäre. "Wir haben Heu und Stroh gelagert, direkt daneben sind Ställe mit Pferden und die Wohnhäuser", ergänzt Barbara Friedrich. Die Vorstellung ist umso schlimmer, als dass das Flugzeug damals sofort in Flammen aufging. Und über die Gaffer, die fast eine Woche nach der Tragödie immer noch die Unglücksstelle aufsuchen, können beide ohnehin nur den Kopf
schütteln.
Der größte Wunsch von Ralf Michel ("Im Großen und Ganzen haben wir kein schlechtes Verhältnis mit dem Flugplatz") und Barbara Friedrich wäre es, dass die Flieger eine neue Route zugewiesen bekommen und nicht mehr über ihre Gebäude fliegen.
Unglücksstelle nicht richtig gesäubert? Aber nicht nur das: Sie wünschen sich auch eine bessere Informationspolitik seitens des Flugplatzes, sei es vor Veranstaltungen oder bei Unfällen. Dass es zudem niemand für nötig befunden hat, die Unglücksstelle richtig zu säubern, kann Ralf Michel nicht verstehen. "Da lagen Federn, Metall- und Kunststoffteile herum, nachdem das Wrack abtransportiert worden ist." Erst nachdem er den Vermieter des Flugzeugs angeschrieben habe, habe man sich darauf geeinigt, dass er das Aufräumen gegen Rechnung übernimmt.
Der große Wunsch wird vielleicht bald in Erfüllung gehen. Denn der Gesellschafter des Flugplatzes, die Flugbetriebs GmbH, hat bereits im April einen Antrag auf Änderung der Platzrunden an das Luftamt Nordbayern vorbereitet, erklärt Flugleiter Richard Lehmeier und stimmt den Neufangern zu: "Die Platzrunden sind mit Blick auf die Entwicklungen in der Technik nicht mehr aktuell."
Während die Runden der Segelflieger belassen werden sollen, ist geplant, sowohl die Platzrunden der Ultraleicht- als auch der Motorflugzeuge über unbewohntes Gebiet zu verlegen. "Wir warten mit der Antragsstellung nur noch, bis der neue Rollweg zur Halle der Luftsportvereinigung Stadtsteinach gebaut ist, damit die Pläne dann alle auf dem neuesten Stand sind." Die Bauarbeiten sollen Ende August beginnen und etwa zwei Wochen dauern. Dann soll der Antrag gestellt werden. Lehmeier geht von einer Genehmigung aus. "Denn es ist die Maxime des Luftamts, das möglichst keine bewohnten Gebiete überflogen werden."
Bei Veranstaltungen ist es auch sein Bestreben, dass die Anlieger informiert werden. "Das ist aber Sache des Veranstalters." Als Flugleiter sei er dafür zuständig, dass die Starts und Landungen korrekt verlaufen. "Wir können nicht das Sprachrohr der drei Vereine sein."
Die drei Vereine, die die Gesellschafter der Flugbetriebs GmbH sind, sind die Luftsportvereinigung Stadtsteinach (Motorflug), die Luftsportvereinigung Kulmbach (Segelflug, Motorsegelflug, Ultraleicht-Flugzeuge) und die Fränkischen Ultraleicht-Flieger (ehemals Nordbayerische Drachenflieger).