In Sachen Medizin-Campus Oberfranken könnte laut OB Henry Schramm die Kremser Karl Landsteiner Privatuniversität der lang gesuchte Partner sein.
Krems an der Donau ist bekannt für seine Altstadt: Sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Mit ihren 24 000 Einwohnern ist sie die fünftgrößte Stadt Niederösterreichs - und von vergleichbarer Dimension wie Kulmbach. Aber nicht nur das verbindet beide Städte. In eine Art neue K.u.K.-Ära (nicht monarchistisch gemeint) könnte ein besonderes Projekt münden: Kulmbach und Krems könnten ab 2020 eine Koalition eingehen, die es ermöglicht, dass die Bierstadt zum Studienort für angehende Mediziner wird.
Wie OB Henry Schramm (CSU) gestern dem Stadtrat erläuterte, stehen die Zeichen für den geplanten Medizin-Campus offenbar günstig.
Demnach hat das Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth, das zusammen mit der Stadt Kulmbach nach Partneruniversitäten sucht, in seinem Ranking die Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems als viel versprechend für das Vorhaben eingestuft. Mittlerweile gab es Gespräche und sogar gegenseitige Besuche einer Kulmbacher Delegation in Krems sowie des Rektors besagter Kremser Uni, Rudolf Mallinger, in Kulmbach.
"Wir haben bei unseren Gesprächen gemerkt, dass wir uns für beide Seiten eine fruchtbare Partnerschaft vorstellen können", sagte Schramm. Die Österreicher seien angetan gewesen von Kulmbach und hier vor allem vom Klinikum.
Mallinger habe in einem Schreiben sogar einen konkreten Starttermin für die Zusammenarbeit genannt: das Jahr 2020.
"Da habe ich kurzfristig gedacht: Das ist aber noch lang hin", sagte Schramm, um gleich nachzuschieben: "Genau genommen sind es drei Jahre. Nur drei Jahre. Wenn ich überschlage, wie viel Zeit die Vorgespräche und Planungen für Finanzierung oder die nötigen Schritte für die Gebäude und Räumlichkeiten einnehmen werden, dann werden wir als möglicher Partner diese Zeit auch wirklich brauchen. Und ob es klappt, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber ich werde alles dafür tun."
Ein Medizin-Campus würde es angehenden Ärzten ermöglichen, eine vollwertige Medizinerausbildung über alle Semester hinweg zu durchlaufen.
Schramm sieht für alle Beteiligten Vorteile: "Die Kremser Universität würde natürlich von den Studenten profitieren, aber auch von den Forschungen der Universität Bayreuth. Und wir Kulmbacher bekämen junge Menschen zu uns, die eine Stadt erblühen lassen können. Nicht zu vergessen, wie viel unser Klinikum von den Studierenden hätte und umgekehrt die Jungmediziner von einer so tollen Klinik vor der Haustür."
Kulmbach sei in den 1990er Jahren bei der Vergabe von Hochschuleinrichtungen leider leer ausgegangen. "Egal ob Hof oder Deggendorf oder Landshut: Diese Kommunen wurden zu Gewinnern, seit sich dort Studenten aufhalten. Für uns muss es jetzt darum gehen, das an Land zu ziehen, was heute an neuen Bildungseinrichtungen noch zu bekommen ist." Zumal die gesamte Region an einer solchen Einrichtung partizipieren könne.
Erster Versuch gescheitert
Ein erster Versuch in
diese Richtung war vor einigen Jahren gescheitert, sagte Schramm. Damals war Kulmbach als Sieger einer Ausschreibung der Deutschen Hochschulstiftung hervorgegangen. Auch damals war es darum gegangen, als Kommune im Boot mit einer europäischen Universität zu sein und ein Medizinstudium anbieten zu können. "Letztlich waren es zu viele für uns unzumutbaren Bedingungen, weswegen es nicht zustande gekommen ist."
Thomas Nagel (FDP) wertete die Entwicklung als sehr positiv für Kulmbach allgemein, aber speziell auch für das Klinikum. Krems erlege sich selber sehr hohe Qualitätsstandards auf. Ein solcher Partner "auf Augenhöhe", wie es Nagel formulierte, sei zugleich ein Aushängeschild für den Medizinbetrieb vor Ort. In die gleiche Kerbe schlug Jörg Kunstmann (CSU): "Es gibt viele Andockmöglichkeiten einer solchen Zusammenarbeit. Es wäre echte Werbung für den Standort." Ingo Lehmann (SPD) zog einen Vergleich mit Coburg: "Ich habe dort gearbeitet und weiß, dass ein ganz anderes Leben herrscht, wenn Studenten eine Stadt bevölkern."