Marktschorgaster Pfarrer möchte "nur noch noch weg"

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Am 1. September 2012 übernahm Ignacy Kobus die Pfarrstelle in Marktschorgast. Der damals 57-Jährige trat die Nachfolge von Zlatko Kidjemet an, der nach Ebermannstadt wechselte. Foto: Archiv/Sonja Adam
Am 1. September 2012 übernahm Ignacy Kobus die Pfarrstelle in Marktschorgast. Der damals 57-Jährige trat die Nachfolge von Zlatko Kidjemet an, der nach Ebermannstadt wechselte. Foto: Archiv/Sonja Adam

Pfarrer Ignacy Kobus verlässt Marktschorgast - und viele Gläubige sind überrascht. Der Grund liegt wohl in unüberbrückbaren Differenzen im Seelsorgeteam.

Es ist erst fünf Jahre her, dass Pfarrer Ignacy Kobus die Pfarrstelle in Marktschorgast übernahm. Dass die Kirche St. Jakobus hieß, wertete der Geistliche damals als gutes Zeichen. Die Worte seiner Antrittspredigt sind manchem noch in Erinnerung: "Ich will mit Ihnen gemeinsam eine einladende, offene Gemeinde gestalten. Ich will mich nicht in der Kirche einschließen, sondern mit Ihnen zusammen hinaus- und auf die Menschen zugehen, das ökumenische Miteinander pflegen."

Kobus war nicht nur für Marktschorgast zuständig, sondern auch für die Autobahnkirche Himmelkron, für Neuenmarkt, Gefrees und Bad Berneck. Jetzt kehrt der Seelsorger seiner Gemeinde den Rücken.

"Wir haben das erst aus der Zeitung erfahren. Ich möchte am Freitag bei der Pfarrgemeinderatssitzung mit dem Pfarrer sprechen", sagt der Vorsitzende dieses Gremiums, Florian Graf. Er hoffe, dann Näheres zu der Versetzung zu erfahren.


"Kann mich nicht beschweren"


Inzwischen machen Gerüchte die Runde. Gerüchte, in denen es um Mobbing und persönliche Querelen geht. "Wir hoffen, dass es nicht wahr ist, dass sich der Pfarrer von unserer Gemeinde gemobbt gefühlt hat. Denn das war nicht so. Wir haben ihn unterstützt, wir haben ihm zugearbeitet, so gut wir konnten. Wir haben gut mit ihm zusammengearbeitet", erklärt Graf. "Ich kann mich nicht über den Pfarrer beschweren und habe dies auch nie getan."

Auch in Himmelkron ist der plötzliche Weggang Gesprächsthema. "Es kam nicht ganz überraschend. Ich wusste, dass es Probleme im Seelsorgeteam gibt. Aber nicht mit der Gemeinde", bestätigt Kirchenpfleger Hartmut Richter. "Wir hatten in Himmelkron immer ein gutes Einvernehmen und bedauern diesen Schritt sehr. Wir können die Gründe erahnen, aber wir hatten keinen Grund uns zu beklagen", sagt Richter. Der Pfarrer habe seinen Dienst als Priester immer mit sehr viel Leidenschaft ausgeübt.

Es gab wohl Unstimmigkeiten zwischen dem Geistlichen und dem Seelsorgeteam, insbesondere mit Peter Wilm und Diakon Matthias Bischof. Beide waren für eine Stellungnahme aus terminlichen Gründen nicht erreichbar.


"Massive Beschwerden"


Pfarrer Michal Osak dagegen wird konkreter: "Die Unstimmigkeiten lagen am Umgang von Pfarrer Ignacy Kobus mit den Leuten. Nicht nur mit den Kollegen, auch mit anderen. Es gab immer wieder massive Beschwerden", sagt Osak. "Der Pfarrer war sparsam an Gedanken und Worten. Aber wenn er nichts sagt, wie will man dann etwas ablehnen? Ich selbst habe auch keine Probleme mit Peter Wilm und Matthias Bischof. Wir arbeiten zusammen. Wir bereiten die Gottesdienste zusammen vor. Das wichtigste an der Seelsorge heute ist der Umgang mit den Menschen. Der muss stimmen, dann kann man auch mal über Meinungen streiten", sagt Osak. "Wir sehen in der Versetzung jetzt eine Erlösung. Wir brauchen Ruhe und eine gute Zusammenarbeit im Team."

Dekan Hans Roppelt bestätigt die Querelen. "Es gab massive Probleme im Umgang mit den Leuten. Wir waren nicht mehr mit seiner Amtsführung einverstanden", kommentiert er. "Aber es geht wirklich nur um den Umgang, es liegen ansonsten keinerlei Verfehlungen vor. Schon gar keine, die in irgend einer Weise juristisch relevant sind", so Roppelt.


Situation hat sich zugespitzt


"Die Situation hat sich über Jahre zugespitzt, jetzt sind wir an einem Punkt, wo es einfach nicht mehr geht. Deshalb ist eine Versetzung die beste Lösung", sagt der Dekan. Er sehe Kobus nicht in der Opferrolle und habe über Jahre hinweg auf eine Aussöhnung gehofft. Eine Aussöhnung, die ausblieb.

Und Pfarrer Ignacy Kobus? Er findet deutliche Worte: "Ich möchte nur noch noch weg. Ich kann nicht mehr. Ich muss ausdrücklich betonen, dass ich mein Bestes gegeben habe. Ich hatte keine Probleme mit meiner Gemeinde, vor allem nicht mit den Marktschorgastern," sagt er. Natürlich würde er sich über eine Verabschiedung freuen.


Abschied erwünscht


"Warum sollen wir keinen Abschied feiern? Ignacy Kobus war doch fünf Jahre unser Pfarrer", sagt Graf und will in der Pfarrgemeinderatssitzung alle weiteren Modalitäten besprechen. Auch in Himmelkron soll es einen Abschied geben.

Ignacy Kobus, der bislang als Pfarradministrator in Marktschorgast tätig war, wird künftig in Münchberg als Pfarrvikar arbeiten. Er ist damit von den Verwaltungstätigkeiten entbunden und kann sich auf die seelsorgerische Betreuung konzentrieren.

Die Marktschorgaster Pfarrstelle wird mit einem Priester aus Polen besetzt. Er wird bereits im September ins Pfarrhaus einziehen, erklärt der Pressesprecher des Erzbistums, Harry Luck, das weitere Prozedere.

Die Pfarrstelle selbst wird von Pfarrer Michal Osak übernommen, betont Dekan Hans Roppelt und hofft, dass damit wieder Ruhe in den Gemeinden einkehrt.