Mangersreuther Orgel geht auf Reisen

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Orgelbaumeister Markus Roth (vorne) und sein Kollege Helmut Marx von der Firma Steinmeyer, Oettingen, haben am Montag damit begonnen, die Mangersreuther Kirchenorgel von 1884 abzubauen. Sie wird gereinigt, renoviert und bekommt ihren Originalklang zurück. Drei Monate sollen die Arbeiten dauern. Fotos: Stephan Tiroch
Orgelbaumeister Markus Roth (vorne) und sein Kollege Helmut Marx von der Firma Steinmeyer, Oettingen, haben am Montag damit begonnen, die Mangersreuther Kirchenorgel von 1884 abzubauen. Sie wird gereinigt, renoviert und bekommt ihren Originalklang zurück. Drei Monate sollen die Arbeiten dauern. Fotos: Stephan Tiroch
Blick in die Orgel: Hier arbeitet der Blasebalg.
Blick in die Orgel: Hier arbeitet der Blasebalg.
 
Orgelbaumeister Markus Roth verpackt die Prospektpfeifen.
Orgelbaumeister Markus Roth verpackt die Prospektpfeifen.
 
Orgelbauer Helmut Marx muss fast 900 Pfeifen ausbauen.
Orgelbauer Helmut Marx muss fast 900 Pfeifen ausbauen.
 
Organist Richard Groß: ,Ich kann die Kirchenlieder alle auf der Geige spielen.'
Organist Richard Groß: ,Ich kann die Kirchenlieder alle auf der Geige spielen.'
 

Für die Kirchengemeinde Mangersreuth erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch. Das Instsrument bekommt in Oettingen seinen Originalklang zurück.

So ein Lied sind die Mangersreuther zum Abschluss eines Gottesdienstes in ihrer Kirche nicht gewöhnt: "Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus" spielt Richard Groß am Sonntag auf "seiner" Orgel. Damit verabschiedet der Organist das Instrument. Es geht auf Reisen, um in drei Monaten mit seinem Originalklang in die Kirche zurückzukehren.

Am Montag hat die Orgelbau firma Steinmeyer aus dem schwäbischen Oettingen damit begonnen, das Instrument abzubauen. Eine Puzzlearbeit - fast 900 Orgelpfeifen müssen nummeriert und verpackt werden.

"Ein Ereignis für unsere Kirchengemeinde", sagt Pfarrerin Bettina Weber und erläutert, wie es zu dem Projekt gekommen ist. 1972 ist das fast 130 Jahre alte Instrument umgebaut und dem Zeitgeschmack entsprechend "klanglich verbessert" worden. Die Orgel soll heller klingen, was sie auch tut, nachdem fünf neue Register eingebaut worden sind.
Zwischenzeitlich, so Klinger, haben sich jedoch die Stimmen gemehrt, die es bedauern, "dass das historische Instrument verändert worden ist". Die Gemeinde wünscht sich den alten Zustand der Wolf-Orgel zurück.

Kosten: 90 000 Euro

Seit zirka zehn Jahren wird dafür gespart. "Wir sind zwar noch auf der Suche nach Sponsoren, aber den Großteil der Kosten von 90 000 Euro bezahlt die Kirchengemeinde", so die Pfarrerin, die ihren Schäfchen ein großes Lob zollt: "Die Mangers reuther sind sehr großzügig, wenn es um ihre Orgel geht."

In Absprache mit Denkmalschutz und Sachverständigen ist festgelegt worden, was gemacht wird: eine Komplettreinigung sowie ein Rückbau der 1972 erfolgten Veränderungen. Ausgetauscht werden auch die Orgelpfeifen der Vorderansicht aus Zink, die ursprünglich aus Zinn waren und im 1. oder 2. Weltkrieg eingeschmolzen wurden, um Munition herzustellen.

Ausflug nach Oettingen

Wer sich für die Orgelrenovierung interessiert, kann sich am 9. März beim Gemeindeausflug nach Oettingen in der Orgelbaufirma eingehend informieren. Geplant ist auch, dort den früheren Pfarrer Hans Issler zu treffen, der bis Mitte der siebziger Jahre in Mangersreuth war.

Richard Groß jedenfalls wird "seine" Orgel vermissen: Seit 48 Jahren spielt er bei Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in der Mangersreuther Kirche. Er muss sich nun mit einer von der Firma Steinmeyer aufgestellten Ersatzorgel behelfen und hätte selbst für Stromausfall noch einen Plan: "Ich kann die Kirchenlieder alle auf der Geige spielen."