Deren Kreisvorsitzender, MdL Rainer Ludwig, verhehlte nicht, dass der BR-Artikel vom Montag "Alle rätseln: Was macht Söllner?" den Ausschlag gegeben habe, die Öffentlichkeit zu informieren. "Wir wollten die Spekulationen beenden". Er hätte auch Verständnis für eine Absage Söllners gehabt und sie respektiert. Nun sei er aber sehr froh, dass "das kommunalpolitische Kraftbündel" Söllner noch einmal als Landrat kandidiere. "Das sorgt für Ruhe und Stabilität".
Klaus Förster, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Kreistag, gewährte ein paar Einblicke in die Seelenlage seiner Vereinigung. Seit Mai habe man diskutiert und selber gerätselt, wie sich Klaus Peter Söllner wohl entscheiden werde. Nun habe man die Wahlliste zusammenstellen müssen - und es habe auch einige Kandidaten gegeben, die ihre Entscheidung, auf die Liste zu gehen, von der Söllners abhängig gemacht hätten.
Auch stellvertretender Landrat Dieter Schaar und Kulmbachs Bürgermeister Ralf Hartnack begrüßten die erneute Kandidatur Söllners. "Persönlich hätte ich es verstanden, wenn er nicht mehr angetreten wäre - politisch nicht."
Zur Person
Der am 6. September 1956 in Stadtsteinach geborene Klaus Peter Söllner ist seit 1996 Landrat des Landkreises Kulmbach. 2002, 2008 und 2014 wurde er jeweils im ersten Wahlgang im Amt bestätigt - zuletzt ohne Gegenkandidat und mit mehr als 96 Prozent Zustimmung. Söllner war zuvor sechs Jahre Bürgermeister seiner Heimatstadt. Der studierte Rechtswissenschaftler hatte seine berufliche Laufbahn beim Oberlandesgericht Bamberg, dem Landratsamt Wunsiedel und der Regierung von Oberfranken begonnen. Er ist Mitglied der Freien Wähler und bekleidet eine Vielzahl an Ehrenämtern, darunter die des Vorsitzenden des Klinikum-Zweckverbands Kulmbach, der Genussregion Oberfranken und des BRK-Kreisverbands Kulmbach.
Landräte
Klaus Peter Söllner ist der fünfte Landrat des Landkreises Kulmbach. Er wird nach einer Wiederwahl im kommenden Jahr die längste Amtsperiode aufweisen, die vorher Theodor Heublein (1947 - 1970) innehatte. Sein unmittelbarer Vorgänger war Herbert Hofmann (1984 - 1996), Kurt Held amtierte von 1970 - 1984. Erster Landrat in Kulmbach nach dem Zweiten Weltkrieg war Adam Sühler (1947).
Kommunalwahlen
Die Kommunalwahlen in Bayern finden am 15. März 2020 statt. Dann werden die überwiegende Zahl an Landräten, Oberbürgermeistern und Bürgermeistern ebenso neu gewählt wie Kreistage, Stadt- und Gemeinderäte. Die neue Amtsperiode beginnt am 1. Mai 2020. Bei den Kommunalwahlen 2020 schrumpft der Kulmbacher Kreistag von 60 auf 50 Köpfe. Der Grund: Der Landkreis verliert Einwohner und liegt bei der zweiten Kommunalwahl in Folge unter der Marke von 75.000. Verkleinert wird auch der Gemeinderat Grafengehaig - zum zweiten Mal unter 1000 Einwohnern - um vier auf nur noch acht Sitze.
Kommentar von Alexander Müller
Klaus Peter Söllner hat es sich nicht leicht gemacht - das zeigt das lange Hinauszögern einer Entscheidung. Der 63-Jährige absolviert seit mehr als 23 Jahren ein tägliches Pensum, das Beobachtern Respekt abnötigen muss. Ein Leben ohne nennenswerten Urlaub, ohne freie Wochenenden sind der Preis für den hohen Anspruch, den der Landrat an sich stellt: immer und überall präsent, von allen ansprechbar sein. Söllner agiert nicht abgehoben und bürokratisch, sondern legt Wert auf Einigkeit und Bürgernähe.
Daher besteht auch kein Zweifel an seiner Wiederwahl - das wissen auch die politischen Mitbewerber des im höchsten Maße Anerkannten und ausgezeichnet Vernetzten. Ernsthafte Chancen hat nach aktuellem Stand kein Gegenkandidat, auch wenn ein Wettbewerb um ein solch bedeutendes Amt in einer Demokratie dringend geboten wäre. Insofern dürfen es sich die politischen Parteien auch nicht zu leicht machen, zumal ein Mitbewerber in einem Wahlkampf bekannt(er) würde und so seine Ausgangsposition für die nächste Wahl verbessern könnte.
Jede Medaille hat freilich auch eine Kehrseite: Klaus Peter Söllner wird in den kommenden Jahren bewährte Wege gehen, was nicht falsch sein muss. Wirklich neue Impulse jedoch wird nur ein Nachfolger 2026 vermitteln können, der dann auch einer anderen Generation als der dann fast 70-jährige Söllner angehören wird. Und: Bei den Freien Wählern wird weiter alles auf ihren starken Mann zugeschnitten bleiben - ob es da gelingt, einen Nachfolger aus deren Reihen aufzubauen, wird sich zeigen.
O Gott der arme! Eine ganz schwere Entscheidung 🤦🏼♂️.