Kulmbacher riskieren ihr Leben, um andere zu retten

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Die Kulmbacher DLRG in Aktion: Mit dem Schnellboot auf der Kieswäsch unterwegs. Foto: privat
Die Kulmbacher DLRG in Aktion: Mit dem Schnellboot auf der Kieswäsch unterwegs. Foto: privat
Strömungsretter Marco Dörfler sucht im Mühlbach unter der Brücke am Pörbitscher Weg nach einem Vermissten. Foto: privat
Strömungsretter Marco Dörfler sucht im Mühlbach unter der Brücke am Pörbitscher Weg nach einem Vermissten. Foto: privat
 
Patrouillenfahrt beim Hochwassereinsatz auf der Elbe in Schönebeck/Sachsen-Anhalt. Foto: privat
Patrouillenfahrt beim Hochwassereinsatz auf der Elbe in Schönebeck/Sachsen-Anhalt. Foto: privat
 
Auch bei Nacht übt die Kulmbacher DLRG auf dem Wasser. Foto: privat
Auch bei Nacht übt die Kulmbacher DLRG auf dem Wasser. Foto: privat
 
Ein Auto wird aus der hochwasserführenden Steinach in Stadtsteinach geborgen. Foto: privat
Ein Auto wird aus der hochwasserführenden Steinach in Stadtsteinach geborgen. Foto: privat
 
Rettungstaucher im Einsatz: Jochen Bergmann, der auch als zweiter Vorsitzender der DLRG Kulmbach Verantwortung übernimmt. Fotos: privat
Rettungstaucher im Einsatz: Jochen Bergmann, der auch als zweiter Vorsitzender der DLRG Kulmbach Verantwortung übernimmt. Fotos: privat
 
DLRG-Helfer beladen das Einsatzfahrzeug. Foto: privat
DLRG-Helfer beladen das Einsatzfahrzeug. Foto: privat
 
Die Kulmbacher DLRG - hinten Marco Dörfler, vorne Stefan Bär aus Kronach - beim Jahrhunderthochwasser der Elbe in Schönebeck/Sachsen-Anhalt. Foto: privat
Die Kulmbacher DLRG - hinten Marco Dörfler, vorne Stefan Bär aus Kronach - beim Jahrhunderthochwasser der Elbe in Schönebeck/Sachsen-Anhalt. Foto: privat
 

Wenn die DLRG ausrückt, geht es meistens um Menschenleben. Wie es der Name sagt: Deutsche Lebensrettungsgesellschaft. Dafür hat die DLRG in Kulmbach top ausgebildete Leute zu bieten: die Strömungsretter. "Das Beste, was man kriegen kann", sagt Jochen Bergmann.

"Der Strömunsretter ist ein Multifunk tionsmann, der alles kann - der geht ins Wasser rein und sucht vermisste Personen", erklärt Jochen Bergmann (25), zweiter Vorsitzender der DLRG Kulmbach.

Die Strömungsretter sind heuer mehrfach im Einsatz gewesen. Einmal am Mühlkanal (der wieder Weißer Main heißt). Die Faktenlage: Am Ufer beim Pörbitscher Weg liegt ein Bündel Klamotten, von deren Besitzer fehlt jede Spur. Die Einsatzkräfte gehen vom Schlimmsten aus: Suizid. DLRG-Vorsitzender Marco Dörfler legt seine Spezialausrüstung an und sucht das Bachbett ab. Der Strömungsretter findet nichts. Zum Glück. "Es ging damals gut aus. Da hatte jemand seine nassen Sachen vergessen, den wir daheim wohlbehalten angetroffen haben", so Bergmann.

Oder an der Kieswäsch, als ein nicht richtig gesichertes Fahrzeug ins Wasser gerollt ist. Diesmal gibt es ein Opfer: Ein Hund ist ertrunken.

Auch beim Elbe-Hochwasser sind die Kulmbacher dabei

Oder im Juni das Elbehochwasser: Auch hier sind Dörfler und Bergmann mit von der Partie. Als Mitglieder eines Wasserrettungszugs aus Bayern koordinieren sie über zwei Wochen den Einsatz in Schönebeck in Sachsen-Anhalt.

Doch so spektakulär geht es bei der DLRG nicht jede Woche zu. "Wir machen sonst unseren normalen Dienst. Zusammen mit der Wasserwacht des BRK teilen wir uns den Wachdienst am Oberauhof, im Freibad und im Hallenbad", so Bergmann. "Dazu kommt noch der Trainings- und Schulungsbetrieb."

Jugendabteilung mit über 100 Mitgliedern

Da hat der DLRG-Ortsverband mit seinen 250 Mitgliedern einiges im Programm. "Wir haben eine riesengroße Jugendabteilung mit 100 Kindern", sagt Bergmann. Sehr beliebt sind die Schwimmkurse ("immer ausgebucht"). Zusätzlich wird dem Nachwuchs mit Zeltlager, Weihnachtsfahrt oder Erste-Hilfe-Ausbildung etwas geboten, und ab neun Jahren kann man Juniorretter werden.

Wer länger dabeibleibt, hat die Möglichkeit, sich zu spezialisieren. Das Spektrum reicht vom Sanitäter über den Katastrophenschutz bis zum Bootsführer oder zur luftunterstützten Wasserrettung. "Das Aufgabenspektrum ist groß", weiß Bergmann.

Schade nur, meint der 25-jährige Polizist, dass von den Jungen später wenige übrigbleiben, die als Aktive Dienst tun. Noch mehr Sorgen bereitet den Lebensrettern aber, dass man eine Art Nomadendasein führen muss. "Wir haben keine eigenen Räume, wo wir uns treffen können und wo unser Material lagert", erklärt er. "Bei verschiedenen Mitgliedern steht was im Keller, und ein Raum an der Kieswäsch ist vollgestopft. Wir müssen bei einem Einsatz immer schauen, ob alles vollständig ist."

Enormer logistischer Aufwand

Zur Jugendausbildung, so Bergmann, dürfe man ins Jugendzentrum. "Das heißt aber, dass wir die Kisten hochschleppen und wieder zurückbringen müssen." Der logistische Aufwand sei enorm. "Wir sind nicht anspruchsvoll, aber wir bräuchten eine vernünftige Halle, die muss nicht geheizt sein, um die Fahrzeuge unterzustellen, Material unterzubringen und unsere Ausbildung zu machen."

Ein Wunsch, dem sich die politischen Verantwortungsträger nicht verschließen. "Die DLRG ist eine wichtige Rettungsorganisation in unserer Stadt. Es liegt auch in unserem Interesse, dass sie anständig untergebracht sind", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm. Die Stadt sei mit der DLRG im Gespräch. "Und vielleicht zeichnet sich demnächst auch eine Lösung ab", meint Schramm und denkt dabei an die Gößmannsreuther Schule, die nach dem Brand nächstes Jahr wieder hergerichtet wird.

Auch Landrat Landrat Klaus Peter Söllner signalisiert Unterstützung und Gesprächsbereitschaft. "Die DLRG leistet einen wertvollen Dienst für uns im Landkreis", betont er.

Wenn die Verantwortlichen der DLRG ihre Hauptsorge los wären, gibt es noch weitere Aufgaben. Man kann sich vorstellen, die Tauchsparte zu reaktivieren. Mit dem Ausrüstungsstand ist die DLRG zufrieden. Vor allem dank Spenden wie zuletzt vom Kulmbacher Rotary-Club, so Bergmann, "haben wir einen vernünftigen Stand. Aber in absehbarer Zeit ist ein neues Fahrzeug fällig. Unser Kleinbus muss ersetzt werden."