Kulmbacher Kino: Was ist der Oscar gegen "Star Wars"?

2 Min
Der Paddington-Bär guckt Theaterleiter Thomas Gruber bei der Arbeit zu. Die Filmprojektoren von einst sind im Digitalzeitalter Maus und Bildschirmen gewichen. Foto: Jochen Nützel
Der Paddington-Bär guckt Theaterleiter Thomas Gruber bei der Arbeit zu. Die Filmprojektoren von einst sind im Digitalzeitalter Maus und Bildschirmen gewichen. Foto: Jochen Nützel
 
 
 
In der Nacht zum Montag (mitteleuropäischer Zeit) werden in Los Angeles die Oscars verliehen. Foto: dpa
In der Nacht zum Montag (mitteleuropäischer Zeit) werden in Los Angeles die Oscars verliehen. Foto: dpa
 
 
 

Wenn Sonntagnacht in Los Angeles die Goldjungs vergeben werden, guckt auch Thomas Gruber zu. Schon aus beruflichem Interesse: Der 37-Jährige leitet Kulmbachs Cineplex-Kino. Er weiß: Ein Oscar macht noch keinen Kassenerfolg. Und die Nominierungen der Juroren muten für hieisge Geschmäcker oft seltsam an.

Birdman - Vogelmann: Nie gehört? Cineasten schnalzen mit der Zunge, fällt der Name von Alejandro González Iñárritus Drama. Im Mittelpunkt: ein Superheldendarsteller außer Dienst. Michael Keaton (genau, der Ex-Batman) spielt Riggan Thomson alias "Birdman" im Kostüm des des schimmernd-blauen Flattermanns. Die Figur ist, was die Popularität angeht, auf dem absteigenden Ast - und Thomson sucht den Sinn im Leben nach der Hauptrolle. Die Academy in Los Angeles, so viel ist sicher, ist vernarrt in die Werke des mexikanischen Regisseurs. Mit neun Nominierungen geht "Birdman" in der Nacht zum Montag ins Rennen um die höchste Trophäe in der Branche.
"Der Film ist gut gemacht, keine Frage. Aber er ist vom Sujet ein typischer US-Streifen und für hiesige Otto-Normal-Kinogänger wohl weniger interessant." Thomas Gruber, Theaterleiter des Cineplex-Kinos, wiegt den Kopf hin und her.
"Schwierig einzuschätzen, ob er bei uns im Haus funktioniert." Er misst dem Academy-Favoriten eher wenig Bedeutung auf der Kulmbacher Leinwand bei. Der 37-Jährige gelernte Elektrotechniker weiß aus seiner langjährigen Kinoerfahrung, dass eine Oscar-Nominierung schon lange kein Garant mehr ist, um hierzulande auch die Kinokasse klingeln zu lassen. "Die Auswahl der Juroren mutet bei uns in Deutschland immer merkwürdig an. Aber in der Hinsicht ticken die Amerikaner eben anders." Ob "Birdman" als Abgesang auf das Heldenkino überhaupt gezeigt wird? "Er firmiert bei uns unter Mittelklasse. Ich erwäge, ihn in der Delikatessen-Reihe laufen zu lassen."

Vorfreude auf Bond und Minions

Es brauche die Academy-prämierten Streifen gar nicht, um vorherzusagen: 2015 wird ein fantastisches Kinojahr. Davon ist Thomas Gruber überzeugt. Mit einem Mausklick ruft er auf dem Rechner die Vorschau hoch. Persönlich freut er sich auf den 24. James Bond und den neuen "Tribute of Panem"-Ableger "Mockingjay 2". Viel erwartet er sich auch von den Minions: jene computeranimierten Gelblinge, die von der Nebenrolle in den Filmen "Ich einfach unverbesserlich" jetzt selber zu Hauptdarstellern aufsteigen.
Und dann wäre da ja noch eine besondere Disney-Produktion: "Star Wars VII". Kinoleiter Gruber blickt skeptisch: "Die Fangemeinde war eher enttäuscht nach den vergangenen drei Episoden." Dennoch glaubt er, dass Teil sieben der Saga erneut durch die Decke geht. Man dürfe sicher sein, dass Regisseur J.J. Abrams und der Disney-Konzern klotzen und nicht kleckern. Immerhin hat die Reihe nicht nur zehn Oscars eingeheimst, sondern gilt mit einem Ergebnis von mehr als 20 Milliarden US-Dollar (Einspielerlöse, Marketinggewinne etc.) als erfolgreichste Filmfranchise aller Zeiten.
Für Thomas Gruber persönlich zählt die Sternenkrieger-Fortsetzung nicht zu den ganz großen Höhepunkt des Jahres. "Ich werde mir den Film anschauen, aber der große Sci-Fi-Anhänger bin ich nicht." Der 37-Jährige zieht einen Fantasy- oder auch Horrorstreifen vor. Als Kaufmann hingegen zählt er natürlich auf das einträgliche Geschäft mit Darth Vader, Luke Skywalker und Prinzessin Leia.
Das Kinogeschäft sei immer auch eines, das mit Risiken behaftet ist. Und permanenten Investitionen. "In unseren vier Kinosälen läuft die modernste Übertragungstechnik." Das gilt auch für 3D. "Wobei man hier noch nicht sagen kann, wie sich das weiter entwickelt. Man sollte die Technik nicht zu inflationär einsetzen, sonst nutzt sich diese Art Effekt-Kino schnell ab." Experimentiert würde derzeit neben neuen Tontechniken wie "Dolby Atmos", einem Surround-Sound-System, auch an vibrierenden Sitzen, um den Zuschauer das Gefühl von Bewegung passend zu den Bildern auf der Leinwand zu bieten. "Ob es das bringt?" Schulterzucken beim Theaterleiter.

Kein Bock auf Bully

Abseits technischer Innovationen ist es jedesmal eine Kunst, dem Publikum das passende Angebot zu unterbreiten. Doch auch der Kenner kann sich verschätzen. 2001 wird dem damaligen Lichtenfelser Kinobetreiber Thomas Gruber ein gewisser "Schuh des Manitu" angeboten; die Verleihfirma Constantin bietet den Streifen von Bully Herbig wie sauer Bier an. "Ich konnte mit der Winnetou-Parodie so gar nix anfangen und habe sie eigentlich nur widerwillig aufgenommen." Er grinst. Der Rest ist Kino geschichte.