Ralf Hartnack: nahe bei CSU
Ganz anders sieht das die WGK. "Wir sind näher dran an den Ideen der CSU", sagt deren Sprecher Ralf Hartnack, der ein reines Naherholungsgebiet im Stadtkern für "zu wenig hält", "zumal es eine Fläche ist, von deren Dimension viele nach dem Abbruch überrascht sein werden". Schon im Wahlkampf habe die WGK erklärt, dass sie sich einen Nutzungsmix wünsche. Eine Wohnbebauung, ein Ärztehaus ("Das bringt Besucherfrequenz"), ein Hotel und parallel dazu eine Renaturierung, bei der der Main aus seinem Betonbett geholt werden sollte. Letzteres ist ein Wunsch, den nicht nur die WGK hegt. Von einer Machtprobe, zu der die Entscheidung über die Kaufplatz-Gestaltung im Stadtrat führen könnte, will er nicht reden: "Es wird eine Abstimmung geben. Aber das ist eben Demokratie."
Das wollen die Grünen
Nah dran an den Vorstellungen von OB und SPD sind die Grünen, wie Fraktionsvorsitzende Dagmar Keis-Lechner betont. Sie wundert sich, dass die CSU eine Sondersitzung gefordert hat, die sie schon im Stadtrat angemahnt habe. Die Grünen wollen eine "Frischluftschneise" schaffen, "um der Überhitzung der Stadt im Zuge des Klimawandels entgegenzuwirken". Sie wünschen sich eine "grüne Oase" zwischen Spinnerei und Altstadt statt weiterer Bauwerke. Es sei wichtig, ein Quartierskonzept zu erstellen, in das die Renaturierung des Mains und ein Radweg aufgenommen werden müssten.
Keine Betonklötze
Mit den Plänen von OB, SPD und Grünen kann sich neben CSU und WKG auch FDP-Stadtrat Thomas Nagel (FDP) nicht anfreunden. "Wir sind gegen eine reine grüne Oase. Wenn man ein so bedeutendes Areal, überspitzt gesagt, nur mit Bäumen bepflanzt, wäre das verschenkt." Nagel wünscht sich ein Mehrgenerationenquartier, in dem Wohnraum für Senioren und Studenten geschaffen werden sollte, keine Betonklötze sollten entstehen, sondern moderne Bauten mit grünen Elementen. "Auch Cafés und Geschäfte könnten das Areal aufwerten, das natürlich auch viel Grünfläche erhalten sollte."
AfD auch für Nutzungsmix
Auf einen Nutzungsmix setzt auch die AfD, wie Georg Hock erklärt. Er hält das Areal prädestiniert für eine Wohnbebauung. "Hier bietet uns doch die einmalige Chance, innenstadtnah Wohnraum für ältere Leute zu schaffen, die nicht mehr mobil sind, aber auch für junge Leute", sagt der AfD-Sprecher.
Umfrage: Was wollen die Kulmbacher?
Für das Kaufplatz-Gelände, ein stadtbildprägende Areal, wird eine neue Nutzung gesucht. Die Stadt Kulmbach will die Bürger in den Entscheidungsprozess einbinden. Wir wollen die Kulmbacher vorab fragen, welche Ideen sie haben. Vorschläge können an redaktion.kulmbach@infranken.de geschickt werden.
Hierzug auch ein Kommentar von Alexander Hartmann
Konflikt Kaupflatz
Es ist eine Frage, die Konfliktpotenzial beinhaltet. Was soll aus dem Kaufplatz-Areal werden? Der Betonklotz wird plattgemacht, die Zukunft der mit 9500 Quadratmeter gewaltigen Fläche ist aber nach wie vor ungewiss. Die Suche nach der besten Lösung für das "Filetstück im Herzen der Stadt" könnte im Stadtrat zur Machtdemonstration werden. Auf der einen Seite CSU, WGK und FDP, die sich - wie die AfD - neben der Renaturierung vor allem auch eine Wohnbebauung wünschen. Auf der anderen Seite SPD und Grüne, die sich wie OB Ingo Lehmann (SPD) nach einer "Grünen Oase" sehnen, eine Bebauung ablehnen. Die sich aber einer breiten Allianz gegenübersehen und, so scheint es, mit ihrer Vision auf verlorenem Posten stehen.
Ob Kulmbach neben dem Grünzug und dem Stadtpark auch eine weitere große Parkanlage braucht? Ein Mix aus Wohn- und Geschäftsgebäuden sowie Grünflächen, wie es die konservativen Kräfte fordern, könnte die attraktivere Variante sein. Wohnungen für Jung und Alt auf einer renaturierten Fläche - eine Vorstellung, mit der sich sicherlich viele Bürger anfreunden könnten. In Kombination mit Bars oder Cafés, die sich entlang des Mains befinden, der aus seinem Betonbett herausgeholt werden soll, ein Konzept, das für ein besonderes Flair sorgen würde, einer Studentenstadt würdig wäre. Eines vergessen darf man bei aller Schwelgerei aber nicht: die Altstadt, deren Gastronomie und Geschäfte sich im Existenzkampf befinden, denen zusätzliche Konkurrenz den Todesstoß versetzen könnte. Einig sind sich die Parteien in einem: Sie wollen die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung einbinden. Den Beschluss, der für die Stadt Kulmbach von großer Bedeutung sein wird, müssen aber die Stadträte treffen. Und das zeitnah.