Kulmbacher Heilingschwertturm wurde aus Buckelquadern errichtet

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Vor 60 Jahren sah der Heilingschwertturm so aus. Stadtarchiv
Vor 60 Jahren sah der Heilingschwertturm so aus. Stadtarchiv
Heute ist die VHS in dem Gebäude untergebracht.Erich Olbrich
Heute ist die VHS in dem Gebäude untergebracht.Erich Olbrich
 

Der Heilingschwertturm am Schießgraben war einst ein wichtiger Bestandteil der Kulmbacher Stadtbefestigung.

1231 erhielt Kulmbach die Stadtrechte und wurde befestigt. Vermutlich verwendete man hierzu am Anfang Palisaden und mit Steinen gefüllte Weidenkörbe. Man nimmt an, dass die ersten Türme und Mauern ungefähr in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Herzog Otto II. von Andechs-Meranien errichtet wurden.

In alter Höhe

Am besten ist Kulmbachs alte Stadtbefestigung am Schießgraben erhalten. Dort steht nicht nur die Mauer fast vollständig und zum Teil sogar in alter Höhe, sondern es sind auch noch verschiedene Türme zu sehen. Der umfangreichste davon ist der Heilingschwertturm unterhalb der Stadtpfarrkirche Zu Unserer Lieben Frau.

Dieser halbrunde, aus Buckelquadern errichtete Turm ragt bastionsartig in den Stadtgraben hinein. Er ermöglichte damit in Kriegszeiten eine beiderseitig flankierende Sicherung der Stadtmauer. Aus topografischen und strategischen Gründen waren in diesem Bereich der Stadt Kulmbach mehrere Verteidigungstürme notwendig.

Jene Stelle des Mauerrings war ja besonders gefährdet, weil dort der Berg nahe heranreicht und sich die Mauer nach rechts und nach links etwas zurückbiegt. Um den Platz zu schützen, stellte man also den starken Turm hin, der wie eine Bastei wirkte.

Schießscharte über dem Boden

Eine dicht über dem Boden sichtbare Schießscharte beweist, dass der Graben dort ehemals tiefer gewesen sein muss. Der Turm war aber auch höher als jetzt, so dass seine Verteidiger in mehreren Stockwerken übereinander kämpfen konnten.

Seinen oberen Abschluss hat man im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet. Ursprünglich befand sich da wohl nur eine von Zinnen umgebene Plattform, auf der man Schleudermaschinen aufstellen konnte. Im 15. Jahrhundert wurde er mit einem spitzen achtkantigen Helm überdacht und mit Geschützen ausgestattet.

Gegenwärtig schließt ein flaches Zeltdach aus Ziegeln den Turm ab, dessen oberer Teil abgetragen worden ist.

Stadel und Wagenremise

Lange diente der Heilingschwertturm dem Hof-Büttner Löw als Stadel und später als Wagenremise. Auch wurde er zum Trocknen von Kräutern verwendet, was ihm die Bezeichnung "Kräuterturm" einbrachte.

Das Land-Buch der Herrschaft Plassenberg nennt den Turm "heilingschwert" mit Namen und sagt aus, dass er der Stadt Kulmbach als Gefängnis und Gerichtsturm diente. Der Name "heiling schwerdt sein Weib als sein tochter" findet sich in der Veranlagung zur Reichssteuer von 1495. Es ist aufgrund der Existenz einer Familie dieses Namens wahrscheinlich, dass sich die Bezeichnung auf die im Turm wohnende Wächterfamilie bezog.

1518 kaufte der markgräfliche Hofgerichtsschreiber Hans Zwickstein ein Burggut. In der Lagebeschreibung kommt Folgendes zum Ausdruck: "Alles an der Stadtmauer gelegen und am Turm, der Heiling Schwert genannt ist, da weiland (früher) ein Türlein nach Mangersreuth hinausgegangen ist."

Wallfahrtsweg gen Mangersreuth

Das Pförtlein befand sich östlich des Heilingschwertturm, ungefähr in der Verlängerung des Unteren Stadtgässchens. Von hier führte ein Wallfahrtsweg nach Mangersreuth. Zwischen 1515 und 1518 wurde dieser Ausgang gesperrt, da sich hernach ein weiteres Mangersreuther Türlein beim Oberen Tor gegenüber der markgräflichen Kanzlei - heute Obere Stadt 33 - befand. Seither führte der Wallfahrtsweg über die Trendelstraße nach Mangersreuth, erst im Bereich der drei Stein e kam man wieder auf den alten Weg.

Vielleicht hängt die Verlegung des Türleins am Heilingschwertturm mit dem damaligen Ausbau der äußeren südlichen Stadtmauer zusammen. Es ist weiterhin möglich, dass eben dieses Gelände am Stadtgraben zur Kalten Marter hin nicht so steil anstieg wie heute. Zur Begründung muss erwähnt werden, dass das Burggut des Sebastian von Waldenfels neben dem Stadtturm mit Tullen und Gärten geschützt war.

Weber und Brauer

Noch in den 1950er Jahren gab es im Umfeld des Turmes nach Nordwesten hin, eingezwängt zwischen Stadtmauer und Straßenmauer, die Howeg'sche Weberei und im Bereich des Kindergartens und Gemeindezentrums der Stadtpfarrkirche "Zu unserer Lieben Frau" die Kapuzinerbrauerei mit einem hohen Schornstein. Im Turm selbst und in den angrenzenden Gebäuden konzentrierte sich das städtische Kulturreferat zeitweise mit Stadtarchiv, Stadtbücherei und Volkshochschule.

Erfreulich ist, dass die Stadt Kulmbach dort zurzeit umfassend saniert, so dass für kommende Generationen ein lohnendes Objekt der Kulmbacher Geschichte erhalten bleibt.