Kulmbacher Händler-Sprecher sieht schwarz

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Mit Schuh Eck und Dörnhöfer Haushaltswaren schließen demnächst zwei Kulmbacher Traditionsgeschäfte. Damit verliert die Fußgängerzone ein Stück an Attraktivität. Fotos: Stephan Tiroch
Mit Schuh Eck und Dörnhöfer Haushaltswaren schließen demnächst zwei Kulmbacher Traditionsgeschäfte. Damit verliert die Fußgängerzone ein Stück an Attraktivität. Fotos: Stephan Tiroch
Mehr Platz und zentrumsnahe Lage: Im November zieht das Sanitätshaus Barkofen von der Fischergasse in das Fachwerkhaus in der Webergasse 5. Bis vor zehn Jahren ist dort eine Norma-Filiale gewesen.
Mehr Platz und zentrumsnahe Lage: Im November zieht das Sanitätshaus Barkofen von der Fischergasse in das Fachwerkhaus in der Webergasse 5. Bis vor zehn Jahren ist dort eine Norma-Filiale gewesen.
 
"Unsere Zeit ist vorbei", sagt Händler-Sprecher Christoph Hofmann. Er sieht schwarz für die kleinen inhabergeführten Läden.
"Unsere Zeit ist vorbei", sagt Händler-Sprecher Christoph Hofmann. Er sieht schwarz für die kleinen inhabergeführten Läden.
 

"Unsere Zeit ist vorbei", sagt Christoph Hofmann und meint die kleinen inhabergeführten Läden. Mit Schuh Eck und Haushaltswaren Dörnhöfer machen zwei Traditionsgeschäfte dicht.

Für Adi Dörnhöfer ist Ende des Jahres Schluss. Er schließt das alteingesessene Haushaltswarengeschäft - nach fast 140 Jahren. Noch eher dürften bei Schuh Eck die Lichter ausgehen - die Regale sind weitgehend leer gekauft. In beiden Fällen sind es persönliche Gründe, die zur Geschäftsaufgabe führten. Damit verliert die Fußgängerzone ein Stück an Attraktivität.

Eine Entwicklung, die dem Vorsitzenden des Händlervereins "Unser Kulmbach" große Sorgen macht. Christoph Hofmann sieht schwarz für die Zukunft der kleinen inhabergeführte Läden in der Kulmbacher Innenstadt. "Unsere Zeit ist vorbei", sagt er und macht dafür das veränderte Einkaufsverhalten der Kunden verantwortlich: "Der Verbraucher entscheidet, ob er den Computer aufklappt und im Internet bestellt, ob er in den Subzentren am Stadtrand einkauft oder in der Innenstadt."

"Weil nix mehr da ist"

Dabei sei es doch die Vielfalt der kleinen Händler, Metzger und Bäcker, die den Reiz und das Flair einer Stadt ausmachen. Hofmann: "In einigen Jahren werden es die Leute merken, wenn die Innenstadt nicht mehr attraktiv ist, weil nix mehr da ist." Jetzt schon sei der Leerstand enorm, und auch der Marktplatz sei mit zwei geschlossenen Gastwirtschaften und dem bevorstehenden Rückzug der Sparkasse kein Aushängeschild mehr.
Die Stadt macht er nicht verantwortlich, "dass nichts los ist". Es gebe genügend günstige Parkmöglichkeiten und Veranstaltungen in der Innenstadt.

Ganz so negativ wie der Vorsitzende von "Unser Kulmbach" bewertet die Stadt die Lage nicht. Wiewohl es bedauerlich sei, so Simon Ries, wenn Traditionsgeschäfte verschwinden. Verglichen mit der Situation vor ein paar Jahren, stehe man heute gar nicht so schlecht da, meint der Stadt-Sprecher. Mit C & A im früheren KDM, dem Café Schaller (Ex-Buchhandlung Friedrich), G-Fashion im Haus gegenüber und der Boutique im ehemaligen Spielwaren Stemmler sei zum Beispiel in der Langgasse eine Reihe von Leerständen beseitigt worden. Einen gewissen Wandel werde man immer haben, "eine Vollauslastung aber bekommen wir in der Innenstadt wahrscheinlich nicht mehr".

Nach den Worten von Oberbürgermeister Henry Schramm kümmert sich die Stadt darum, attraktive Rahmenbedingungen für die engagierten Einzelhändler in der Innenstadt zu schaffen. Die Stadt sei schön und sauber, und den Kunden werde eine gebührenfreie erste Parkstunde ("gibt's nicht überall") geboten. Durch Aktionen und Feste - wie jüngst die sehr erfolgreiche italienische Nacht - gelinge es immer wieder, Menschen in die Innenstadt zu bringen.

Dazu, so Schramm, gehe es im Rahmen der Wirtschaftsförderung um die Ansiedlung von Geschäften. Nach dem Aus von Stemmler habe man es in jahrelangen Bemühungen geschafft, dass mit ROFU Kinderland wieder ein Spielwarenhändler nach Kulmbach gekommen ist. "Wir mussten aber akzeptieren, dass sie sich ihren Standort nicht in der Innenstadt gesucht haben. Aber immer noch besser, als nach Bayreuth zu fahren."

Scheinheilige Diskussion

Die Diskussion, so Ries, werde ohnehin immer etwas schein heilig geführt. "Die Leute wollen alle eine attraktive Innenstadt haben, aber dann muss man halt auch in den Läden dort einkaufen."