Kulmbacher gehen auf Zeitreise ins Mittelalter

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Die nächtliche Feuershow von "Malleus Medicinae" auf dem Marktplatz begeisterte die zahlreichen Zuschauer. Fotos: Stephan Stöckel
Die nächtliche Feuershow von "Malleus Medicinae" auf dem Marktplatz begeisterte die zahlreichen Zuschauer. Fotos: Stephan Stöckel
Der Sarwürker (Holger Bär aus Kasendorf) fertigt ein Kettenhemd. André Käding von der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae" schaut ihm bei der Arbeit über die Schulter. Foto: Stephan Stöckel
Der Sarwürker (Holger Bär aus Kasendorf) fertigt ein Kettenhemd. André Käding von der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae" schaut ihm bei der Arbeit über die Schulter. Foto: Stephan Stöckel
 
Der Vogt aus Buchloe (Reiner Mischko/rechts) zusammen mit seiner Frau Helga, die die Sophia von Landeck verkörpert, und seinem Sohn Michael, der einen Landsknecht darstellt. Foto: Stephan Stöckel
Der Vogt aus Buchloe (Reiner Mischko/rechts) zusammen mit seiner Frau Helga, die die Sophia von Landeck verkörpert, und seinem Sohn Michael, der einen Landsknecht darstellt. Foto: Stephan Stöckel
 
Die holden Maiden der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae" tobten sich beim Sackschlagen aus. Foto: Stephan Stöckel
Die holden Maiden der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae" tobten sich beim Sackschlagen aus. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Besucher übten sich im Tauziehen mit den Mitgliedern der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae". Foto: Stephan Stöckel
Die Besucher übten sich im Tauziehen mit den Mitgliedern der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae". Foto: Stephan Stöckel
 
Das Sackschlagen war für die Kleinen eine Mordsgaudi. Foto: Stephan Stöckel
Das Sackschlagen war für die Kleinen eine Mordsgaudi. Foto: Stephan Stöckel
 
Wie eine ärztliche Behandlung im Mittelalter aussah, zeigte die Gruppe "Malleus Medicinae" aus Bad Berneck. Von links: Bernd Förschler (Medicus), Oliver Günther (Barbierchirurg), Florian Petzolg (Unfallchirurg, im Mittelalter Feldscher genannt), David Winkler (Patient) und Scharfrichter (Dirk Schaller). Foto: Stephan Stöckel
Wie eine ärztliche Behandlung im Mittelalter aussah, zeigte die Gruppe "Malleus Medicinae" aus Bad Berneck. Von links: Bernd Förschler (Medicus), Oliver Günther (Barbierchirurg), Florian Petzolg (Unfallchirurg, im Mittelalter Feldscher genannt), David Winkler (Patient) und Scharfrichter (Dirk Schaller). Foto: Stephan Stöckel
 
Der Barbierchirurg (Oliver Günther) von der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae" aus Bad Berneck ...
Der Barbierchirurg (Oliver Günther) von der Mittelaltergruppe "Malleus Medicinae" aus Bad Berneck ...
 
... zieht Vanessa Förschler einen Zahn. Fotos: Stephan Stöckel
... zieht Vanessa Förschler einen Zahn. Fotos: Stephan Stöckel
 
Die Besucher im Oberhacken lauschten den mittelalterlichen Klänge der Gruppe "Grex Confusus" aus Hohenberg an der Eger. Foto: Stephan Stöckel
Die Besucher im Oberhacken lauschten den mittelalterlichen Klänge der Gruppe "Grex Confusus" aus Hohenberg an der Eger. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Musiker von "Grex Confusus" begeisterten mit mittelalterlichen Klängen. Foto: Stephan Stöckel
Die Musiker von "Grex Confusus" begeisterten mit mittelalterlichen Klängen. Foto: Stephan Stöckel
 
Stefan Ascherl (links) und Florian König von "Grex Confusus" verzauberten mit ihrem Schalmeienklang. Foto: Stephan Stöckel
Stefan Ascherl (links) und Florian König von "Grex Confusus" verzauberten mit ihrem Schalmeienklang. Foto: Stephan Stöckel
 
Jakob Kopetzki (links) und Adala Bilosová aus Prag backen Trdelnik. Foto: Stephan Stöckel
Jakob Kopetzki (links) und Adala Bilosová aus Prag backen Trdelnik. Foto: Stephan Stöckel
 
Alles, was ein echter Ritter braucht, gab es beim Mittelaltermarkt. Foto: Stephan Stöckel
Alles, was ein echter Ritter braucht, gab es beim Mittelaltermarkt. Foto: Stephan Stöckel
 
Ulrich Mittermeier bläst den Dudelsack. Foto: Stephan Stöckel
Ulrich Mittermeier bläst den Dudelsack. Foto: Stephan Stöckel
 
Stefan Ascherl von der Gruppe "Grex Confusus" bläst den Dudelsack. Bildunterschrift: Foto: Stephan Stöckel
Stefan Ascherl von der Gruppe "Grex Confusus" bläst den Dudelsack. Bildunterschrift: Foto: Stephan Stöckel
 
Der edle Vogt aus Buchloe (Reiner Mischko) stolzierte durch Kulmbachs Altstadtgassen. Foto: Stephan Stöckel
Der edle Vogt aus Buchloe (Reiner Mischko) stolzierte durch Kulmbachs Altstadtgassen. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Amtskette des Vogtes, die ihn als Bürger von Buchloe (Civium de Buchlen) ausweist. Foto: Stephan Stöckel
Die Amtskette des Vogtes, die ihn als Bürger von Buchloe (Civium de Buchlen) ausweist. Foto: Stephan Stöckel
 
Originell: Das Maskottchen von "Malleus Medicinae". Foto: Stephan Stöckel
Originell: Das Maskottchen von "Malleus Medicinae". Foto: Stephan Stöckel
 
Alles, was ein echter Ritter braucht, gab es beim Mittelaltermarkt. Foto: Stephan Stöckel
Alles, was ein echter Ritter braucht, gab es beim Mittelaltermarkt. Foto: Stephan Stöckel
 
Alles, was ein echter Ritter braucht, gab es beim Mittelaltermarkt. Foto: Stephan Stöckel
Alles, was ein echter Ritter braucht, gab es beim Mittelaltermarkt. Foto: Stephan Stöckel
 
Johanna von den Rittermachern (Johanna Krause/hinten) bringt Andreas Baumann und seinem Sohn Julian bei, wie man ein Rufhorn spielt. Foto: Stephan Stöckel
Johanna von den Rittermachern (Johanna Krause/hinten) bringt Andreas Baumann und seinem Sohn Julian bei, wie man ein Rufhorn spielt. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
Die Feuershow von "Malleus Medicinae" begeisterte. Foto: Stephan Stöckel
 

Bei Kaiserwetter erlebten die Besucher des Mittelaltermarkts, wie Ärzte im 15. Jahrhundert ihr Handwerk ausübten und dass Patienten Höllenquallen litten.

Es war, als hätte man die Zeit, um ein paar Jahrhunderte zurückgedreht. Landsknechte mit ihren Kettenhemden und Fürsten in edlen Gewändern stolzierten am Wochenende bei Kaiserwetter durch die Kulmbacher Altstadt, wo der Mittelaltermarkt seine Pforten geöffnet hatte. Hunderte von Besuchern tauchten ein in eine längst vergangene Zeit.

Behutsam und unablässig verknüpfte ein Sarwürker, auch Panzermacher genannt, einen Eisendrahtring nach dem anderen zu einem stabilen Kettenhemd. Im Oberhacken hatte zwei Tage lang eine ganz besondere Arztpraxis ihrer Pforten geöffnet. Ihr Name: "Malleus Medicinae". Die Bad Bernecker Mittelaltergruppe brachte den Zuschauern die Medizin des 15. Jahrhunderts näher.

Auch ein Zahnarzt, damals Barbierchirurg genannt, zeigte seine Künste.
Nicht das gleichmäßige Brummen eines Bohrers, sondern die ruppigen Methoden, mit denen er seine Patienten behandelte, sorgten für Unbehagen. Immer wieder hallten durch die Gassen die Schreie der "Gepeinigten", die Höllenquallen litten. Doch Gott sei Dank war alles nur simuliert im Spiel der Mittelalterfreunde.


Mancher wachte nicht mehr auf

Was viele nicht wussten: Hinter dem Medicus und dem Barbierchirurgen verbargen sich zwei echte Ärzte. Der Allgemeinmediziner Bernd Förschler war in die Rolle des Medicus geschlüpft, während Zahnarzt Oliver Günther den Barbierchirurgen verkörperte. Beide wussten viel zu erzählen über die Behandlungsmethoden im späten Mittelalter. "Damals gab es noch keine Krankenhäuser. Es wurde öffentlich auf den Marktplätzen behandelt", berichtete Förschler. Auch moderne Betäubungsmittel seien unbekannt gewesen. "Man benutzte Schlafmohn oder Bilsenkraut. Bei der Dosierung verfuhr man nach der Methode Pi mal Daumen. So konnte es passieren, dass mancher Patient nicht mehr aufwachte ..."

Ein paar Gassen weiter kam ein Vogt dahermarschiert. Reiner Mischko aus Buchloe verkörperte den adeligen Beamten. Seine Amtskette, Kulane genannt, stach sofort ins Auge. "Meine Wenigkeit hatte für seinen Lehnsherren Steuern einzutreiben und war für die niedere Gerichtsbarkeit zuständig", sagte der 56-jährige.


Die Vorteile von Barchent

Darauf angesprochen, ob er bei der Wärme mit seiner dicken Kluft nicht ins Schwitzen gerate, meinte Mischko: "Übergewand und Wams bestehen aus einem Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen, Barchent genannt. Es sorgt im Sommer für eine gewisse Kühle und im Winter für eine wohlige Wärme." Der Gast aus dem Allgäu liebt es nach eigener Aussage, die Gegenwart für ein paar Stunden auszuschalten, sich ohne Handy und Uhr auf eine Zeitreise zu begeben.

Die passende Musik für die Zeit der Ritter und Burgfräulein spielte die Gruppe "Crex Con-fusus" aus Hohenberg an der Eger. Der scharfe und nasale Klang der Schalmeien und das laute Dröhnen der Dudelsäcke zogen Alt und Jung in ihren Bann. Aus der Ferne hörte man noch den Ruf mittelalterlicher Hörner. Johanna Kraus von den "Rittermachern" demonstrierte, wie man einem Horn die schönsten Töne entlockt.


Faszinierende Feuershow

Der Mittelaltermarkt betörte nicht nur Augen und Ohren, sondern auch Nase und Gaumen mit nicht alltäglichen Leckereien wie der böhmischen Süßspeise Tredelnik. An einem Stock wurde Teig gebacken, der dann mit einer Mischung aus Nüssen, Mandeln, Zimt und Vanille bestreut wurde. Nicht fehlen durfte das Getränk des Mittelalters, der Met. In unzähligen Varianten vom Honig- über den Kirschwein bis hin zum Metbier löschte es den Durst der Besucher. Den Höhepunkt bildete am Samstagabend die faszinierende Feuershow von Malleus Medicinae. Die Akteure kreuzten ihre Feuerschwerter oder spuckten Feuer wie ein Vulkan.