Warum ein mögliches Neubaugebiet die Nachbarn auf die Palme bringt: Was plant die Stadt Kulmbach in Mangersreuth?
Es lebt sich angenehm in Kulmbachs Südwesten. Im Amselweg, in der Mangersreuther Straße und im ganzen Viertel stehen gediegene Einfamilienhäuser. Ein bürgerliches Wohnquartier. Man kennt sich, und wenn sich die Nachbarn treffen, gibt es derzeit nur ein Thema: Nebenan, wo bisher blühende Wiesen waren, soll ein Baugebiet entstehen. Zwei Flurstücke, 2,3 Hektar groß, seien von der Stadt schon gekauft worden. Platz für 60 Häuser, so wird gemutmaßt.
Nichts Genaues weiß man aber nicht. Das ärgert die Leute. Wie zuvor in Höferänger und Forstlahm formiert sich auch in Mangersreuth Bürgerprotest: Aufstand im Amselweg. Neubaugebiete sind schon lange nicht mehr unumstritten.
"Getier noch und nöcher"
Aufmerksam wurde man, weil heuer etwas anders war. Es fiel auf, dass erstmals seit vielen Jahren die Wiesen wieder gemäht wurden. "Zehn Jahre lang hat keiner was gemacht", meint Friederike Barth-Kruse. "Hier gibt es Vögel und Getier noch und nöcher." Dazu zwei wertvolle Biotophecken.
Die Nachbarschaft sammelt Informationen. "Einiges ist durchgesickert", sagt Michael Reis und bedauert, dass man offiziell bisher nichts gehört hat. Er habe sich im Stadtbauamt erkundigt und erfahren, dass der betreffende Bereich im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Nutzfläche ausgewiesen ist, nicht als Baugebiet. Aber Reis vermutet, "dass in der Schublade fertige Pläne liegen, die keiner kennt".
Argumente gegen eine Bebauung gibt es viele. Zunächst etwas Grundsätzliches. Denn es sei seit vielen Jahren immer gesagt worden, dass am Rande von Katzbachtal und Rotmaintal nichts mehr gebaut werde.
Besonders wichtig ist den Menschen der ökologische Wert der beiden Flurstücke. Eine Bebauung nennt Friederike Barth-Kruse "Frevel an der Natur". Reinhard Ott stellt einen Vergleich an: "In der Stadt legt man Blühflächen für 50.000 Euro an. Und hier würde ohne Not ein Biotop plattgemacht."
Gegen Flächenfraß
Für Michael Reis wäre es der Idealzustand, die Wiesen der Natur zu überlassen. Er wendet sich gegen Flächenfraß und Versiegelung und betont: "Hier wäre die Gelegenheit, sich ökologisch zu profilieren."
Man mag's nicht glauben, welche Gründe alle aufgeführt werden, um ja keine neuen Nachbarn zu bekommen. Bei Ausweisung von Neubaugebieten sollte man die Grundstückskäufer unterschreiben lassen, dass sie lediglich IHR Grundstück kaufen und nicht die ganze Gegend dazu.
Herr Ries sagt das, was ihm aufgetragen wird und er sagen darf. Der Wahrheitsgehalt der Aussage ist wohl von nachrangiger Bedeutung.