Kulmbacher bekommen Post von Kabel Deutschland - ganz ohne Anschluss

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Verdächtiges Schreiben von "Kabel Deutschland" - ohne Firmenlogo und Kundennummer. Foto: privat
Verdächtiges Schreiben von "Kabel Deutschland" - ohne Firmenlogo und Kundennummer. Foto: privat
Juristin Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern.
Juristin Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern.
 

Der Netzbetreiber Kabel Deutschland verschickt Briefe an Kulmbacher Bürger, die gar keinen Vertrag haben. Der "ungenutzte Anschluss" soll stillgelegt werden, heißt es.

Absender Kabel Deutschland, Betreff "Abschaltung des ungenutzten Kabelanschlusses"? Dieser Brief kam der Empfängerin im Kulmbacher Stadtteil Siedlung sofort verdächtig vor. Schließlich war sie nie Kundin bei Kabel Deutschland. Und auch das Haus selbst war - seit es ihr gehört - nie mit Kabelfernsehen versorgt worden.
Dann noch ein nicht unterzeichnetes Schreiben, keine Kundennummer, kein gelbes KD-Logo. Und ein und derselbe Fehler in der Adresse, der einst bei einem Zeitschriftenabo schon einmal vorgekommen ist... hat sich hier ein unseriöser Werber aus einem Adressenpool bedient? Will der etwa auf diesem Weg einen neuen Vertrag an den Mann bringen, sollte man die "gebührenfreie Rufnummer" wählen?

Frist bis 21. November gesetzt

In dem Brief heißt es: "Sehr geehrte Frau ..., an Ihrem o. g. Wohnobjekt liegt ein Kabelanschluss von Kabel Deutschland an, den Sie derzeit nicht nutzen. Daher werden wir den ungenutzten Anschluss kurzfristig abschalten. Sollten Sie gegen dieses Vorgehen Einwände haben, bitten wir Sie, sich bis zum 21. 11. 2013 unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 33 77 249 zu melden. Sollten wir bis zum Ablauf der o. g. Frist nichts Gegenteiliges hören, werden wir einen unserer Servicetechniker damit beauftragen, den von Ihnen ungenutzten Kabelanschluss von Kabel Deutschland vor Ort deaktivieren."

Eine kurze Recherche im Internet fördert viele Irritationen, viele Fragen zu solchen Schreiben zutage - dort findet sich seit Jahren in mehreren Foren nämlich sogar derselbe Brief, im Wortlaut, mit genau dem Aktenzeichen "SN-1753C" wieder. Nur die Telefonnummern variieren. Es wird teilweise sogar gewarnt, darauf zu antworten. Also ein Fakeschreiben von irgendjemandem, aber nicht von Kabel Deutschland?

"Nichtkunden-Mailing"

Nachfrage bei der Nürnberger Pressestelle von Kabel Deutschland. Laut Gisela Bauer, der für Bayern zuständigen Pressereferentin, stammt der Brief schon vom Kabelnetzbetreiber selbst. Es handle es sich um ein so genanntes Nichtkunden-Mailing. "Die angeschriebenen Haushalte haben keinen Anschlussvertrag bei Kabel Deutschland beziehungsweise sind Haushalte, die den Anschluss nicht nutzen", erläutert Bauer, derzufolge der Übergabepunkt für das Kabelfernsehsignal nach den aktuellen Informationen des Unternehmens nicht gesperrt sei. "Der wird dann verplombt, um Schwarzsehen zu verhindern."

"Bürger, die solche Schreiben erhalten haben, müssen keinerlei Bedenken haben", versichert die Pressereferentin, die um Verständnis wirbt: Im Sinne einer fairen Gleichbehandlung aller Kunden sei es für Kabel Deutschland wichtig sicherzustellen, dass alle für die Nutzung der erbrachten Leistung bezahlen." Ist die unentgeltliche Nutzung eines Kabelanschlusses möglich, sei Kabel Deutschland berechtigt, diesen zu verplomben; alternativ werde der Abschluss eines Kabelanschlussvertrages angeboten.

Auf die gebührenfreie Rufnummer 0800 33 77 249 angesprochen, erläutert Gisela Bauer, dass diese lediglich dazu diene, um mit dem Techniker Termine abzustimmen oder zu verschieben: "Es kann ja sein, dass jemand zu dem angegebenen Zeitpunkt nicht zu Hause sein kann."

Ein Datenfehler?

Und woher hat Kabel Deutschland die Adresse der Kulmbacherin, die doch nie Kundin war? Die Pressereferentin kann sich darauf keinen rechten Reim machen, hat aber eine Antwort: "Da muss ein Datenfehler passiert sein. Wir schreiben nur die Bewohner von Häusern an, in denen ein Kabelanschluss besteht."

Datenfehler hin oder her: Für Tatjana Halm, Leiterin des Rechtsreferats der Verbraucherzentrale Bayern, sind zwei Punkte entscheidend. Sollte sich in dem Anwesen - eventuell vom Vorbesitzer genutzt - tatsächlich noch ein Anschluss befinden, sei dieser im Besitz des Netzbetreibers. "Kabel Deutschland muss dann das Recht haben, sich vor Missbrauch zu schützen."

Als "heikel" würde sie es allerdings bezeichnen, wenn die Verplombung nur der Aufhänger wäre, um Werbung zu betreiben beziehungsweise den Hausbesitzern einen neuen Vertrag unterzuschieben. Liegt tatsächlich kein Anschluss vor, handle es sich aber um unlautere Werbung. "Eine rechtsverbindliche Aussage dazu kann ich aber nicht machen, ohne den genauen Sachverhalt prüfen zu lassen", so die Juristin, die der Kulmbacherin rät, den 21. November abzuwarten. Es habe ja auch schon Vertriebler gegeben, die sich als Servicetechniker ausgeben und behaupten, die Hausbewohner sehen "schwarz". "Das kann schon spannend werden."


Diskussionen im Internet

Die Internet-Beiträge zu diesem Thema finden sich unter folgenden Links:

http://www.lr-online.de/regionen/luckau/Brief-verunsichert-Cottbuser-Mieter;art1062,4117163

http://insidekabeldeutschland.wordpress.com/about/

http://www.content-schleuder.de/offline-spam-abschaltung-des-ungenutzten-kabelanschlusses/