Die Mitarbeiter haben viel auf dem Herzen: ungewisse Zukunft, Abschiedsschmerz, Trauer, Enttäuschung nach vielen Jahrzehnten Mitarbeit und Engagement. Manche möchten in Rente gehen, Fortbildungskurse machen, Umschulungen. Und einige sind nach den letzten Tagen einfach nur müde - unglaublich müde. Eine Mitarbeiterin erzählt, sie möchte sich endlich Zeit für eine Operation nehmen, die sie schon seit langem immer wieder aufgeschoben hat.
Trotz Sozialplan und einem Interessenausgleich in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Verdi ist das Aus für die meisten nicht einfach.
Einige Schnäppchenjäger wurden beim Einkaufsrummel aggressiv, fühlen sich nicht wohl, dass die Zeitung da ist und beobachtet. Aufnahmen im Markt und Gespräche mit den Mitarbeitern sind seitens der Filialleitung nicht erwünscht.
Die Mitarbeiter haben die Aufgabe, die noch vorhandenen Waren so in die Regale zu stellen, dass sich noch eine zusammenhängende Verkaufsfläche ergibt. Ständig muss umgeräumt werden. Manche Flächen im Kaufland sind schon am Vormittag komplett geschlossen. Fleisch und Milchprodukte gibt es nicht mehr.
Mitten im Markt steht noch ein Sonderposten Blumenerde. Klaus Berns (67) aus Stadtsteinach greift zu. "Ich habe zuletzt jeden Tag etwas gekauft. Die Preise waren wirklich günstig."
"Nicht das, was wir uns wünschen"
Berns sieht die Schließung sachlich. Eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. "Es ist in Kulmbach genauso wie überall. In den Innenstädten gibt es nichts mehr. Läden gehen auf die grüne Wiese. Da gibt es Parkplätze", sagt er. "Natürlich ist es nicht das, was wir uns wünschen. Die meisten sind Sozialromantiker. Aber wir haben ein System wie in den USA. Der Markt bestimmt, was Sache ist", so Berns.
Unterdessen geht der Kaufrausch im Markt weiter - dem Ende entgegen. "Es ist einfach schade. Ich bin jede Woche zwei Mal ins Kaufland gekommen", erzählt die 71-jährige Sigrid Kugler. Sie wohnt in der Innenstadt und hat hier gerne eingekauft. Vor dem Markt trifft sie ihre Bekannte Elisabeth Rödel (76). "Ich war jeden Tag hier. Ich habe kein Auto. Jetzt sind die Wege für mich weiter ", sagt diese: "Die Entscheidung ist gefallen - aber es wird etwas fehlen."
"Naja, am letzten Tag war es nicht so schlimm wie während der ganzen Woche. Die Leute waren so verrückt, dass sogar der Verkehr geregelt werden musste, weil niemand mehr aus dem Parkhaus kam", verriet eine Kassiererin.
Am Ende bleibt ein Wühlkorb mit schmackhaft gewürzten Würmern, Grillen oder Protein-Müsli gleich vor der Kasse. Diese "Zukunftsprodukte" wollen die Kulmbacher auch zum kleinsten Preis nicht kaufen.