Klein-Argentinien in der Kulmbacher Frankenleite

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Bei aller Wertschätzung für die deutsche Mannschaft: In ihrem Klein-Argentinien in der Frankenleite drücken Heddy und Luis Lüdden, die im Land des Tango und der Gauchos geboren sind, im Finale am Sonntag Messi & Co. die Daumen. Foto: Stephan Tiroch
Bei aller Wertschätzung für die deutsche Mannschaft: In ihrem Klein-Argentinien in der Frankenleite drücken Heddy und Luis Lüdden, die im Land des Tango und der Gauchos geboren sind, im Finale am Sonntag Messi & Co. die Daumen. Foto: Stephan Tiroch
Den Sieg im WM-Finale gönnen Heddy und Luis Lüdden dem Team mit den hellblau-weiß-gestreiften Trikots - den Farben der argentinischen Nationalflagge.
Den Sieg im WM-Finale gönnen Heddy und Luis Lüdden dem Team mit den hellblau-weiß-gestreiften Trikots - den Farben der argentinischen Nationalflagge.
 

Warum Heddy und Luis Lüdden, geboren im Land des Tango und der Gauchos, Messi & Co. die Daumen drücken - bei aller Wertschätzung für die Nationalmannschaft des Landes, wo sie seit 27 Jahren leben.

Mate gehört zu Argentinien wie Messi und Maradona. Traditionell wird der Tee nach dem Essen getrunken. Auch bei Heddy und Luis Lüdden steht das Nationalgetränk, serviert im ausgehöhlten Flaschenkürbis mit dem Saugröhrchen, auf dem Tisch - und dabei dreht sich diesmal das Gespräch in Klein-Argentinien in der Frankenleite nur um Fußball.

Bei aller Wertschätzung für die deutsche Mannschaft: Im Finale am Sonntag drücken sie Messi & Co. die Daumen. "Unser Herz hängt an Argentinien", sagt Luis Lüdden, der wie seine Frau im Land des Tango und der Gauchos geboren ist. Beide leben seit 27 Jahren gern in Deutschland ("Wir haben hier vier Kinder und fünf Enkel") und fühlen sich wohl in Kulmbach. "Sicher, Deutschland hat eine sehr gute Mannschaft", weiß der Tierarzt, der auch an der Bundesanstalt für Fleischforschung gearbeitet hat. Doch den Sieg gönnt er dem Team mit den hellblau-weiß-gestreiften Trikots. Und warum sollen die Gauchos gewinnen? "Das kann meine Frau am besten erklären."

Ein ganzes Jahr feiern

Ganz Südamerikanerin, wählt Heddy Lüdden jetzt eine blumige Sprache. Die Sopranistin, die in Kulmbach durch ihre Konzertauftritte bekannt ist, kennt zwei Kulturen und weiß, "dass so ein Fußballspiel in Argentinien eine viel größere Bedeutung hat". Das habe mit dem Lebensgefühl in ihrer südamerikanischen Heimat zu tun, wo sich ein Großteil des Lebens und der Geselligkeit unter freiem Himmel abspielt. "Die Leute würden, unabhängig von Reichtum, Rasse oder Religion, auf den Straßen tanzen und ein ganzes Jahr feiern. Damit kompensieren sie die großen sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die das Land hat."

Anders in ihrer zweiten Heimat, wo die die Spanisch-Lehrerin die Korrektheit der Menschen, deren Organisationstalent oder auch das gute Bildungsangebot hoch schätzt. Eine Woche, so glaubt sie, würde man sich in Deutschland über den WM-Titel freuen - und dann zur Tagesordnung übergehen.

"Als würde Gott vom Himmel runterkommen"

"In Deutschland ist man rationaler, in Südamerika viel emotionaler", betont Heddy Lüdden und vergleicht den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft mit der Wahl des argentinischen Papstes Franziskus: "Das gibt dem ganzen Land Hoffnung. Ein WM-Sieg wäre für die Argentinier so, als würde Gott vom Himmel zu ihnen runterkommen."

Aber die Lüddens sind faire Fußball-Fans. Sie werden sich das Finale am Sonntag zu Hause anschauen und es akzeptieren, dass die Mannschaft den Erfolg verdient hat, die besser spielt.