Kein OB-Kandidat wirbt perfekt

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Die Designer Florian Hartl und Daniel Kestler von der Bamberger Werbeagentur medienreaktor nehmen mit Geschäftsführer Jonas Lindner (von links) die Wahlkampfbroschüren der OB-Kandidaten unter die Lupe.
Die Designer Florian Hartl und Daniel Kestler von der Bamberger Werbeagentur medienreaktor nehmen mit Geschäftsführer Jonas Lindner (von links)  die Wahlkampfbroschüren der  OB-Kandidaten unter die Lupe.
Ein Blick in die Wahlbroschüre von OB Henry Schramm.
Ein  Blick  in die  Wahlbroschüre von OB  Henry Schramm.
 
Ein Blick in die Wahlbroschüre von Ingo Lehmann.
Ein Blick in die Wahlbroschüre von Ingo  Lehmann.
 
So wirbt Hans-Dieter Herold in Zeitungsannoncen.
So wirbt  Hans-Dieter  Herold in Zeitungsannoncen.
 

Die Bamberger Agentur medienreaktor hat die Wahlwerbung der drei Bewerber um das Kulmbacher OB-Amt unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Vieles ist modern gestaltet, aber beileibe nicht alles zu Ende gedacht.

Werbung bindet Wähler. Das wissen auch die drei Bewerber um das OB-Amt, die sich im Vorfeld der Wahl am 22. Oktober den Kulmbachern auf Plakaten, in Broschüren und Zeitungsannoncen, aber auch im Internet präsentieren. Da stellt sich Ingo Lehmann (SPD) als sympathischer und fairer Kulmbacher dar, der auch mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude fachsimpelt.

Stadtoberhaupt Henry Schramm (CSU) hält "Kulmbach auf Kurs", präsentiert sich als Mann, der nicht nur das Gespräch mit Ministerpräsident Hors Seehofer, sondern auch mit dem einfachen Mann auf der Baustelle sucht. Nicht auf Hochglanzbroschüren und Plakaten findet man den Kandidaten der Grünen. Die investieren das Geld aus ihrem nicht ganz so reichlich bestückten Etat ausschließlich in Zeitungsanzeigen. Hans-Dieter Herold stellt sich da als Mann dar, der sich "mit Herz und Verstand" auch für die Schwächeren einsetzen will.

Professionell?


Die Wahlwerbung ist allgegenwärtig. Ob sie professionell oder aber doch eher laienhaft gestaltet ist, das wollte infranken.de wissen und hat Experten zu Rate gezogen. Die Werbeagentur medienreaktor aus Bamberg, die in den letzten Jahren mehrere Kampagnen fränkischer Oberbürgermeister- und Stadtratswahlkämpfe strategisch und gestalterisch begleitet hat, hat ihr Urteil gefällt.

Die Fachleute haben 2012 auch die erfolgreiche Wahlkampagne für Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke geführt, die hauptsächlich im Internet stattfand und bei der nur am Rande auf klassische Druckmedien gesetzt wurde. Ihr Urteil zur Kulmbacher OB-Wahlwerbung: Vieles ist modern gestaltet, aber nicht alles ist perfekt, nicht alles zu Ende gedacht.

Nachfolgend das Urteil der Werbeagentur zur Wahlwerbung der drei Bewerber:

Experten-Fazit Henry Schramm


Henry Schramm, der gemeinsame Kandidat von CSU, WGK und FDP, setzt auf klassische Fotomotive, die dabei aber sehr professionell daher kommen. Der aktuelle Kulmbacher Oberbürgermeister verfügt über eine moderne und emotional gestaltete Wahlkampf-Website, die durch Ihre klare Struktur und persönliche Note gefällt. Dort und in der Broschüre stehen klar die Inhalte und weniger der Kandidat selbst im Fokus.
Die Bilanz seiner Politik gibt auch Ausblicke in die Zukunft, ist aber sehr textlastig. Alles in allem ergibt sich ein konservativer, rationaler Stil mit einer Mischung aus traditionellen und moderneren Medien. Leider fehlt auch Henry Schramm in puncto Plakatwerbung die starke Differenzierung zum Gegenkandidaten der SPD.

Experten-Fazit Ingo Lehmann


Der SPD-Kandidat Ingo Lehmann verfolgt eine starke Persönlichkeitsstrategie. Im Rahmen seiner "Vision für Kulmbach 2020" werden zentrale Wahlkampfthemen übersichtlich herausgearbeitet. Die gelungene Broschüre greift auf eine gesunde Mischung aus politischen Zielen und sympathisch wirkenden persönlichen Photos des Kandidaten zurück. Ein Pin mit Stadt-Silhouette dient als roter Faden durch die Kampagne, ist aber graphisch nicht ganz zu Ende gedacht. Die schwer auffindbare Website im Baukasten-Stil ist einfach strukturiert und wenig individuell gestaltet. Im Stadtbild bieten die Plakate durch die ähnliche Gestaltung wenig Differenzierung zum Gegenkandidaten.

Experten-Fazit Hans-Dieter Herold


Der Grünen-Kandidat Hans-Dieter Herold verzichtet auf eine aufwändige Wahlkampagne und beteiligt sich nicht an der kostenintensiven Bewerbung seiner Kandidatur durch Postwurfsendungen, Plakate oder eine Website. Einzig in kleinen Zeitungsanzeigen tritt er in Erscheinung. Diese kommen in einer eher amateurhaften Machart daher, stellen aber durch die Verwendung des Logos und der Sonnenblumen zumindest eine Verbindung zur Partei her. Die Botschaften auf den Anzeigen sind eher vage formuliert und enthalten keine klaren, politischen Standpunkte. Der Kandidat wendet sich damit eher an grüne Stammwähler.