Die Kulmbacher Delegierten sind nach der Niederlage ihres Anwärters auf die Nachfolge Karl-Theodor zu Guttenbergs Posten als Direktkandidat gegen die Lichtenfelserin Emmi Zeulner erst mal bedient - die knappe Entscheidung muss verdaut werden. Trotzdem steht die Kulmbacher CSU hinter ihrem Kandidaten Jörg Kunstmann.
"Natürlich bedauere ich es als Kulmbacher, dass sich Jörg Kunstmann so knapp nicht durchsetzen konnte", sagt Michael Pfitzner, "der Jörg hätte sicher einen sehr guten Abgeordneten abgegeben." Aber in der Demokratie müsse man Mehrheitsentscheidungen akzeptieren. Er hoffe jetzt, "dass Emmi Zeulner eine Abgeordnete für den gesamten Wahlkreis wird - von Viereth-Trunstadt bis Presseck."
Bei einer Konstellation mit drei Landkreisen ist es nach den Worten von Stephan Heckel, Ködnitz, immer ungewiss, wie so eine Nominierung ausgeht. "Die Lichtenfelser sind den Bambergern geographisch näher - das hat wohl den Ausschlag gegeben", lautet seine Begründung für Emmi Zeulners Erfolg. Heckel weiter: "Wenn die Bamberger Delegierten ihren Kandidaten zu 100 Prozent unterstützt und in die Stichwahl gebracht hätten, dann bin ich mir sicher, dass Jörg Kunstmann als Direktkandidat durchgegangen wäre.
Er wäre für mich erste Wahl gewesen, weil er die größere politische Erfahrung hat. Als junge Kandidatin muss man sich doppelt und dreifach anstrengen."
Auch als Frau kennt Brigitte Soziaghi, Thurnau, nicht das Erfolgsgeheimnis von Emmi Zeulner: "Sie ist sympathisch, ein wenig jung und unerfahren. Es war so knapp - vielleicht war es eine Bauchsache." Sie hält Kunstmann für den besseren Kandidaten, und so denke die ganze Kulmbacher Frauen-Union: "Der Jörg war super, er hat eine feurige Rede gehalten, man hat gemerkt, dass er brennt. Wir waren alle niedergeschlagen - aber das ist die Demokratie.
Emmi Zeulner in die Pflicht nehmen
"Auch wenn es eine faire Auseinandersetzung war - so was geht an einem nicht spurlos vorbei", meint Bernd Kotschenreuther, Stadtsteinach, den mit Jörg Kunstmann eine 20-jährige politische Zusammenarbeit verbindet. Man werde nun Emmi Zeulner in die Pflicht nehmen. Für den CSU-Kreisverband Kulmbach sei es aber keine erfreuliche Tendenz, bei der Bundestags- und der Landtagswahl keinen Direktkandidaten zu stellen.
Auch Wilfried Löwinger, Harsdorf, findet es "schade für den Landkreis Kulmbach, dass wir keine Chance auf ein Direktmandat haben." Er sei überzeugt, dass Kunstmann vom Fachlichen her der optimale Kandidat gewesen wäre. "Die Kulmbacher standen hinter ihm, das andere lag nicht in unserer Macht."
Erst streicht die Bayerische CSU einen Stimmkreis in Oberfranken, um für Horst Seehofer einen Stimmkreis in Ingolstadt zu schaffen. Den damit verbundenen Verlust jeweils eines Bundestags-, Landtags- und Bezirktagsmandates bezeichnet dann „Landtagsdirektkandidat“ Martin Schöffel sogar noch als „Stärkung unserer Region!“ Dann watscht die CSU Kulmbach ihren eigenen Landtagskandidaten von Lerchenfeld ab, in dem die Hälfte der Kulmbacher CSU-Delegierten den Wunsiedler Kandidaten – dessen politische Leistungen bisher so gut wie nicht erkennbar sind - unterstützt, nur um das Bezirkstagsmandat von Henry Schramm zu sichern und jetzt verliert auch noch Jörg Kunstmann die Kandidatur gegen Emmi Zeulner. Und nun will man aus lauter Frust vor der eigenen Unfähigkeit die Lichtenfelser Kandidatin „in die Pflicht nehmen“. Kompetenz und Glaubwürdigkeit schaut anders aus, liebe CSU!