Installationen oder gar Video-Animationen sucht man bei der Ausstellung des Bunds Fränkischer Künstler in Kulmbach vergebens.
Nur Personen, die in Franken zu Hause sind, kommen beim Bund Fränkischer Künstler zum Zuge. Ob hier geboren oder zugezogen, das spielt allerdings keine Rolle. Bei der 88. Jahresausstellung in den Räumen der Plassenburg wunderte sich Kunsthistoriker Matthias Liebel, dass die fränkischen Künstler die derzeitigen Trends der Szene auslassen. So sei der Bereich der Digitalkunst nicht vertreten. Stattdessen würden ausschließlich Malereien Techniken gezeigt sowie einige wenige plastische Arbeiten.
Die eigene Tochter in Übergröße
Eine typische Vertreterin ist die ursprünglich ungarische Künstlerin Zsuzsa Szvath. Sie hat ihre Tochter Matilda gemalt und das überdimensional. Hintergrund sei, dass die Tochter die größte Wendung in ihrem Leben dargestellt habe, erklärt die Künstlerin, die heute in Bibergau lebt. "Das ist einfach peinlich", sagt indes das Modell. Doch Matilda meint das nicht negativ. Insgeheim ist die Elfjährige stolz, dass sie im Foyer zur großen Hofstube "hängen" darf.
Der bunteste Künstler der 88. Jahresausstellung ist Francesco Ferrante. Er lebt in Ansbach, ist dort Theatermaler und Bühnenbauer. Ursprünglich kommt er aus Mailand. Und das erklärt auch seinen eigenwilligen Modestil. Denn Ferrante kombiniert Lederhosen mit einem grün-schwarz und einem gelb-schwarz-geringelten Strumpf. Dazu trägt er getupfte Turnschuhe, eine mit Rosen bedruckte Weste und ein rotes Sakko.
Italiener in Lederhosen
"Ich kombiniere italienische Mode aus Mailand mit bayerischer Tradition", sagt der Künstler. "Ich habe immer Lederhosen an. Das gefällt mir." In seinen Werken setzt er ebenfalls auf eine ausgefallene Kombination: Er mischt Ölmalerei mit Spraykunst. Natürlich bunt.
Anita Magdalena Franz erklärt Oberbürgermeister Henry Schramm die besondere Technik, die sie bei ihren Ton-Kunstwerken mit dem Titel "Schillernde Persönlichkeiten" angewandt hat. Die Figuren werden bei 1000 Grad gebrannt, die speziellen Maserungen durch Sägemehlzugabe erzielt, so Franz.
Echte Hingucker-Objekte fertigt Ralf Vizethum. Er ist gelernter Schlosser und Schmied, arbeitet hauptberuflich als Eisenplastiker und hat ein igelähnliches Kunstwerk mit dem Titel "Strömung" mitgebracht, das die Blicke auf sich zieht.
Von Kunst und Können
Kunsthistoriker Matthias Liebel geht bei der Vernissage auch auf die Bedeutung von Kunst ein. Er betont, dass Kunst eben nicht von Können kommt. Aber Kunst setze Können voraus. Sehenswert seien auch Werke von Borderline-Künstlern, von ambitionierten Laien, von Autodidakten. Und all diese verschiedenen Richtungen seien auf der Plassenburg vorhanden.
Henry Schramm eröffnete die Ausstellung mit einer launigen, kurzweiligen Rede. Er beleuchtete die Kunstszene und gab den Gästen einen nicht ganz ernst gemeinten Tipp: "Künstler wollen nicht über Gemälde reden, sie wollen sie verkaufen." Und der OB weiter: "Bei uns in
Kulmbach geht es familiär zu. Bei uns gibt es Sekt statt Champagner, bei uns stehen die Künstler im Mittelpunkt."
Bis 2. September geöffnet
Bei der 88. Ausstellung des Bundes Fränkischer Künstler präsentieren 109 Künstler 166 Werke, wie Vorsitzender Horst-Hermann Hofmann verdeutlicht. Hofmann freut sich, dass auch in diesem Jahr ein kunterbuntes Potpourri verschiedenster Kunstrichtungen gezeigt werden kann.
Die Ausstellung kann bis 2. September täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr besichtigt werden.