Hunderte feiern vor Kulmbacher Kneipen

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An die Corona-Regeln hält sich keiner: 200 bis 300 junge Menschen feiern am Wochenende vor den Kneipen in der Oberen Stadt. Foto: Karl Heinz Weber
An die Corona-Regeln hält sich keiner: 200 bis 300 junge Menschen feiern am Wochenende vor den  Kneipen in der Oberen Stadt. Foto: Karl Heinz Weber

Was sich am Wochenende in Kulmbach vor Kneipen in der Oberen Stadt abspielt, ist mit den Corona-Regeln nicht zu vereinbaren. Landratsamt und Polizei wollen das Gespräch mit den Wirten suchen.

200 bis 300 junge Menschen, die zu später Stunde dicht gedrängt im Freien feiern - in der Oberen Stadt spielen sich im Bereich zwischen "Pina" und "Sohle" am Wochenende Szenen ab, die mit denen Corona-Vorgaben nicht zu vereinbaren sind. An Abstandsregeln hält sich keiner; dass sich maximal zehn Personen in Gruppen treffen dürfen, eine Vorgabe, um die sich keiner schert.

"Es ufert aus"

Von völlig absurden Bildern spricht "Casa"-Wirt Matthias Wuschek, der das Geschehen von seiner Kneipe aus beobachtet. Während vor dem "Casa" und den Gaststätten, die sich unterhalb des Lokals befinden, alles in geordneten Bahnen ablaufe ("Bei uns sitzen die Gäste"), ufere es im weiteren Verlauf der Oberen Stadt am Freitag und Samstag aus. "Das ist seit zwei, drei Wochen zu beobachten", sagt Wuschek, der hofft, dass die Behörden einschreiten. Und der erwartet, dass die Ämter nicht alle über einen Kamm scheren, dass keine Maßnahmen ergriffen werden, "die alle gleichermaßen treffen, sondern dass bei denen eingeschritten wird, die sich nicht an die Regeln halten".

Polizei wird angefeindet

Von einer aggressiven Grundstimmung, die in der Kneipenecke herrsche, spricht Polizei-Chef Peter Hübner. Streifenbeamte würden das Geschehen vor den Lokalen und auf der Straße beobachten, Verstöße dem Landratsamt und der Stadt melden. Die Beamten seien von einem kleineren Kreis der Feiernden auch angefeindet worden. Es sei nicht möglich, all die Personen zu registrieren, die gegen die Corona-Regeln verstoßen. "Da bräuchten wir ja 20 Streifen", sagt Hübner, der an die Vernunft der überwiegend jungen Leute appelliert und sie bittet, sich an die Vorgaben zu halten. Auch die Wirte, die nach seiner Einschätzung nicht gegen die Ausschankregeln verstoßen hätten, seien gefordert, auf das Feiervolk einzuwirken.

"Extrem bedenklich"

Als aus Infektionsschutzgründen extrem bedenklich bewertet Jurist Oliver Hempfling vom Landratsamt Kulmbach die Situation in der Oberen Stadt. Größere Menschenansammlungen seien weiterhin verboten, damit man die Infektionsketten im Falle einer Erkrankung nachvollziehen könne. Bei den Szenen, die sich vor den Kneipen in der Oberen Stadt abspielten, sei das nicht mehr gewährleistet.

"Was will eine Streife ausrichten?"

Der Polizei seien die Hände gebunden, ein Eingreifen sei kaum möglich. "Was will eine Streife da ausrichten?", fragt Hempfling. Welche schwerwiegenden Folgen ein Dazwischengehen für die Beamten haben könne, habe sich bei Großdemos im Bundesgebiet gezeigt. Hempfling, der Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz war, hält es für ratsam, gemeinsam mit der Polizei das Gespräch mit den Wirten zu suchen, die man, auch wenn sich das Geschehen vor den Kneipen abspiele, nicht aus der Verantwortung nehmen könne.

"Sohle"-Wirt Sinan Portakaal ist gesprächsbereit. "Ich wollte mich in dieser Woche selbst bei den Behörden melden, um das Problem anzusprechen." Er könne die Einhaltung der Corona-Regeln in seiner Kneipe kontrollieren, sei bei dem, was sich außerhalb abspiele, aber weitestgehend machtlos. "Auch wenn ich Security-Kräfte beschäftigt hätte, könnten die auf der Straße ja nicht einschreiten.

Stadt sieht Handlungsbedarf

Auch die Stadt sieht Handlungsbedarf. " Wir werden uns mit dem Landratsamt, das insbesondere für die Einhaltung und Umsetzung der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung zuständig ist, mit den Wirten und der Polizei abstimmen, wie ein weiteres Vorgehen aussehen wird", so Pressesprecher Jonas Gleich. Die Stadt wolle den Wirten im Rahmen des Möglichen die Chance geben, die Ausfälle der vergangenen Monate wieder auszugleichen. Allerdings müssten die Auflagen eingehalten werden. "Der Appell geht hier natürlich in erster Linie an die Gäste und Besucher, sich an die Vorgaben zu halten", so Gleich.