Der Gemeinderat wird über den in Mannsflur geplanten Bau eines Stalles für 12 000 Legehennen erst am 9. Januar beraten.
Etwa ein Dutzend Zuhörer fand sich zur Sitzung im Marktleugaster Bürgersaal ein. Doch die erwartete Diskussion fand nicht statt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab Bürgermeister Franz Uome (CSU) bekannt, dass der Antrag von Ernst und Stephan Haas auf "Neubau eines Bio-Legehennenstalls für 12 000 Hühner in Mannsflur" zurückgestellt und erst in der Sitzung am 9. Januar 2017 behandelt wird.
"Widersprüchliche Plansätze"
Als Begründung führte Uome an, dass es sich bei der geplanten Baumaßnahme um ein umfangreiches, die Belange des Marktes Marktleugast nachhaltig berührendes Vorhaben handle. Dessen bauplanungsrechtliche Beurteilung werfe "eine Vielzahl schwieriger Fragestellungen" auf. Auch weil widersprüchliche Plansätze vorlägen, müsse der Bauwerber zur Lage der Anlage befragt werden. Darüber hinaus sei das Landratsamt gebeten worden, die Gemeinde hinsichtlich der Beurteilung nach den Paragraphen 31 (Ausnahmen und Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans) sowie 33 bis 35 des Baugesetzbuches (u.a. Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile und Bauen im Außenbereich) zu beraten.
Der Bürgermeister betonte abschließend, dass die Kommune für die Erteilung des Einvernehmens grundsätzlich eine Frist von zwei Monaten einhalten müsse. Diese ende am 14. Januar, so dass Beratung und Beschlussfassung am 9. Januar noch innerhalb der Frist lägen.
Unmittelbar nachdem Uome die Vertagung bekanntgegeben hatte, verließen Stephan und Carolin Haas sowie ein befreundetes Ehepaar und Walter Stingl von der Firma Poulano, die das Projekt umsetzen soll, den Saal. Bürgermeister Franz Uome dazu: "Ich will mich ja nicht weiter äußern, aber da sieht man das Interesse an einer Gemeinderatssitzung."
Wie berichtet, war am Dienstag vergangener Woche die Informationsveranstaltung wegen Überfüllung des BRK-Heims geplatzt. Bürgermeister Uome hatte daraufhin verkündet, dass der Infoabend verschoben und am 8. Dezember in der Schulturnhalle stattfinden werde. Bereits am darauffolgenden Mittwoch teilte Stephan Haas dem Gemeindeoberhaupt mit, dass er an dieser Veranstaltung nicht teilnehmen werde.
Zur Formulierung "widersprüchliche Plansätze" erläuterte Uome gestern auf Nachfrage der BR, dass die Bauwerber am 25. November einen zweiten Plan mit einem anderen Abstand zur Wohnbebauung nachgereicht haben. Dieser sei nicht unterschrieben. "Wir hätten am Montag nichts entscheiden können, weil wir gar nicht wissen, welcher Plan jetzt gilt", sagte er.
Stephan Haas dazu: "Das ist ja nur ein Vorschlag mit einer neuen Emissionsberechnung, weil wir gesagt haben, es wäre möglich, den Stall 50 Meter weiter weg von der Wohnbebauung zu errichten." Die Entscheidung der Gemeinde, über das Vorhaben erst nächstes Jahr zu beraten, wollte Haas nicht groß kommentieren. Er wünscht sich aber, dass in der Gemeinde wieder Ruhe einkehrt.
"So tierfreundlich wie möglich"
"Es bringt nichts, ständig hin- und herzusticheln. Es ist doch im Endeffekt eine gute Sache, was wir vorhaben, denn wir wollen die Eier so tierfreundlich produzieren wie möglich. Die Leute sollten sich informieren, woher ihre Lebensmittel kommen. Bei uns können sie das jeden Tag sehen." Der Landwirt, der sich inzwischen juristischen Rat geholt hat und auf das Schreiben der Gemeinde wartet ("Wir werden alle Fragen beantworten"), weist auch darauf hin, dass in Kasendorf ein Stall für 37 000 Tiere gebaut wurde, ohne dass sich ein Widerstand geregt hätte. Er habe bewusst die Obergrenze von 12 000 Tieren gewählt, weil er ansonsten kein Bio-Siegel führen dürfe.
Bürgerinitiative formiert sich
Hinter den Kulissen rumort es in dem Dorf allerdings. Dagmar Knade, die in der Breslauer Straße wohnt, hat die Bürgerinitiative "Mannsflur gegen Massentierhaltung" ins Leben gerufen und nach eigenen Angaben bereits rund 150 Unterschriften gesammelt. Auch Enoch zu Guttenberg, dessen Familie den Grund für die Siedlung Mannsflur zur Verfügung gestellt hatte, gehöre zu den Unterstützern. Die Liste wolle sie beim Infoabend am 8. Dezember dem Bürgermeister übergeben und dabei die Einwände erläutern. "Ob der Haas oder der Stingl dorthin kommen, ist uns egal", so Dagmar Knade, die ihr Anliegen auch auf Facebook postet.
Rainer Roepke und seine Frau Marianne, die im Theresienweg wohnen, wollen Stephan Haas' Hühnerstall ebenfalls verhindern. "Unsere Wiese grenzt direkt an sein Grundstück, wir hätten die Hühner dann direkt vor der Haustür. Das wird fürchterlich stinken, und da kämpfe ich dagegen bis zum Umfallen."