Himmelkroner Heime: Bedenken wegen neuer Bewohner

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In Himmelkron gibt es Bedenken wegen der Pläne der Diakonie Neuendettelsau, in den Himmelkroner Heimen eine Sonder- und Intensivgruppe unterzubringen. Foto: Jürgen Gärtner
In Himmelkron gibt es Bedenken wegen der Pläne der Diakonie Neuendettelsau, in den Himmelkroner Heimen eine Sonder- und Intensivgruppe unterzubringen. Foto: Jürgen Gärtner

In der Einrichtung soll eine Sonder- und Intensiv-Gruppe untergebracht werden. Der Gemeinderat will das verhindern - auch wegen Sorgen der Bevölkerung.

Die Diakonie Neuendettelsau ist sich der Verantwortung durchaus bewusst, wenn diese Gruppe nach Himmelkron kommt: Menschen, die "sich nur bedingt selbst steuern können und bei denen es zu Situationen kommen kann, in der sie sich oder andere Menschen, zum Beispiel Mitbewohner, gefährden". Sonder- und Intensivgruppe heißt das im Fachjargon. Bald soll sie in den Wohnheimen für Menschen mit Behinderung einziehen, erklärt der Pressesprecher der Diakonie, Thomas Schaller. Der Himmelkroner Gemeinderat ist gegen die Pläne.

Eigentlich ist es nur ein Verwaltungsakt, mit dem über die Unterbringung entschieden wird: Es geht um die Nutzungsänderung der Wohnheime in der Fichtelgebirgsstraße 18, 20, 22 und 24. Doch der Gemeinderat verweigert mehrheitlich seine Zustimmung. Jetzt liegen die Unterlagen zur Prüfung am Landratsamt.

Schaller geht davon aus, dass die Behörde ihr Einvernehmen erteilen wird. "Wir sehen derzeit keinen Grund, warum unser Antrag abgelehnt werden sollte", sagt der Pressesprecher und verweist auf die "volle Unterstützung des Bezirks, weil das ein drängendes Problem ist".

Sechs Personen - Männer wie Frauen unterschiedlichsten Alters - sollen in der Sonder- und Intensivgruppe untergebracht werden. Für die Diakonie kein ungewohntes Terrain, zumal es bereits schwierige Fälle in Himmelkron gebe. "Wir haben also schon viel Erfahrung, die wir mit einbringen können."

Natürlich würden diese Menschen entsprechend betreut. Neben der fachlichen Ausbildung beispielsweise als Heilerziehungspfleger müsse das Personal auch das Engagement mitbringen, sich um diese spezielle Gruppe kümmern zu wollen. Hilfe gebe es von einem "Unterstützungsdienst", der für die Sicherheit aller Beteiligten sorgen soll. "Da darf man keinen Disco-Türsteher erwarten, sondern Leute mit dem nötigen Einfühlungsvermögen, die aber schon eingreifen können", erklärt Schaller. Derzeit sei die Diakonie auf Personalsuche.

Ferner sei gewährleistet, dass die Wohngruppe nicht einfach verlassen oder betreten werden kann. "In der Summe sehe ich keine Risiken", so Schaller.

Wenn alles nach Plan der Diakonie verläuft, sollen bereits im Sommer die ersten zwei, drei neuen Bewohner nach Himmelkron ziehen. Schaller geht davon aus, dass die Menschen langfristig in der Gemeinde betreut werden. "Sie ständig von einer Einrichtung in eine andere zu verlegen, halte ich nicht für gut. Als Diakonie haben wir den Auftrag, auch diesen Menschen einen Platz im Leben zu geben. Deshalb scheuen wir eine öffentliche Debatte nicht, weil es um eine gute und richtige Sache geht."

Direkt am Wohngebiet

Zweifel an den Plänen hat dagegen der Himmelkroner Gemeinderat. Stellvertretender Bürgermeister Harald Peetz (CSU) verweist auf Bedenken aus der Bevölkerung, die an das Rathaus und die Gemeinderäte herangetragen wurden. Zudem grenze die Einrichtung der Diakonie direkt an ein Wohngebiet an, dessen Bewohner sich angesichts der möglichen neuen Nachbarn sorgen würden. Da helfe auch die Versicherung der Diakonie wenig, dass von der Gruppe keine Gefahr ausgehe und die Situation auch aufgrund der "Bodyguards" sicher sei.

Peetz betont, dass er zwar Verständnis für das Anliegen der Diakonie hat, aber die Interessen der Himmelkroner zu vertreten habe.

Die ablehnende Haltung des Gemeinderats gründet sich auf dem Bebauungsplan, auf dem ein Sondergebiet für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen ausgewiesen ist. Für diese Menschen habe der Gemeinderat seinerzeit den Bebauungsplan aufgestellt. "Und die Sonder- und Intensivgruppe fällt unserer Meinung nicht in diese Kategorie", so Peetz weiter. Die von der Diakonie jetzt beantragte Nutzung sei nie für das Gebiet angedacht gewesen. Deshalb und aufgrund der Bedenken aus der Bevölkerung habe der Gemeinderat den Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Jetzt liegt laut Peetz die Entscheidung beim Landratsamt Kulmbach. "Da müssen die Experten ran. Sollte das Vorhaben befürwortet werden, dann muss man schauen, wie sich die Sache entwickelt. Vielleicht war die ganze Aufregung im Vorfeld ja umsonst. Vielleicht ist aber auch das Gegenteil der Fall...", spekuliert er.

Im Landratsamt wartet man derzeit auf die offizielle Begründung der Gemeinde, warum sie das Vorhaben ablehnt. Auch seitens der Diakonie sieht die Behörde noch Informationsbedarf. "Wir brauchen noch detailliert Auskunft darüber, was genau eine Sonder- und Intensivgruppe ist", erklärt Ulrich Wagner, am Landratsamt für das Baurecht zuständig. Dann könne man sagen, ob die Gemeinde ihr Einvernehmen rechtmäßig verweigert hat oder die Unterbringung zulässig ist. "Dass der Gemeinderat nicht leichtfertig zustimmt, kann ich verstehen."

Letztlich sei die Kernfrage: "Ist das noch die Unterbringung von Menschen mit Behinderung?"

Die Sozialverwaltung des Bezirks Oberfranken befürwortet jedenfalls die Einrichtung einer entsprechenden Wohngruppe in Himmelkron. "Der Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen mit schweren Verhaltensauffälligkeiten ist auch in Oberfranken gegeben", heißt es in einer Stellungnahme. So entstünden in Marktredwitz derzeit vergleichbare Wohnformen. Die Bedenken der Anwohner seien nachvollziehbar - könnten jedoch aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen und des Erkrankungsbilds minimiert werden.