Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hörte bei der Braugerstenschau in Kulmbach die Sorgen der oberfränkischen Anbauer. Dunkle Wolken an der Preisfront trübten heuer die Freude an der guten Ernte.
Zufrieden mit Qualität und Ertrag, nicht zufrieden mit den Preisen. Diese Bilanz haben oberfränkische Anbauer von Braugerste am gestrigen Freitag in Kulmbach gezogen. Die Freude an der guten Ernte wurde in diesem Jahr nicht von der Wetterfront getrübt, sondern von den dunklen Wolken an der Preisfront, sagte Vorsitzender Erhard Hildner. Er appellierte deshalb an die Brauer und Mälzer, langfristige vertragliche Vereinbarungen, die auch einen wettbewerbsfähigen Preis garantieren, mit den Bauern abzuschließen. "Wenn man will, dass die heimischen Landwirte Braugerste anbauen, müssen Brauer und Mälzer auch bereit sein, für gute Braugerste einen guten Preis zu zahlen.
Es sei ein besonderes Braugerstenjahr mit großen Herausforderungen gewesen, sagte Landtagsabgeordneter Martin Schöffel (CSU), der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des oberfränkischen Braugerstenvereins ist. Die Trockenheit sei nicht nur außergewöhnlich gewesen, in einigen Bereichen des Regierungsbezirks könne man sogar von einer historischen Trockenheit sprechen. Letztlich hätte man derart gute Erträge noch bei der Braugerstenrundfahrt im Juli nicht erwartet. Leider seien die Preise nicht auskömmlich, so Schöffel.
Pflanzenbauberater Fritz Ernst vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth bezifferte die Anbaufläche auf knapp über 32.000 Hektar, was gut 500 Hektar weniger als noch 2014 bedeute. Langsam nähere sich Oberfranken damit wieder dem Tiefststand von 2010, als die Anbaufläche knapp unter 32.000 Hektar lag. Noch 2004 waren es über 50.000 Hektar.
Erträge unter dem Durchschnitt
Trotz deutlich trockener und wärmerer Temperaturen hätten die Erträge mit 54,3 Doppelzentner pro Hektar um rund zehn Prozent unter dem oberfränkischen Vorjahresschnitt gelegen. Insgesamt seien in Oberfranken 130.400 Tonnen Braugerste eingefahren worden, rund elf Prozent weniger als 2014.
"Beste Qualität muss auch den besten Preis haben", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Oberfranken stehe für die größte Brauereidichte und gleichzeitig für Bierkonsum mit Maß und Vernunft. Damit sei Oberfranken Produktions- und Genussregion zugleich. Was die klimatischen Sorgen angeht, gab der Minister zu bedenken, dass des einen Leid auch immer des anderen Freud sei. So soll der aktuelle Weinjahrgang ein besonders guter werden, da Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege nicht zum Tragen gekommen seien.
Die Diskussion zeige auch, dass landwirtschaftliche Produktion eben nicht per Knopfdruck funktioniere. Doch das Verständnis für landwirtschaftliche Zusammenhänge sei in weiten Teilen der Gesellschaft einfach verloren gegangen. Aus dem Boden komme nur dann etwas, wenn auch Nährstoffe eingebracht werden, sagte der Minister. Viele Menschen setzten sich mit dieser Art der ureigenen Erzeugung nicht auseinander.
"Hervorragend Leistung"
Landrat Klaus Peter Söllner (FW) nannte es eine hervorragende Leistung aller Landwirte, dass sie in schwierigem Umfeld eine derart hervorragende Qualität angebaut haben. Oberfranken sei die Braugerstenregion schlechthin, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Der Regierungsbezirk habe die meiste Braugerste und viele Brauereien dazu.
Zur Braugerstenschau wurden diesmal 140 Sortenmuster eingereicht, die nach Rohproteingehalt, Kornausbildung, Verletzungen, Abputz, Verunreinigungen, Auswuchs und Geruch untersucht wurden. Die besten drei Landwirte waren 1. Hartmut Jakob (Vierschau) 2. Roland Kolb (Großenhül) und 3. Fritz Langenfelder (Brunn). Zu den Landkreissiegern gehörten auch Günter Kolb aus dem Thurnauer Ortsteil Lochau und Lucia Dauer (Weismain).