Nun ist es amtlich: Der Kulmbacher Güterbahnhof wird trotz Denkmal-Einstufung abgerissen. Der Stadtrat stimmte mit großer Mehrheit dafür. Schwere Kritik kommt diesbezüglich von einer Bürgerinitiative. Dort ist von einer "großen Enttäuschung" die Rede.
Der Bau des Campus der Universität Bayreuth in Kulmbach ist ein gutes Stück näher gerückt: Der Kulmbacher Stadtrat hat sich auf seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Donnerstag (27. April 2022) mehrheitlich für den Abriss des einstigen Güterbahnhofs ausgesprochen. In Hinblick auf die schon lange ins Auge gefasste Maßnahme zeigten sich die Stadtratsmitglieder weitestgehend einig.
Wie die Kulmbacher SPD in einem am Montagabend (1. Mai 2023) veröffentlichten Social-Media-Post berichtet, gab es lediglich zwei Grünen-Stimmen sowie eine AfD-Stimme gegen den Gebäudeabriss. "Nachdem in den letzten Wochen die Universität Bayreuth nochmals deutlich gemacht hatte, dass Umplanungen nicht nur einen zeitlichen Aufschub, sondern auch die Bereitstellung von Mitteln in die neue Legislaturperiode verschieben und dadurch gefährden würden, gab es nur diese drei Gegenstimmen", heißt es vonseiten der SPD.
Kulmbach: Güterbahnhof-Abriss ist beschlossene Sache - OB verteidigt Entscheidung
Auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände in Kulmbach soll in Zukunft ein Campus der Universität Bayreuth entstehen. Dies ist seit langer Hand geplant - zugleich aber nicht unumstritten. Zu einer neuerlichen Diskussion bezüglich des Abrisses kam es erst vor wenigen Wochen - nachdem das Landesamt für Denkmalpflege die Voraussetzungen für die Einstufung des Güterbahnhofs als Denkmal - für viele überraschend - als gegeben angesehen hatte.
Auch nach diesem unerwarteten Ergebnis verteidigte Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) die ursprünglichen Pläne für das Areal. Aufseiten der CSU plädierte man ebenfalls dafür. "Mit der Diskussion um den Güterbahnhof wird die komplette Planung und der hart erarbeitete Bau des Campus Kulmbach aufs Spiel gesetzt, mindestens um Jahre verzögert." Darauf wiesen der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und Mitglieder der Kulmbacher Stadtratsfraktion der CSU Mitte März im Rahmen einer Pressemitteilung hin.
Die Bürgerinitiative "Rettet den Güterbahnhof" spricht sich dagegen vehement gegen den Abbruch des früheren Bahnhofsgebäudes aus. Entsprechend geknickt zeigen sich die Verantwortlichen nun nach der jüngsten Stadtratssitzung. In dieser sei das "das Schicksal des Güterbahnhofs besiegelt" worden, erklärt die Bürgerinitiative in einem öffentlichen Statement.
Bürgerinitiative übt heftige Kritik am geplanten Abriss - "zu unserem Bedauern"
"Der Stadtratsbeschluss ist für uns eine große Enttäuschung", heißt es darin. "Der Stadtrat hat mehrheitlich beschlossen, ein Gebäude abzureißen, das als Symbol für eine Epoche wirtschaftlichen Aufschwungs in der Stadt Kulmbach steht und deshalb für Kulmbach und die Kulmbacher eine besondere Bedeutung hat." Der Beschluss werde deshalb sehr bedauert.
Der Güterbahnhof sei ein Gebäude, das laut Auffassung der Bürgerinitiative erhalten werden sollte - "und das, eine entsprechende Planung vorausgesetzt, durchaus in den künftigen Campus der Universität Bayreuth hätte integriert werden können". Leider hätten es die Hauptakteure - Staat, Universität und Stadt - abgelehnt, "diese Möglichkeit wenigstens einmal prüfen zu lassen", monieren die Abriss-Gegner.
Der Kulmbacher Stadtrat beweist regelmäßig, dass er Bürgermeinung ebenso wie Kultur als Last empfindet. Als es um den angeblich abrissreifen Zustand des Vereinhauses ging, war der SR sich darüber einig, dass vor dem Abriss eine neue Stadthalle gebaut werden muss. Danach war plötzlich der Abriss vom Tisch und die Sparkasse kaufte un renovierte das Gebäude. So einfach bekam man eine neue Stadthalle. Als auf der anderen Bahnsteigseite die Industrie sich vergrößern wollte, wurde blitzartig der Abriss erhaltenswerter Backsteinbebäude genehmigt. Wenn nun der Güterbahnhof fällt, wird Kulmbach wieder ein besonders Merkmal mit Hilfe des SR abbrechen, da spielt im Gegensatz zu den privaten Bauten der Denkmalschutz keine Rolle. So wird Kulmbach immer ärmer an erhaltenswerten Gebäude. Das Kostenargument zieht nicht, die neue Straße wird wesentlich kteurer als die Sanierung des Güterbahnhofs. Das dann an der Kreuzung zu Stosszeiten Chaos ausbricht, interessiert niemanden. Nur die Brauerei freut sich, hat sie doch auf diesem Umweg endlich eine direkte Verbindung zwischen beiden Grundstücken und dies zu 100% zu Lasten der Steuerzahler. Die Regierungspartei spannt auch noch die Uni vor, um Druck auszuüben und die SPD verliert wieder einmal den Überblick. Möge Verstand vom Himmel fallen, dem Kulmbacher SR täte dies sehr gut.