Wenn der Urlaubsrückflug zum Horror-Trip wird und Kroatien einem wie eine afrikanische Provinz vorkommt, dann braucht es Freunde für einen Tag.
Neulich am Flughafen Rijeka, Kroatien, der Schock: Cancelled (Abgesagt) steht neben unserem Flug nach Stuttgart. An der Info unterhalten sich sechs Kroaten munter, doch keiner mit den Gestrandeten. Irgendwann stehen wir auf einer Flugliste nach Hamburg. Immerhin weg, denken wir. Doch beim Check-In sitzt eine überforderte Frau, die zunächst die "normal" gebuchten Passagiere abfertigt. Der Rest wartet. Im Stehen, übermüdet. Sich auf die Polstermöbel im Nebenraum setzen - geht nicht.
Wir erfahren, dass unsere Liste nicht mehr existiert und durch eine "Kringelliste" ersetzt wird. Und wer nicht da ist, als es ans Einkreisen der Namen geht, bleibt in Rijeka. Nach vier Stunden checken wir ein, zwei weitere folgen in einer unklimatisierten Abflughalle mit zwei Stühlen für 300 Menschen. Ein alter Mann versucht Tickets zu scannen, kann das aber nicht. Menschen liegen in Gängen, die ersten greifen zum Alkohol. Ich wähne mich eher in der afrikanischen Provinz denn in der EU.
Das einzig Positive: die Mitwartenden - junge Niederländer, eine ältere Schwäbin, ein Mädel aus der Schweiz und andere. Sie wurden Freunde für einen Tag. Ich werde sie nie mehr sehen. Aber wenn ich an die Reise (die in Hamburg übrigens noch lange nicht beendet war) zurückdenke, weiß ich: Ohne die lustigen Gespräche wäre die Zeit noch viel langsamer vergangen.
Andreas Schmitt