Erstmals wird im Landkreis Kulmbach ein so genannter Saufang getestet. Die Mehrheit der Jäger ist nicht begeistert. Doch das Pilotprojekt "Brennpunkt Schwarzwild" sammelt damit Erfahrungen im Kampf gegen die Schwarzkittelplage - ergebnisoffen.
1100 Wildschweine waren es 2014, die von Jägern im Landkreis erlegt wurden; 1500 könnten es in diesem Jahr werden. Und doch: "Wir können den Populationszuwachs wohl nicht abschöpfen", sagt Otto Kreil, stellvertretender Vorsitzender des Jagschutz- und Jägervereins Kulmbach. Will heißen: Der Schwarzwildbestand wächst weiter und bleibt im Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Jägern.
Pilotprojekt "Brennpunkt Schwarzwild" Ein Problem, das schon im Jahre 2010 eine besondere Rolle gespielt und letztlich zum Pilotprojekt "Brennpunkt Schwarzwild" geführt hat. Vom Bayerischen Bauernverband angeregt, wurden damals fünf Projektbereiche - verstreut über den ganzen Freistaat - ausgewiesen, darunter auch der Landkreis Kulmbach. Das Ziel: Gemeinsam und auf Augenhöhe suchen die zuständigen Behörden, die Landwirtschaft, die Jäger und die Forstwirtschaft nach Möglichkeiten, der Schwarz wildplage besser Herr zu werden. "Und zwar ergebnisoffen", wie Otto Kreil unterstreicht. "Und auch mit Methoden, die nicht unbedingt populär sind."
Schussschneisen auf Feldern gehörten ebenso zur Reduzierung von Wiesen-, Acker- und Feldfruchtschäden wie technische Hilfsmittel wie künstliche Lichtquellen oder Nachtzielgeräte. Offiziell beendet wurde das Pilotprojekt 2013.
Im Landkreis Kulmbach jedoch wird es auf freiwilliger Basis fortgesetzt, um noch mehr Erkenntnisse im Kampf gegen die Schwarzkittelplage zu bekommen.
Denn die Schadenshöhen explodieren, wie der zuständige Sachgebietsleiter für Jagdrecht, Erwin Burger, bestätigt. 10 000 Euro Schaden pro Jahr im Bereich einer Jagdgenossenschaft sind keine Seltenheit mehr, mit 8000 Euro schlägt ein von Wildschweinen verwüstetes Maisfeld zu Buche. Zu bezahlen sind diese Schäden von der Jagdgenossenschaft, je nach Vertragsgestaltung auch vom Jagdpächter. "Auf die Dauer gehen die Rücklagen der Jagdgenossenschaften da zu Ende", sagt Burger.
Kontroverse Diskussion Vor diesem Hintergrund wird seit wenigen Wochen im Stadtsteinacher Land ein neues Instrument getestet: der so genannte Saufang. Dabei handelt es sich um ein etwa 30 Quadratmeter großes Gatter, das selbsttätig schließt, wenn Wildschweine auf der Nahrungssuche darin eine Verschlussautomatik auslösen.
Und dieser Saufang sorgt für kontroverse Diskussionen - nicht nur unter empörten Tierschützern, sondern auch in Jägerkreisen."Das hat mit Jagd nichts zu tun", urteilt Otto Kreil. Der Sprecher des Pilotprojekts "Brennpunkt Schwarzwild" schätzt die Zahl der Kollegen, die das ähnlich sehen, auf die große Mehrheit. "Stichwort Exekutionskommando", sagt er. Aber: Es gibt bisher keinerlei Erfahrungen mit dem Saufang, so dass er nun befristet auf ein Jahr in der Praxis getestet werden soll, so Kreil. Am Ende werde es einen genauen Abschlussbericht dazu geben.
Abbruch jederzeit möglich Veterinär Dr. Andreas Koller legt Wert auf die Begrifflichkeit der Testphase. "Auch die Veterinärseite hat wenig Erfahrung damit." Deshalb wollen er und seine Kollegen dabei sein, wenn es zum ersten Mal zu einem Einschluss und Abschuss kommt. "Sind die Tiere gefangen, kann man selektieren", erläutert er das Prozedere und betont, dass die offiziell genehmigte Versuchsphase jederzeit abgebrochen werden kann. "Wenn wir selber merken, dass das eine Schinderei für die Tiere ist, wird der Saufang aufgegeben", ergänzt Otto Kreil.
Was die Handhabung des Saufangs angeht, gibt es strenge Auflagen, wie Dr. Koller und Heinrich Rauh vom Referat Jagdrecht erläutern. So muss die Falle zwei Mal pro Tag von einem Jäger kontrolliert werden. Während der Woche ist sie meist offen. Nur an Tagen, an denen der Jäger im Einsatz ist, wird sie auf fängisch gestellt. Damit wird gewährleistet, dass die Tiere nicht unnötig lange gefangen sind. Und: Alle Beobachtungen müssen genau aufgezeichnet und dokumentiert werden.
Während in Nachbarlandkreisen die Erfolgsquote mit dem Saufang zunächst hoch war, ist sie inzwischen auf null gesunken, wie Heinrich Rauh von Kollegen weiß.
Und die Testfalle im Kreis Kulmbach? Die ist noch nicht auf fängisch gestellt worden. Und scheint nach aktueller Spurenlage wohl auch (noch) keine Sau zu interessieren...
Und dieser Saufang sorgt für kontroverse Diskussionen auch in Jägerkreisen."Das hat mit Jagd nichts zu tun", urteilt Otto Kreil. Naja, schon klar. Da kann man sich nicht als echter Mann fühlen und das süße Glücksgefühl genießen, wenn einem das Tier arglos für die Flinte läuft.