Gehörlosenverein Kulmbach feiert 75. Geburtstag

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Ausgelassene Stimmung zum 75. Bestehen des Gehörlosenvereins Kulmbach: Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD), Landrat Klaus Peter Söllner (FW), Vorsitzender Erich Dietrich, stellvertretender Landesvorsitzender Gerhard Jandy und Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU, von links). Foto: Stephan Herbert Fuchs
Ausgelassene Stimmung zum 75. Bestehen des Gehörlosenvereins Kulmbach: Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD), Landrat Klaus Peter Söllner (FW), Vorsitzender Erich Dietrich, stellvertretender Landesvorsitzender Gerhard Jandy und Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU, von links). Foto: Stephan Herbert Fuchs

Der Gehörlosenverein Kulmbach feierte sein 75-jähriges Bestehen. Für die Betroffenen hat sich vieles verbessert, aber es bleiben Barrieren.

"Wetten dass" im ZDF mit Live-Untertiteln: Das ist eine rühmliche Ausnahme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Gehörlose und hörgeschädigte Menschen bleiben trotz modernster Technik noch immer viel zu oft außen vor. Darauf macht der Gehörlosenverein Kulmbach aufmerksam. Der Verein feierte am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen. Dank der tatkräftigen Unterstützung der beiden Dolmetscherinnen Claudia Dehler und Ruth Stahlmann waren die Hörenden bei der Feier in der Dr.-Stammberger-Halle gleichberechtigt.

Mit den Gleichstellungsgesetzen von 2001 und 2003 sei die Gebärdensprache endlich auch offiziell anerkannt, sagte Gerhard Jandy, stellvertretender Landesvorsitzender der Gehörlosen in Bayern. "Damit haben wir endlich auch in Bundes- und Landesbehörden die Möglichkeit, uns in unserer Muttersprache zu unterhalten."

Barrieren gebe es freilich trotzdem reichlich.
So seien Gehörlose und Hörgeschädigte in Kindergärten, Regelschulen und Hochschulen noch immer stark benachteiligt. Es gebe keine eigene Notrufnummer, unter der sich Gehörlose mitteilen könnten, keine Rauchmelder speziell für Gehörlose und viel zu wenig Gebärdensprachen-Dolmetscher.

Start mit 17 Mitgliedern

"Auch der Straßenverkehr ist eine große Barriere", sagte die oberfränkische Bezirksvorsitzende Christine Jandy. Zusammen mit dem bayerischen Sozialministerium arbeite der Landesverband derzeit an einer Möglichkeit, einen Notruf per Mobiltelefon an Polizei oder Rettungsdienste absetzen zu können.

Gegründet wurde der Gehörlosenverein Kulmbach am 1. Oktober 1938 als "Ortsverband der Taubstummen". In schwerer Zeit habe der Zusammenschluss freilich erst nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1946 so richtig Fahrt aufgenommen, erläuterte Vorsitzender Ernst Dietrich. 17 Mitglieder seien es damals gewesen. Mit der Zeit des Wirtschaftswunders fanden sich immer mehr Gehörlose und Hörgeschädigte zu den geselligen Runden zusammen.

Mit dem Anwesen "Muffelhaus" gab es ab 1976 eine eigene zentrale Begegnungsstätte. Damals gehörte das Haus der evangelisch-lutherischen Kirchenstiftung, seit 2009 gehört es dem Verein, der es inzwischen mit Hilfe zahlreicher Organisationen nicht nur erworben, sondern auch umfassend renoviert hat.

Mittlerweile gibt es eine Kegelgruppe, eine Skat- und Rommé-Gruppe. Der Verein trifft sich nicht nur zu Vorträgen und Veranstaltungen, sondern auch zum Wandern oder zu gemeinsamen Radtouren.

Oberbürgermeister Henry Schramm bezeichnete den Gehörlosenverein als wertvollen Anlaufpunkt für Betroffene und deren Angehörige. "Hier kommt es nicht auf das Hören, sondern auf das Verstehen an", sagte er. Das Stadtoberhaupt zollte allen Betroffenen großen Respekt dafür, wie sie souverän ihren Alltag meistern.

Ilse Rauh ist tatkräftige Helferin

Für sechs Jahrzehnte Zugehörigkeit zum Gehörlosenverein Kulmbach wurde bei der Feierstunde Ilse Rauh mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Für sie sei es immer selbstverständlich gewesen, mitzuhelfen, wo es nur geht, lobte Erich Dietrich. Zur Geburtstagsfeier des Gehörlosenvereins gehörten ein ökumenischer Gottesdienst in der Spitalkirche sowie Auftritte von Tanz- und Theatergruppen.