Im Armeemuseum Friedrich der Große auf der Plassenburg findet sich ein außergewöhnlicher Degen. Wer ihn einst besaß, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.
Das Armeemuseum Friedrich der Große auf der Plassenburg birgt viele seltene und außergewöhnliche Stücke. Eines der bemerkenswertesten ist ein altpreußischer Geschenkdegen aus dem Jahr 1748, ein Unikat aus friderizianischer Zeit.
Der altpreußische Offizier, fast ausnahmslos dem brandenburgischen Adel entstammend, trug im Dienst als Zeichen seines Ranges die Offiziersschärpe, den Ringkragen, das Sponton (Stangenwaffe) und den Degen mit Portepee.
Symbol der Ehre und Tapferkeit Diese Objekte werden uns in der Serie "Objekt des Monats" noch mehrmals begegnen. Zu all diesen Gegenständen hatte der Träger zum Degen den engsten emotionalen Bezug, galt er doch als Symbol der Ehre und der Tapferkeit. Ein Degen konnte vor versammelter Truppe zerbrochen werden, aber auch als Ehrengabe, als Auszeichnung vom Herrscher verschenkt werden.
Zu den ungewöhnlichsten Exponaten im Armeemuseum Friedrich der Große, Plassenburg ob Kulmbach zählt ein preußischer Offiziersdegen der Form II, der durch seine Gravur unter dem Stichblatt zu den großen altpreußischen Raritäten gehört.
Schon die Entdeckung ist ungewöhnlich: Anfang der 1990er Jahre wurde dem Leiter des Museums von einem deutschen Antiquitätenhändler ein Degen angeboten, der sich erst nach genauerem Hinsehen als Unikat entpuppte. Dieser Händler hatte bei einem holländischen Kollegen einen Schrank gekauft, den der wiederum in der kurz zuvor aufgelösten DDR erworben hatte. Der im Schrank befindliche ziemlich vergammelte Degen war nur als billige Zugabe gedacht. Dabei handelte es sich um einen preußischen Infanterie-Offiziersdegen der Form II, dessen Besonderheit sich erst im Detail zeigt.
Nach behutsamer Reinigung des vergoldeten Messinggefäßes wurde unter dem doppelt nierenförmigen Stichblatt eine Widmungsgravur sichtbar: ""DIES: DEG :HABE: A: 1748 VON: S: K: H: MARGGRAF CARL GESCHENCKT: BEKOMMEN A: C: E: G :v .S."
Soll heißen: Diesen Degen habe (ich) anno 1748 von Seiner Königlichen Hoheit Markgraf Carl geschenkt bekommen im laufenden Jahr (anno currente)...
Die nun folgenden kursiv gravierten Anfangsbuchstaben E. G. v. S. geben bis heute allerdings einige Rätsel auf. Nach Auskunft des Direktors des Preußischen Geheimen Staatsarchivs in Berlin, Dr. Kloosterhuis, kommen nur zwei Offiziere in Frage: Eberhard Gottlieb von Seydlitz oder Ernst Gottlieb von Scheelen. Da fast alle altpreußischen Militärunterlagen in Potsdam in den Bombennächten des April 1945 verbrannt sind, wird eine endgültige Lösung nicht mehr möglich sein.
Geschenk vom Prinzen Weniger Kopfzerbrechen gibt der Schenker auf: Markgraf Carl Friedrich Albrecht (1705-1762) war Mitglied des Hauses Brandenburg-Schwedt, einer Nebenlinie der regierenden Hohenzollern-Dynastie, damit auch königlicher Prinz. Er hatte sich in allen drei Schlesischen Kriegen militärisch ausgezeichnet und besaß das besondere Vertrauen von Friedrich dem Großen.
Wofür nun von Seydlitz beziehungsweise von Scheelen dieses königliche Geschenk bekommen hat, lässt sich nur erahnen: Wahrscheinlich ist der Grund in einer besonderen militärischen Leistung zu suchen.
Das vergoldete Messinggefäß hat die Form II, das heißt, die Parierstange ist auf gleicher Höhe mit dem doppelt nierenförmigen Stichblatt, im Gegensatz zur Form I, wo sich die Parierstange etwa zwei Zentimeter über dem Stichblatt befindet und zwei Fingerdorne führt.
Im Gegensatz zu den herkömmlichen altpreußischen Degen fehlt dem Gefäß jegliches Schmuckelement in Form von Akanthusblatt-Verzierungen. Auch die zu erwartende Silberdrahtwicklung um das hölzerne Griffstück ist durch eine gezwirnte Messingdrahtwicklung ersetzt.
"Für Ruhm und Vaterland" Nicht ungewöhnlich ist die mächtige, 836 Millimeter lange und 31,5 mm breite Klinge mit den eingelegten Messingblättchen. Auf ihnen eingraviert ist der Wahlspruch Friedrichs des Großen "PRO GLORIA ET PATRIA" (Für Ruhm und Vaterland). Die Gesamtlänge von 101 Zentimetern zeigt, dass die Waffe nicht für den "kleinen Dienst" in der Kaserne bestimmt war, sondern als schwere Kampfwaffe des Offiziers im Felde.
Die nicht mehr in ihrer ganzen Länge erhaltene Scheide besteht aus einem Holzkern, der zweilagig mit braunem Leder überzogen ist. Ein Messinghaken dient als Tragevorrichtung.
Das Portepee, aus Seide und Metalldraht geflochten, war das unverzichtbare Standesabzeichen am Gefäß. Es durfte niemals vergessen werden und musste alle zwei Jahre erneuert werden.