Die Städtische Jugendkapelle Kulmbach erreichte bei ihrem Auftritt ein kaum für möglich gehaltenes Niveau. Nach der Pause explodierte sie förmlich.
Chapeau! War das ein fulminantes, ins Blut gehendes und qualitativ hochwertiges Konzert vor mehr als 400 Besuchern. Zum Jahresabschluss gelang der Städtischen Jugendkapelle Kulmbach in der Stadthalle ein Top-Auftritt. 37 Nachwuchsinterpreten unter dem Dirigat von Harald Streit, Leiter der Musikschule, reihten Hochkaräter aneinander, egal ob Marsch, Polka, Klassik oder Medleys. Die oben auf der Bühne zeigten keinen Schwachpunkt, boten all das, was man vielleicht in dieser Güte nicht erwarten durfte. Aber sie sind ja auch fleißig gewesen, haben viel geprobt und in Harald Streit ihr großes Vorbild und einen Freund.
Berauschender Finalpart
Ton- und klangrein das Hors d'oeuvre "Bataillon Garde", gestochen scharf im Stile einer Militärkapelle. Die Ouvertüre zur Oper "Nabucco" von Giuseppe Verdi offenbarte sowohl Sanftheit als auch massive Klangmacht. Gehobene Klassik ist für die Kulmbacher kein Problem. In schier überschäumender Dominanz wurden Verdis Vorstellungen Wirklichkeit mit einem kompromisslosen und berauschenden Finalpart.
Und die Filmmusik "The mask of Zorro" war spannungsgeladen, ein wilder Ritt über die weite Ebene, der im gezügelten Pathos mündete. Blechbläser, Querflöten und die Posaunen in grandioser Pose.
Drogen haben sie bestimmt nicht genommen in der Pause, danach explodierte jedoch das Ensemble förmlich und schwamm sicher auf der vom begeisterten Publikum ausgelösten Euphoriewelle. Toller Schlagzeugwirbel, fanfarenreiche Trompetenelemente, präzise Auslotung bis zum letzten Ton. Und vorzeigbare Solisten: Svenja Goller an der Klarinette, Julian Neubrand am Euphonium sowie Lucas Nützel, Martin Schultheiß und Felix Biedermann an den Trompeten. Sie musizierten in inspirierender Leichtigkeit.
Konzertante Eleganz und ziselierter Feinschliff beim Musical "Aladin", die großen Hits von "Queen" begleiteten rhythmisches Feuer des Orchesters und rhythmisches Klatschen der Besucher. So hell zündete der Nachwuchs. Aber er kann auch ganz zart und sanft: Das Weihnachts-Medley war ein Genuss in der schönsten und feierlichsten Form, im abgedunkelten Saal waren die Melancholie und stille Freude spürbar. Sie hat schon das gewisse Etwas, die Jugendkapelle, nicht umsonst sind viele ihrer Interpreten schon mit den höchsten Bewertungen benotet worden.
Nachwuchs deutet sein Talent an
Die Jüngsten sitzen im Vororchester, das Ilona Ramming leitet. Ganz konzentriert und fokussiert lösten sie ihre Aufgaben, schon eine Menge Talent verratend. Gleich 38 hoffnungsvolle, kleine "Stars" fanden sich zusammen, ihre Einfühlsamkeit und bereits erstaunliches Taktgefühl sind gute Eigenschaften für den weiteren Weg. Die Zugabe "Elan quick time" entpuppte sich noch als Krönung der vier zuvor instrumental fein zubereiteten Auftritte.
Da war es für Oberbürgermeister Henry Schramm ein Leichtes, seine Genugtuung über ein solch großes Reservoir an musikalischem Nachwuchs auszudrücken. An Harald Streit gewandt meinte er: "Sie machen einen tollen Job. Wir sind froh, diese Musikschule in dieser Qualität zu haben. Ohne euch wären die Veranstaltungen und Feste der Stadt ein ganzes Stück ärmer." Der OB verlas auch Grüße aus dem Musikbereich der Partnerstadt Lugo, die mit der Jugendkapelle enge Verbindungen pflegt. Er wollte noch extra Ehrenbürger Hans Albert Ruckdeschel mit Ehefrau Margit erwähnen, "die im Verborgenen Gutes für die Musik tun".