Für Integra geht das Licht aus: Schrott bietet keine Arbeit mehr

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Jede Menge alte Elektronik stapelt sich in den Räumen der Integra-Initiative in der Gummistraße. Foto: Andreas Schmitt
Jede Menge alte Elektronik stapelt sich in den Räumen der Integra-Initiative in der Gummistraße. Foto: Andreas Schmitt
Bis auf Kühlschränke und Gefriertruhen konnte man alle Elektronik-Teile abgeben. Foto: Andreas Schmitt
Bis auf Kühlschränke und Gefriertruhen konnte man alle Elektronik-Teile abgeben. Foto: Andreas Schmitt
 
Am Montag gaben noch einige Bürger in der Gummistraße alte Radios, Handys und Glätteisen ab. Ende September ist Schluss. Andreas Schmitt
Am Montag gaben noch einige Bürger in der Gummistraße alte Radios, Handys und Glätteisen ab.  Ende September ist Schluss. Andreas Schmitt
 
Das zweite Standbein, der Verkauf von alten Möbeln, lief in letzter Zeit nicht mehr so gut. Foto: Andreas Schmitt
Das zweite Standbein, der Verkauf von alten Möbeln, lief in letzter Zeit nicht mehr so gut. Foto: Andreas Schmitt
 
Ende September endet die 24-jährige Geschichte der Integra. Foto: Andreas Schmitt
Ende September endet die 24-jährige Geschichte der Integra. Foto: Andreas Schmitt
 

Arbeiterwohlfahrt und Caritas beenden ihr Engagement für die gemeinnützige Initiative Integra in der Gummistraße. Ende des Monats geht das Licht aus.

Am Montagmittag hielt vor dem Gebäude der Integra-Beschäftigungsinitiative in der Gummistraße noch alle paar Minuten ein Wagen. Daraus stiegen Menschen mit Stoff- und Plastikbeuteln in der Hand. Darin: Alte Radios, nicht mehr funktionierende Handys, ausgediente Glätteisen. "Ich komme einmal im Jahr. Es ist praktisch, weil man schön herfahren und gut parken kann", sagt Katja Purucker aus Mainleus. Doch es wird wohl das letzte Mal sein, dass sie ihren Elektroschrott auf dem ehemaligen Gelände der Kulmbacher Kartonagen abgibt.

Wie das Landratsamt und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Montag bestätigten, wird die Awo, der Hauptträger, Ende September ihr Engagement und damit die 24-jährige Geschichte des Projekts beenden. Der Caritas-Kreisverband, ebenfalls Träger der 1993 zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen gegründeten Integra, zog sich bereits im Juni aus der gemeinsamen Gesellschaft zurück.


Privatwirtschaft übernimmt

Danach hatte die Awo das Projekt einige Monate alleine geführt, bis das Landratsamt einen neuen Träger fand. "So wie die Bürger gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihren Elektroschrott abzugeben, sind wir verpflichtet, ihnen eine Möglichkeit dazu zu geben", sagt Detlef Zenk, Leiter des Fachbereichs Abfallberatung und Klimaschutz. "Wir bedauern, dass es nicht mehr mit Integra weiterging, mussten aber reagieren."

Das Ergebnis einer Ausschreibung: Ab Oktober wird die Firma Drechsler Umweltschutz in der Von Linde-Straße den Elektroschrott entgegen nehmen. "Es geht weiter, keiner braucht panisch noch Elektroschrott zusammensuchen." Die Öffnungszeiten werden aber reduziert (siehe unten). Für das zweite Integra-Standbein, das Sammeln und Verkaufen von alten Möbeln oder Büchern, gibt es hingegen noch keine Nachnutzungsoption.

Zu den Gründen der Awo, das Engagement zu beenden, erklärte Hauptgeschäftsführerin Margit Vogel am Montag schriftlich. "Die Integra hatte ein Beschäftigungsmodell für Menschen mit integrativem Hintergrund als Unternehmenszweck. Menschen mit diesem Hintergrund, die eine Arbeitsstelle suchen, wie wir sie in der Integra angeboten haben, gibt es aber auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr, der sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat."


Kein integrativer Hintergrund?

Keine Menschen mit integrativem Hintergrund mehr? Wie diese Formulierung genau gemeint war, wollte unsere Redaktion am Montag von Margit Vogel wissen. Allerdings liefen telefonische und schriftliche Anfragen ins Leere. Oswald Purucker, ehrenamtlicher Kreisvorstand der Caritas, konnte auf Anfrage nur vermuten, was sie damit gemeint haben könnte.
"Wahrscheinlich, dass es von der Arbeitsagentur keine extra Förderung für diese Menschen mehr gibt." Die Folge: "Wir hatten keine Gemeinnützigkeit mehr und haben keine schwarzen Zahlen mehr erreicht", verdeutlicht Purucker.

"Wir waren schon mal kurz vor dem Ende, haben aber immer wieder umstrukturiert - zum Beispiel die Schrottannahme ausgeweitet, als die Nachfrage des Möbelverkaufs nachließ." Jetzt aber sei der Zeitpunkt für einen Schlussstrich da. Vier Mitarbeiter, zum Großteil geringfügig Beschäftigte, müssen sich einen neuen Arbeitsplatz suchen.

Die Awo schreibt dazu: "Entlassen werden muss niemand. Einige Verträge laufen aus, ein Mitarbeiter wird von uns in einer anderen Position übernommen." Die anderen sind - wie unsere Redaktion aus Mitarbeiterkreisen erfuhr - traurig, dass mit ihnen nicht gesprochen wurde. Oswald Purucker gibt zu bedenken, dass das Projekt von Anfang an für den Übergang gedacht war. "Man darf nicht nur das Negative sehen. Wir haben in den 24 Jahren auch vielen Menschen Chancen gegeben."

Die Awo nennt einen weiteren Grund, warum Integra jetzt geschlossen wird. Der Mietvertrag sei gekündigt und könne nicht verlängert werden. Die Integra, die früher am Güterbahnhofsgelände war, hätte erneut umziehen müssen. Das wäre, so Vogel, unabhängig von den Personalproblemen wirtschaftlich nicht mehr darstellbar gewesen. "Wir hätten uns vollkommen neu aufstellen müssen." Dazu wird es nun aber nicht mehr kommen.



Elektroschrott - so sind die Regelungen und Öffnungszeiten


Gesetz Seit März 2006 gibt es das "Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikaltgeräten" (ElektroG). Es verpflichtet den Verbraucher, sämtlichen Elektronikschrott bei kommunalen Stellen abzugeben.

Abgabeort
Bis 30. September kann der Elektroschrott zur Integra gebracht werden. Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 9-17 Uhr, Mittwoch bis Freitag 9-18 Uhr und Samstag 9-13 Uhr. Dann übernimmt Drechsler Umweltschutz in der Von-Linde-Straße 6. Öffnungszeiten: Dienstag 7-11 Uhr, Donnerstag 16-19 Uhr, Freitag 13-17 Uhr, Samstag 9-12 Uhr.

Ausnahme Kühlschränke und Gefriertruhen werden zweimal im Jahr nach Voranmeldung gesammelt oder von der Speditionsfirma Schmidt-Hofmann in Rugendorf entgegen genommen.