Zwei junge Männer, ein 24-Jähriger aus dem Gemeindebereich Himmelkron und ein 20-jähriger Bayreuther, hatten sich gestern Morgen im Freibad vom gesperrten Sprungturm ins leere Becken gestürzt. Die Obduktion der Leichen ist angeordnet, die Stadt zeigt sich erschüttert.
Die ersten Badegäste drehten am Sonntagmorgen schon fröhlich ihre Runden, genossen die etwas moderateren Temperaturen und das frische Wasser. Sie hatten die Fahrräder vor dem Bad geparkt, wollten sich - wie gewohnt - im Wasser erfrischen. Plötzlich beobachteten die Frühschwimmer, wie eine Frau vom Schwimmbadpersonal oben ins Springerbecken schaute - und dann unvermittelt schnell loslief.
Dann ging alles ganz schnell. Innerhalb weniger Minuten kamen Feuerwehren, Notarzt, Rettungsdienstfahrzeuge und die Bergwacht. Sie trugen Krankenliegen und anderes Equipment hinein. Ein Rettungshubschrauber landete auf der Liegewiese. Der Leiter der Stadtwerke, Stephan Pröschold, und Oberbürgermeister Henry Schramm trafen ein, die gesamte Führungsspitze der Stadtwerke. Und schnell war klar: Was in der Nacht passiert sein musste, ist schier unfassbar. Denn für zwei junge Männer kam jede Hilfe zu spät.
Die Einsatzkräfte räumten das Freibad, sperrten es großflächig ab. Die Badegäste wurden nach draußen befördert. Und während eine Radlerin noch darüber philosophierte, ob sie nach dem Schwimmen lieber lang- oder kurzärmelig aufs Rad steigen und sich vorher noch mit einer Banane stärken sollte, sperrten Polizisten schon das Gelände weiträumig ab. Von allen Seiten.
Verwunderung über das Aufgebot
Rot-weiß gestreifte Bänder mit dem Aufdruck "Polizeiabsperrung" wurden angebracht, Mitglieder der Feuerwehren positioniert. Schaulustige waren nicht mehr erwünscht. Doch wieder trafen Frühschwimmer ein, wunderten sich über das Riesen-Aufgebot. Schnell hatten alle ein Einsehen.
Tatsächlich waren in der ersten Bierfestnacht ein 20 Jahre alter junger Mann aus Bayreuth und ein 24-Jähriger aus der Gemeinde Himmelkron ins Freibad eingestiegen. Entdeckt hatte die Männer ein Spaziergänger in der Oberen Buchgasse. Sie haben die gesperrte Sprunganlage betreten, sind auf den Turm geklettert und in die Tiefe gesprungen. Ins fünf Meter tiefe, leere Becken.
"Die Treppen des Sprungturmes waren abmontiert", sagt der Pressesprecher der Polizei, Jürgen Stadter. Deshalb geht man davon aus, dass sich die beiden jungen Männer an dem Sprungturm empor gehangelt haben. Alles Weitere ist Spekulation. Fakt ist: Mit voller Wucht sind sie auf dem harten Fliesenboden aufgeschlagen."Sie sind mindestens fünf Meter in die Tiefe gestürzt, wahrscheinlich waren es aber einige Meter mehr", bestätigt Stadter.
Während die Bergwacht noch versuchte, die sterblichen Überreste der beiden jungen Männer aus dem Becken zu befördern, schossen unterdessen schon die Gerüchte ins Kraut. Möglicherweise waren nicht nur die beiden jungen Männer im Freibad, sondern noch mehr. Der Polizei-Pressesprecher wollte das so nicht bestätigen.
Vor Ort übernahmen Markus Hahn und seine Kollegen von der Kriminalpolizei Bayreuth die Ermittlungen. Auch der Kriminalexperte war über den Anblick im Becken schockiert. Die Stadt Kulmbach sperrte das Freibad für den Sonntag und - aus Pietätsgründen - auch noch für den heutigen Montag.
Die Bergung der beiden Männer übernahm die Feuerwehr mit der Bergwacht gegen 8.30 Uhr. Zu dieser Zeit befanden sich rund 30 Frühschwimmer im Bad. Sie wurden dezent gebeten, die Anlage zu verlassen.
Feuerwehr installierte Seilzug
Heinrich Poperl war mit 14 Kollegen ins Schwimmbad geeilt. Der Stadtbrandinspektor, der sich tief betroffen vom Schicksal der Opfer zeigte, ließ mit den Helfern Leitern in das Becken hinab, damit Ärzte und Polizei Zugang zum Unglücksort bekamen.
Zudem installierte die Feuerwehr über den Sprungturm einen Seilzug, mit dem die Männer in Zusammenarbeit mit der Bergwacht ("Das hat sehr gut geklappt") später geborgen werden konnten. Zusätzlich, so Poperl, hatte die Feuerwehr die Sperrung der Unteren Buchgasse übernommen, um Schaulustige abzuhalten.
Die Bergwacht Kulmbach unter Leitung von Christoph Bär war mit fünf Helfern am Ort des schrecklichen Geschehens. Sie bargen die beiden Unglücksopfer aus dem Becken mit einer Gebirgstrage und mithilfe des Flaschenzugs. "Die Mitarbeiter der Bergwacht sind ehrenamtlich tätig. Und das war für uns ganz gewiss kein normaler Einsatz", erklärte Heinz Müller von der Bergwacht später sichtlich betroffen.
Sichtlich erschüttert ist auch die Stadtspitze. Oberbürgermeister Henry Schramm schrieb in einer Pressemitteilung: "Ich bin zutiefst schockiert und betroffen. Es ist unfassbar, dass zwei Menschen auf so tragische Weise ihr Leben lassen mussten. Dieses Unglück ist kaum in Worte zu fassen. Unsere Gedanken sind jetzt bei den Familien und Freunden der beiden jungen Männer."
Auch Stadtwerkeleiter Stephan Pröschold und alle Mitarbeiter des Freibads hat der tragische Vorfall zutiefst mitgenommen. Die Kollegen sind erschüttert und bestürzt. Schramms und Pröscholds Dank gilt auch den Rettungskräften, Ärzten und Notfallseelsorgern, die sich gekümmert haben.
Aus Pietätsgründen und wegen der anhaltenden Ermittlungen der Kripo Bayreuth bleibt das Freibad auch noch am heutigen Montag geschlossen, teilt die Stadtverwaltung mit. Sie bittet die Kulmbacher Bürger um Verständnis.