Das Landratsamt will die Hilfen für neu Zugewanderte auf eine breite Basis stellen. Am Montag beginnt eine öffentliche Vortragsreihe für Betreuer.
Seit 1. Oktober 2016 ist die "Koordinierungsstelle für die kommunalen Bildungsangebote für neu Zugewanderte" offiziell im Betrieb. Für viele Flüchtlinge ist eine dauerhafte Bleibeperspektive entstanden. Peter Müller (mit dem Autor dieses Artikels nicht identisch; Anm. d. Red.), der diese Stabsstelle innehat, bemüht sich unermüdlich, Menschen, die nach Deutschland geflohen und in unserer Region gestrandet sind, in die Wertegemeinschaft einzubinden. "Menschen sind dann integriert, wenn sie nicht nur mitspielen dürfen, sondern Verantwortung übernehmen können und vom Hilfeempfänger zum aktiven Teil der Gesellschaft werden", ist der Thurnauer überzeugt.
Schon viele Interessenten
Müller kann dabei bereits auf aktive Flüchtlingsbetreuer zählen, allen voran Anton Steinl aus Burghaig, der schon mehrere Personen oder Familien aus Syrien und Afghanistan unter seine Fittiche genommen hat. Außerdem haben sich inzwischen weitere 14 Bürger gemeldet, die sich für das Coaching-Projekt interessieren. Für sie, aber auch für die ehrenamtlichen Helferkreise und alle, die sich ein Engagement vorstellen können, wurde eine Vortragsreihe initiiert, die am Montag, 9. Januar, beginnt. Bildungskoordinator Peter Müller weist ausdrücklich darauf hin, dass die Abende für jeden offen sind: "Man muss sich nicht unbedingt in der Flüchtlingsarbeit engagieren."
Bei der Auftaktveranstaltung referiert zunächst Jos Flieser über "Planung von Lebensperspektiven unterstützen". Neben Tanja Mudrack, der Flüchtlingsbeauftragten der Universität Bayreuth, kommt mit Maisaa Mamia auch eine aus Syrien geflohene Frau zu Wort. Thema: "Was Flüchtlinge wirklich brauchen(siehe Infobox).
Mittendrin in der Betreuungsarbeit ist bereits Edgar Schoberth, der mit seiner Frau Margit und Anton Steinl im November als Coach vorgestellt wurde. Er kümmert sich um eine dreiköpfige kurdische Familie aus Syrien, die eine Aufenthaltserlaubnis und eine eigene Wohnung hat. Auch Integrationskurse wurden von dem Ehepaar, das einen Sohn hat, bereits besucht. Schoberth, dessen Schützlinge Peter Müller vermittelt hat, zeichnet ein positives Bild: "Das sind aktive, ordentliche und vertrauenswürdige Leute", sagt er und erläutert, dass der Familienvater für den beruflichen Einstieg zweigleisig fahren will: Entweder bei einer Firma als Mitarbeiter einsteigen oder sich im Nebenerwerb als Schneider selbstständig machen. Letzteres, so Schoberth, wäre der große Traum des Mannes, dessen Familie dieses Handwerk seit Generationen ausübt. "Er verfügt auch über langjährige Erfahrungen, denn er war in Syrien sieben Jahre als Schneider tätig und führte acht Jahre lang ein Ladengeschäft."
Schneiderwerkstatt gesucht
Besonders freuen würde sich der Syrer natürlich, wenn ihm jemand einen Raum für eine kleine Werkstatt anbieten könnte. Denn: Das Jobcenter finanziert der Familie eine Wohnung, mehr aber nicht. Und solche Wohnungen sind in der Regel nicht für einen Nebenerwerb zugelassen und von ihrer Größe her nur auf die Bedürfnisse der jeweiligen Familie zugeschnitten. Sollte es in Kulmbach einen interessierten Vermieter geben, kann er sich unter der Nummer 09221/823480 an Betreuer Edgar Schoberth wenden.
Termine und Themen
9. Januar: Planung von Lebensperspektiven unterstützen Coaching von Flüchtlingen; Referent: Jos Flieser.
"Was Flüchtlinge wirklich brauchen!"Interview mit Maisaa Mamia, Neu-Kulmbacherin aus Syrien, und Tanja Mudrack. Letztere ist kommissarische Flüchtlingsbeauftragte der Uni Bayreuth. Sie koordiniert und organisiert mit ihrem Team die Intensiv-Deutschkurse, die es für studierfähige Geflüchtete gibt, und bereitet sie so auf ein anschließendes Studium vor. Hauptsächlich ist sie zuständig für Beratungen zur Einschreibung an der Universität.
16. Januar: Interkulturelle Kompetenz Vortrag und Diskussion mit Ibukun Koussemou und Xhavit Mustafa. Ibukun Koussemou stammt aus Benin und ist für die Stadt Bayreuth in der Asylarbeit tätig. Xhavit Mustafa war selbst Flüchtling und ist als unbegleiteter Jugendlicher nach Deutschland gekommen. Heute ist der Software-Entwickler Integrationsbeirat bei der Stadt Bayreuth, Fußballtrainer und Gewinner mehrerer Integrationspreise.
23. Januar: Asylrecht in Deutschland - Schutzstatus und GrenzenVortrag eines Referenten der Zentralen Ausländerbehörde der Regierung von Oberfranken in Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde des Landratsamts Kulmbach.
Flüchtlinge und der Einstieg in den ArbeitsmarktVortrag einer Referentin des Flüchtlingsteams im Job-Center Kulmbach.
13. Februar: Rechte und Pflichten im Ehrenamt - VersicherungsschutzInformationen von Heike Söllner, Koordinierungszentrum bürgerschaftliches Ehrenamt im Landratsamt Kulmbach.
Bildungskoordination für neu ZugewanderteSachstandsbericht: Was wurde bisher erreicht?
Koordinationsstelle "Frühe Kindheit"Sachstandsbericht - Was können wir leisten?
Die Vorträge beginnen jeweils um 19 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamts. Voraussichtlich nächster Termin ist der 20. Februar, wobei die weitere Seminar- und Vortragsplanung auch von den Wünschen und Erwartungen der Interessenten abhängen wird.