Die Staatsanwaltschaft Hof hat die Ermittlungen in zwei Fällen gegen die Geschäftsführung der in Insolvenz gegangenen Firma Horn in Grafengehaig eingestellt.
Das teilte Leitender Oberstaatsanwalt Gerhard Schmidt am Freitag auf Anfrage mit.
In einem der beiden Fälle hat es laut Schmidt allerdings eine Beschwerde des Anzeigeerstatters gegen die Einstellung gegeben, über die nun die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg zu entscheiden hat. In welchen Zeitraum das geschehen wird, ist derzeit nicht abzuschätzen, so Schmidt.
Im Juni vergangenen Jahres hatten Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei die Räume der Grafengehaiger Firma durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Anlass für die aufsehenerregenden Aktion waren damals zum einen eine Anzeige aus der früheren Belegschaft des Unternehmens, zum anderen hatten routinemäßige Untersuchungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Insolvenzverfahren dazu geführt.
Keine Anhaltspunkte für Selbstbedienung Konkret soll es um unberechtigte Geldentnahmen
während des bereits laufenden Insolvenzverfahrens, beziehungsweise Bonuszahlungen an die Geschäftsführung unmittelbar vor der Insolvenzanzeige gegangen sein.
Die Hofer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität hat die im Raum stehenden Verdachtsfälle über Monate hin geprüft. Für eine "Selbstbedienung", wie es Gerhard Schmidt formulierte, gab es jedoch keine Anhaltspunkte.
Juristisch abgeschlossen sind mittlerweile auch diverse Kündigungsschutzklagen, die ehemalige Mitarbeiter zum Arbeitsgericht eingereicht hatten. In allen Fällen, so ein Verfahrensbeteiligter, sei es zu Vergleichszahlungen gekommen.
Weiterhin anhängig vor dem Arbeitsgericht Bayreuth ist allerdings die Klage einer ehemaligen Horn-Mitarbeiterin, die mit dem Unternehmen einen Altersteilzeitvertrag geschlossen hatte.
Entgegen mehrfacher Zusage der Geschäftsführung und obwohl zu diesem Zeitpunkt noch ausreichend Liquidität vorhanden war, wurde für die mittlerweile 61-Jährige kein Wertguthaben gebildet. Ab April 2011 hatte sie Vollzeit gearbeitet, aber nur die Hälfte ihres Lohnes ausgezahlt bekommen. Ab April 2014 wollte sie bei gleicher Bezahlung in die Freistellungsphase der Altersteilzeit gehen. Soweit kam es nicht mehr, die Insolvenz der Firma platzte dazwischen. Der Schaden für die frühere Mitarbeiterin wurde vor Gericht auf einen hohen fünfstelligen Bereich taxiert, das juristische Verfahren läuft nach wie vor.
Insolvenzantrag im März 2013 Die 1919 gegründete Firma Horn stellte Dekostoffe, Flächenvorhänge und technische Textilien für den Personenschutz her.
Vor allem der sich verschärfende Wettbewerb mit preiswerten Textilien aus Asien, so die Geschäftsführung damals, hatte das Unternehmen in Schieflage gebracht. Im März 2013 musste Insolvenz angemeldet werden.
Durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung war noch versucht worden, die Zerschlagung der Firma zu verhindern. Das gelang nicht. Am Ende mussten alle 78 Mitarbeiter gehen, am 30. April 2014 standen die Maschinen still. Der Markenname Horn wurde in die Prevent-Gruppe integriert, ein Großteil der Maschinen demontiert und nach Bosnien in die Prevent-Produktion integriert. Einige wenige Mitarbeiter behielten ihren Job im Vertrieb, der der Zentrale der Prevent-Gruppe in Krems bei Wien angeschlossen wurde. Der Großteil der Belegschaft musste sich neu orientieren.
Was aus den Gebäuden der Firma Horn wird, ist noch ungeklärt. Auch Bürgermeister Werner Burger bemüht sich intensiv um eine neue Nutzung. "Und um neue Arbeitsplätze", sagt er und betont, dass die Insolvenz der Firma für die Gemeinde Grafengehaig natürlich ein schwerer Schlag war.