Ein Campus für Mensch und Tier

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Mauereidechse Foto: Boris Roessler/dpa
Mauereidechse Foto: Boris Roessler/dpa

Kleine Tierchen und große Pläne für den Kulmbacher Güterbahnhof. Kann das klappen?

Der Kulmbacher Güterbahnhof und Stuttgart 21: Gemeinsamkeiten gibt es auf den ersten Blick nicht. Auf den zweiten dann doch. Zentimeterlange, vierbeinige, wechselwarme Gemeinsamkeiten - Eidechsen.
Als im letzten Jahr etwa 250 Zauneidechsen, die auf der Liste der bedrohten Arten stehen, umgesiedelt werden mussten, weil die bei Stuttgart geplante ICE-Trasse direkt durch ihren Lebensraum führen sollte, sorgte das für Aufsehen - nicht zuletzt wegen der immensen Kosten. Planung, Gutachten, Monitoring, Fang der Tiere und Grunderwerb für die Ausgleichsflächen summierten sich - auf etliche Tausend Euro durchschnittlich je Tier.
Nicht zum ersten Mal hatten hier kleine Tiere große Projekte verzögert oder sogar verhindert. Feldhamster auf dem Grundstück von IKEA, Wachtelkönige in einem geplanten Wohngebiet, Fledermäuse an der Elbe: Wer ein bisschen recherchiert, findet viele Belege dafür, dass in dem Zwist David gegen Goliath nicht zwangsläufig die Großen siegen.
Nun also Mauereidechsen dort, wo demnächst ein Universitäts-Campus entstehen soll! Dass der Fall ähnliche Dimensionen annehmen wird wie in Stuttgart, Würzburg oder Dresden, steht nicht zu erwarten. Zwar gilt auch die Mauereidechse gemäß der EU-weit gültigen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als streng zu schützende Art. Aber die bis zu 7,5 Zentimeter langen Reptilien gelten als sehr anpassungsfähig.
Vielleicht ist ja deren Existenz (und das Vorkommen der Schlingnatter auf dem gleichen Areal) nun ein Ansporn für die Planer, nicht einfach nur Betonklötze hinzustellen, sondern einen wirklichen "Campus" zu schaffen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und heißt "Feld". Da denkt man an Grün und Natur - eine Umgebung also, in der sich sicher auch die künftigen Studenten wohlfühlen würden.